Wattenscheid. Weltoffen und zugleich heimatverbunden: Das Engagement von Klaus Steilmann galt in den vergangenen Jahrzehnten stets auch Wattenscheid.
Mit dem Aufbau des Textilunternehmens – angefangen 1958 mit 40 Beschäftigten – hatte er die Grundlagen gelegt für sein nachhaltiges Wirken in Sport, Wirtschaft und Gesellschaft. Am Freitag, 12. Juni, feiert „der Boss” seinen 80. Geburtstag – „ohne viel Tamtam, mit der Familie”.
Aus gesundheitlichen Gründen musste er zuletzt kürzer treten. Nicht einfach für einen Menschen mit dem Lebensmotto, etwas zu bewegen. Bis vor einem Jahr kickte er noch bei den Altherren-Fußballern mit. Doch von Ruhestand keine Spur. Als Geschäftsführer leitet er derzeit die Klaus Steilmann Immobilien GmbH mit Sitz an der Ückendorfer Straße. „Wer rastet, der rostet”, sagt Steilmann. Sitzt an seinem Schreibtisch, blickt nicht nur zurück, sondern beurteilt auch das aktuelle Geschehen mit scharfem Urteil.
Ohne den Mäzen und Präsidenten wären die Erfolge der SG Wattenscheid 09 in der Ersten und Zweiten Liga undenkbar gewesen, unvergessen der Aufstieg und die Jahre im Fußball-Oberhaus. Umso mehr schmerzt ihn der Niedergang des Vereins. Noch immer hat er guten Kontakt zu den Weggefährten aus Glanzzeiten wie Hannes Bongartz, Kalli Feldkamp, Ewald Hammes.
Nicht abgerissen ist seine Unterstützung für die Leichtathleten und Rhythmischen Sportgymnastinnen des TV Wattenscheid, die viele nationale und weltweite Erfolge feierten. Das internationale Turnier der Sportgymnastinnen in der Rundsporthalle will er am Wochenende besuchen. Soziales Engagement auch im Hintergrund. Klaus Steilmann unterstützt viele kleinere Vereine in seiner Heimatstadt, hat stets ein offenes Ohr für deren Anliegen. Auch Kooperationen mit Schulen liegen ihm am Herzen. „Die Nachwuchsförderung war und ist mir stets ein wichtiges Anliegen.”
Steilmann baute einen der größten Textilkonzerne in Europa auf, die Firma beschäftigte in den Spitzenzeiten 18 000 Menschen im In- und Ausland, hatte Milliarden-Umsätze. Motto: Mode für Millionen, nicht für Millionäre. Bis die Krise ab dem Jahr 2000 das Unternehmen erfasste, es folgten Massenentlassungen. „Das hat tief geschmerzt.” 2006 übernahm der Radici-Konzern das vor der Insolvenz stehende Unternehmen. Nicht nachvollziehen kann er den angekündigten Umzug der Firma nach Bergkamen.
Sein Verhältnis zur Stadt Bochum „ist entspannter geworden”. In den 70er Jahren kämpfte Klaus Steilmann vehement gegen die Eingemeindung Wattenscheids. Seitdem führen seine Fahrzeuge aus Protest das Essener „E” im Kennzeichen.
Für seine Aktivitäten im Umweltbereich und sein Wissenschafts-Sponsoring ernante ihn die Uni Witten-Herdecke zum Ehrendoktor Dr.-Ing. h.c. Die Moskauer Lomonossow Universität verlieh ihm wegen seiner Aktivitäten zur Völkerverständigung die Ehrenprofessur; Michael Gorbatschow besuchte den Unternehmer 2000. Den Menschen in Osteuropa nach dem Ende des Kalten Krieges zu helfen, sich in einer freien Wirtschaft zurechtzufinden – auch das lag ihm am Herzen. Nach der Wende wurde er 1989 in Deutschland erster Konsul der Ukraine. Dessen Botschafter wird ihm heute für seine Ost-West-Verdienste einen Orden verleihen. Darüber freut sich Klaus Steilmann. „Auch wenn mir Auszeichnungen nie besonders wichtig waren.”