Wattenscheid. . In den 40 Tagen zwischen Aschermittwoch und Ostern verzichten die Kinder im Familienzentrum SPEM auf Schokostreusel auf ihrem Nachtisch. Die Erzieherinnen wollen mit verschiedenen Symbolen den Glauben veranschaulichen und erlebbar machen.
Schokostreusel auf dem Pudding sind im Familienzentrum SPEM zurzeit tabu: In der Höntroper Kindertageseinrichtung hat die Fastenzeit Einzug gehalten. In den 40 Tagen zwischen Aschermittwoch und Ostern wollen die Erzieherinnen den Kindern mit verschiedenen Symbolen den Glauben veranschaulichen und erlebbar machen.
Begonnen hat es mit dem Aschekreuz. „Wir haben die Luftschlangen von Karneval und die gesegneten Palmwedel aus dem letzten Jahr verbrannt“, erzählt Gruppenleiterin Silke Quirbach. „Um ein Aschekreuz herum haben die Kinder dann eigene Bilder gemalt – zum neuen Erwachen von Tieren und Pflanzen zu Ostern.“ Anschauungsmaterial bot die Natur: scheinbar tote Körner, die beim Keimen wieder zum Leben erwachen, Asche als lebensspendender Dünger.
„Rituale geben Sicherheit und einen verlässlichen Boden“
„Wir erzählen den Kindern die Geschichten von Jesus und machen sie mit solchen Symbolen begreifbar“, sagt Silke Quirbach. „Passend zum Thema Ostern zeigen wir ihnen, dass aus Totem etwas Neues entstehen kann.“ SPEM-Leiterin Doris Salewski ergänzt: „Es ist eine Offenbarung, wenn man eine solche Erfahrung macht.“ Eine wichtige Rolle spielen bei der religiösen Erziehung Rituale wie das Gebet vorm Essen und der Schlusskreis am Ende des Kindergartentages. „Rituale geben Sicherheit und einen verlässlichen Boden“, betont Doris Salewski. „Auf diesem Boden können auch verlässliche Beziehungen wachsen – das gilt auch für die Beziehung zu Gott. So wird der Kindergarten zum Ort der Gemeinde des Glaubens.“
Fasten kann auch schön sein
Klar, dass auch das traditionelle Fasten dazu gehört: „Wir haben mit den Kindern darüber gesprochen, auf was sie während der Fastenzeit verzichten könnten“, erzählt Silke Quirbach. Das Ergebnis: Schokolade, das Lieblingsspielzeug, Computerspiele . . .
Schwierige Themen spielerisch vermittelt
Veranschaulicht wurde das Thema „Verzicht“ mit der Geschichte von Jesus in der Wüste. „Wir konnten den Kindern damit gut vermitteln, wie es ist, auf etwas verzichten zu müssen, was sonst selbstverständlich vorhanden ist – und dass es Spaß machen kann auszuprobieren, wie es ist zu verzichten“, sagt Silke Quirbach. Für ihre Kitagruppe haben sich die Kleinen dann dafür entschieden, bis Ostern auf die Schokostreusel beim Nachtisch zu verzichten. „Und als mal ein Mädchen nach Streuseln fragte, hat ein anderes sie direkt daran erinnert, dass Fastenzeit ist.“
Themen, die sogar für Erwachsene schwierig sind, vermitteln die Erzieherinnen den Kindern spielerisch: zum Beispiel die Auferstehung Jesu. „Wenn wir am Gründonnerstag übers letzte Abendmahl sprechen, backen wir Brot und teilen es mit den Kindern“, erzählt Silke Quirbach. „Und vorher haben sie ja gelernt: das Weizenkorn keimt in dunkler Erde, wird dann zu Mehl und später zu Brot.“
Nur ein Katzensprung sei es von dort zum Ausspruch Jesu „Ich bin das Brot der Welt“. Doris Salewski: „Wenn die Kinder eine Ahnung bekommen, was das bedeutet, dann sind wir auf einem guten Weg.“