Wattenscheid. . Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Mit der Heilpraktikerin Ilse Kleinau sprach Redakteurin Annette Wenzig über Disziplin, Körpergefühl und die wohltuenden Wirkungen des Heilfastens.
40 Tage dauert sie, die Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern. Nur einen Bruchteil dieser Zeit – meist fünf bis sieben Tage – dauern Heilfastenkurse, die der Entschlackung des Körpers dienen sollen. Mit der Heilpraktikerin Ilse Kleinau, die einen solchen Kurs bei der Familienbildungsstätte leitet, sprach Redakteurin Annette Wenzig über das Heilfasten.
Warum wird Heilfasten gerade im Frühjahr angeboten?
Ilse Kleinau: Um den Körper bei der Umstellung vom Winter auf den Frühling zu unterstützen. Im Winter nimmt man ja oft schwerere, fettigere Nahrung zu sich, was zu einer Winterschwere führt. Die wird durch das Fasten beseitigt: Man fühlt sich leichter und vitaler. Früher habe ich solche Kurse sogar zweimal im Jahr gegeben, denn auch beim Übergang vom Herbst in den Winter gibt es eine solche Umstellungsphase.
Was sind das für Menschen, die an Ihren Kursen teilnehmen und was bewegt sie?
Kleinau: Die eine Hälfte sind alte Hasen, die das Fasten schon mehrfach genossen und seinen Wert erfahren haben. Sie wollen das einfach wieder erleben. Die andere Hälfte sind Neugierige, die sagen: „Das soll so toll sein, das möchte ich auch mal erleben.“
Was ist denn das Tolle am Fasten?
Kleinau: Es ist schon ein Erlebnis – man nennt das Fasten nicht umsonst eine Operation ohne Messer. Man merkt einfach, dass sich körperlich etwas bewegt, dadurch dass man sich disziplinarisch einen Genuss klemmt.
Sich disziplinieren und auf Genuss verzichten – das hört sich nicht wirklich toll an.
Kleinau: Es ist eine starke charakterliche Übung, dem Genuss nicht immer nachzugeben, die eigenen Wünsche nicht immer zu bedienen. Wir leben ja in einer Überflussgesellschaft und können deshalb uns alle Wünsche erfüllen. Das ist oft auch ein Fluch. So sind ja heutzutage sehr viele Menschen übergewichtig und überhaupt nicht mehr in der Lage sich zu disziplinieren. Das andere ist die Vorstellung, ohne Nahrung nicht überleben zu können. Beim Fasten macht man die Erfahrung, dass der Körper dennoch arbeitsfähig ist und sogar darunter gesundet – das ist für viele Menschen eine ganz neue Erfahrung.
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Was sind die Ziele des Fastens?
Kleinau: Es heißt ja Heilfasten und impliziert damit das „heil werden“. So hat das Fasten einen gesundheitlichen Aspekt. Der Körper kann sich durch den Entzug von fester Nahrung und das Wegfallen von Verdauungs- und Stoffwechselprozessen mit Verschlackung und Übersäuerung auseinandersetzen und Altlasten abbauen. Das führt zu einem ganz leichten, frischen und vitalen körperlichen Gefühl. Die Winterschwere ist wie weggeflogen, und man fühlt sich wie neu geboren. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass sich auch ein paar Kilos verabschieden.
Und wenn man wieder normal isst, gibt’s den berüchtigten Jojo-Effekt?
Kleinau: Nein, weil man nach den sieben Fastentagen vier bis fünf Aufbautage einlegt, an denen der Körper wieder ganz langsam an Nahrung herangeführt wird. Man startet das Fasten ja auch mit zwei Entlastungstagen, an denen man auf tierische Produkte verzichtet und bereits die Menge der Nahrung reduziert.