Gelsenkirchen.
40 Tage und Nächte dauert sie, die Fastenzeit, die nach christlicher Tradition am Aschermittwoch beginnt und in der Nacht zum Ostersonntag endet. 40 Tage – oder sieben Wochen – in denen der Mensch Verzicht üben soll. Während diese Tradition in der öffentlichen Wahrnehmung längst nicht mehr so präsent ist, hat Renate Wojtkowiak festgestellt, dass die Zahl derjenigen, die in dieser Zeit auf etwas verzichten – also fasten – wollen, dennoch von Jahr zu Jahr zunimmt.
Renate Wojtkowiak ist in der Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid tätig. Gemeinsam mit Pfarrer Ulrich Mennenöh leitet sie eine Begleitgruppe zum Projekt „7 Wochen ohne“, der „neuzeitlichen Version der alten christlichen Fastenzeit.“ Seit dreizehn Jahren bestehe diese Gruppe, erzählt Renate Wojtkowiak: „Ich habe den Eindruck, dass die Fastenzeit sehr wohl wieder ins Bewusstsein der Menschen rückt.“ Bei den Treffen der Gruppe seien nie weniger als achte Teilnehmer dabei gewesen, in den letzte Jahren sogar eher mehr. „Vielleicht suchen die Menschen etwas, den tieferen Sinn des täglichen Handelns zum Beispiel. Der Verzicht hilft dann dabei, sich bestimmter Dinge wieder bewusst zu werden.“
Nicht immer gehe es dabei um große Sachen: „Manche verzichten einfach mal sieben Wochen lang auf Bonbons, Schokolade oder die tägliche Tasse Cappuccino.“ Das klinge banal, sei deswegen aber nicht weniger unterstützenswert.
Die Begleitgruppe sei nun eine Möglichkeit, sich mit anderen Fastenden über die Erfahrungen auszutauschen, berichtet Renate Wojtkowiak. „Manchen fällt es leicht auf etwas zu verzichten, manchen nicht“, weiß sie aus Erfahrung. „Hier in der Gruppe können wir Tipps geben, Rat bieten oder die Teilnehmer unterstützen.“ Manche wollen die Fastenzeit zum Beispiel nutzen, um mit dem Rauchen aufzuhören. „Wenn die dann rückfällig werden, ist das ein persönlicher Tiefschlag. Hier in der Gruppe bauen wir denjenigen dann auf, machen ihm Mut, es weiter zu versuchen.“
Ein Mal pro Woche trifft sich die Begleitgruppe, immer mittwochs, immer um 19.30 Uhr. Pünktlich. „Am Anfang reden wir immer über unsere Erfahrungen, deswegen ist es schon sinnvoll, wirklich um 19.30 Uhr da zu sein“, rät Erwachsenenbildnerin Wojtkowiak.
Sie selbst wolle in den sieben Wochen bis Ostern vor allem auf Alkohol, Schokolade und Fleisch verzichten.