Wattenscheid. . In Wattenscheid gibt es mehr Ratten als Einwohner. Da kann es leicht passieren, dass eine in die Wohnung huscht. Für solche Fälle ist Schädlingsbekämpfer Karl-Heinz Jericho gewappnet. Wir haben ihn bei einem Kontrollgang durch die Stadt begleitet.

Wenn seine Trompeten erklingen, droht nicht gleich eine Stadt einzustürzen. Ganz im Gegenteil: Fährt Karl-Heinz Jericho vor, kann er vielen Menschen in einer doch eher misslichen Situation helfen.

„Mittlerweile fahre ich ein dezenteres Auto. Früher hatte ich einen roten Bully, da sollte ich dann schon ‘mal beim Nachbarn parken“, berichtet der Schädlingsbekämpfer aus seinem Alltag. Seine Kunden fühlten sich zuweilen peinlich berührt. Warum, kann der Kammerjäger nur schwer nachvollziehen: „Bei einem Schädlingsbefall ist man doch nicht sofort unsauber, was viele denken. Lässt man kurz die Tür auf, um den Müll raus zu bringen, kann schon eine Ratte herein gelaufen sein. Da es in Wattenscheid mehr Ratten als Einwohner gibt, ist das nichts ungewöhnliches“.

Essensreste ziehen Ratten an

In einem solchen Fall sei es höchste Zeit, den Profi zu verständigen. An unserem gemeinsamen Morgen stehen aber keine Notfälle in Haushalten auf dem Programm. Der Winter schlägt noch einmal voll zu, es ist kalt. An einem Spielplatz machen wir den ersten Kontrollgang. Viele Kinder lassen Essensreste liegen, das zieht die Ratten selbst bei kühlen Temperaturen an. „Man muss jedoch die Stadt loben, dass sie darauf sehr schnell reagiert und mich benachrichtigt“, schildert der 48-Jährige und bereitet mich auf das Schlimmste vor: „Kürzlich war ich hier und nahm eine Falle in die Hand. Zu schwer, dachte ich mir, und ließ sie wieder runter. Die erste Ratte lief hinaus. Trotzdem wurde die Falle nicht wirklich leichter. Noch einmal auf den Boden damit und eine weitere Ratte kam zum Vorschein.“

Dass die Nager die aufgestellten Vorrichtungen zunächst wieder verlassen können, hat Methode. „Es läuft heute nicht mehr so wie früher, als die Kammerjäger noch mit Flinten durch die Gegend gezogen sind und auf alles geschossen haben, was sich bewegte“, erklärt Jericho das neue Modell zur Beseitigung ungebetener Gäste. Die heutigen Fallen seien Boxen, in denen die Ratten eine Mischung aus Korn und einem Vitamin K1-Hemmer zu sich nehmen, was sie dann im Laufe der nächsten Tage verbluten lässt.

Vorteil der neuen Fallen

Die erste dieser Boxen ist Gott sei Dank frei von Ratten, aber auch von Futter. Auch die Weiteren sind leer. Eine Ratte sehe ich nicht. Wo ist das Viech? „Das liegt jetzt irgendwo in seinem Loch und stirbt. Trotzdem halten andere Ratten das Futter für genießbar. Das ist ein großer Vorteil des Systems.“

Unsere nächste Station ist der August-Bebel-Platz. Unter den Hecken in der Nähe des Parkplatzes kommen einige Rattenlöcher zum Vorschein, auch dorthin hat die Stadt den Schädlingsbekämpfer bestellt. Wieder ist kein Nagetier zu sehen, allerdings sind die Fressfallen verzehrt und Karl-Heinz Jericho füllt nach: „Das mache ich so rund vier Mal, dann ist der Einsatz zunächst zu Ende.“