Castrop-Rauxel. .
Manche mögen sie ja possierlich finden und halten sie gar als Haustier – eine Passion, der Edith Winterstein nun gar nichts abgewinnen kann: seit geraumer Zeit bevölkern Ratten ihren properen Garten.
Und sie findet es gar nicht lustig, wenn die Nager vor dem Fenster auftauchen oder gar in ihrem Windlicht die Kerze anknabbern.
Von der Unterstützung der Stadt bei ihrem Problem ist Edith Winterstein enttäuscht: „Die haben mir einen Beutel mit blaugefärbten Körnern in die Hand gedrückt und gesagt, ich soll das als Köder auslegen“, erzählt sie. Vier Wochen ist das nun her, und der städtische Köder war nicht nach dem Geschmack der Plagegeister, jedenfalls blieb er unberührt, während sich die Ratten weiter im Wintersteinschen Garten tummelten. Professionelle Hilfe musste her.
Kammerjäger Detlef Krause, Geschäftsführer der Schädlingsbekämpfung Beckmann aus Dortmund, sah sich an der Heinestraße mit „einem eher kleinen Problem“ konfrontiert. Der Profi schätzt die Zahl der Ratten bei den Wintersteins auf etwa zehn, ist als Profi aber auch andere Größenordnungen gewöhnt.
Mit Sohn Thilo ist Detlef Krause angerückt. Ihre Ausrüstung sind Köderfallen. Simpel gesagt schwarze Rohre, aufklappbar und abschließbar, damit nicht etwa Kinder an den Köder in der Mitte des Rohres gelangen können. Wirkstoff ist Cumarinderivat, was dem Körper das für die Blutgerinnung wichtige Vitamin K 1 entzieht: die Ratten verbluten innerlich nach etwa drei Tagen.
Der Zeitverzug ist wichtig, denn die schlauen Ratten schicken einen Vorkoster los: fällt der auf der Stelle tot um, lässt der Rest der Sippe das Futter links liegen. Der giftige Wirkstoff wird regelmäßig gewechselt, denn Ratten entwickeln als Überlebenskünstler erstaunlich schnell eine Immunität gegen Giftstoffe.
„Furchtbar viele Ratten gibt es in diesem Jahr“, sagt Schädlingsbekämpfer Detlef Krause.
Edith Winterstein führt die Ballung auf ihrem Grundstück auch auf den Abriss des alten Bethauses an der Kirchstraße zurück, das lange leerstand und in dem es vor Ratten nur so gewimmelt habe, die sich jetzt wohl andere Refugien in der näheren Umgebung suchten.
Die Stadt Castrop-Rauxel registriert Meldungen über die nagenden Schädlinge „leicht über Vorjahresniveau“, allerdings „ohne eine Konzentration auf irgendeinen Stadtteil“, wie Stadt-Sprecherin Nicole Fulgenzi sagt.