Wattenscheid. . 43 Teilnehmer eines Jugendaustausches zeigten in einem Tanzprojekt an der Pestalozzi-Realschule, wie sie sich ein Miteinander vorststellen. Carina Gödecke, Vizepräsidentin des Landtags, sieht in ihnen „Botschafter für Verständigung und Frieden“.
43 Schüler aus Israel, Deutschland und Palästina haben ihre zuvor in drei Sprachen gestellte Frage „was wäre wenn?“ in absolut beeindruckender Weise selbst beantwortet. Ausdrucksstark und ohne weitere Worte. Bei der Abschlussveranstaltung der dritten Runde des trilingualen Jugendaustausches in der Aula der Pestalozzi-Realschule präzisierten die 16- und 17-Jährigen in einem Tanzprojekt, wie sie sich ein Miteinander vorstellen.
Angeleitet in nur zwei Tagen von Profis der renommierten „Battery Dance Company“ aus New York, wirkten die getanzten Szenen nicht glatt gebügelt, sondern spiegelten durchaus auch Ecken und Kanten wider, an denen sich nicht nur Jugendliche im Nahen Osten stoßen. Im zweiten Bild, unterlegt mit orientalisch klingender Musik, dominierten helfende Hände, die am Boden Liegende wieder aufrichteten. Großer Applaus.
„Botschafter für Verständigung und Frieden"
Wer war eigentlich wer? Die Realschüler wie die Mitwirkenden aus Nahost waren nicht zu unterscheiden, alle tanzten in weißen T-Shirts und schwarzen Hosen.
Zu den berechtigten „standing ovations“ des Publikums gab es am Freitagabend viel Lob, geäußert auch von politischer Prominenz. So möchte Carina Gödecke, Vize-Präsidenten des Landtages, zumindest die Pestalozzis in Düsseldorf sehen: „Wir brauchen Eure Erfahrung. Ihr habt eine Brücke als Botschafter für Verständigung und Frieden gebaut und seid für mich die Helden dieses Austausches.“
Peter Maffay ist Schirmherr und Sponsor
Prof. Klaus Schäfer, für Austauschprojekte zuständiger Staatsminister im NRW-Ministerium für Familie, Kinder und Jugend, vertrat in einer Talkrunde die Auffassung: „Solche Begegnungen kann man nicht oft genug machen“ und versprach weitere Landesförderung. Im Gespräch mit der WAZ präzisierte er später: „Wir fördern nicht nur weiter, sondern auch in gleicher Höhe.“ 30 000 bis 40 000 Euro kommen jedes Jahr vom Land, um die Besuche der Jugendlichen in Israel und Deutschland möglich zu machen. Die Pestalozzi-Realschüler seien als bundesweites Vorbild für ähnliche Projekte besonders geeignet, sagte Schäfer, „sie sind absolut engagiert“.
Schirmherr und Sponsor des Jugendaustausches ist Rockmusiker Peter Maffay. Er bescheinigte den Jugendlichen: „Ihr seid auf dem richtigen Weg. Wenn man sich auf Augenhöhe begegnet, verändert sich was.“ Er wertete mit Blick auf aktuelle Entwicklungen dieser Tage: „Es sind junge Menschen, die die Schnauze voll haben und sagen: ,Wir sind die Zukunft’, und die damit an alten Strukturen rütteln.“
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Treffen durch Reiseverbote erschwert
Schäfer bezog in das Austausch-Projekt ausdrücklich das Peres-Friedenscenter ein, das sich in Israel um das Projekt kümmert, „eine wichtige Aufgabe“. Libby Lahar, die im Center dafür verantwortlich ist, hatte in einem Vorgespräch mit der Redaktion die Vorbereitungen zu Hause geschildert: „Wir hatten etwa ein Dutzend Treffen, getrennt und auch gemeinsam.“ Was nicht überall möglich ist: Es gelten für beide Gruppierungen von den Behörden verfügte Reiseverbote, „aber es gibt eine deutsche Schule in der Nähe von Bethlehem, da können wir uns alle treffen“. Die politisch gegebenen Umstände lassen sich eben nicht so einfach umtanzen.
Rana Qeimari vermittelte gegen Ende der Präsentation Hoffnung. Die Lehrerin einer christlichen Schule im palästinensischen Ramallah hatte sich gefragt, was denn zehn ihrer Schüler bewirkten könnten. Und fand diese Antworten: „Sie stehen für eine friedlichen Zukunft. Sie haben eine Vorreiter-Rolle in ihren Familien und bei ihren Freunden.“