Wattenscheid-Höntrop. Mit einer Mega-Investition sichert Thyssenkrupp die Zukunft seines Bochumer Werks. Nachricht kommt in Zeiten der Ungewissheit für den Konzern.

. Mitten in die aktuelle Diskussion um einen möglichen Verkauf der Stahlsparte von Thyssenkrupp fällt eine äußerst positive Nachricht für den Stahlstandort Bochum. Nur ein gutes Jahr nach der Grundsteinlegung für das hochmoderne neue Kaltwalzwerk am Höntroper Standort an der Essener Straße kündigt der Stahlkonzern die Inbetriebnahme dieser Anlage für Ende des Monats an. Thyssenkrupp feiert damit die Fertigstellung des Doppelreversiergerüstes. Das Unternehmen hat dafür über 100 Millionen Euro, eine der größten Investitionen des Unternehmens in Bochum in den letzten Jahren überhaupt, in die Hand genommen.

Thyssenkrupp setzt: „Zeichen für die Zukunft“

Hergestellt wurde dieses Spezialkaltwalzwerk vom englischen Anlagenbauer Primetals. Das Unternehmen gehört zum japanischen Mitsubishi Konzern. Die Anlage ist in der Lage, in mehreren Walzvorgängen besonders dünne Bleche zu walzen. Diese eignen sich insbesondere für Elektromotoren und Generatoren. Mit der Investition soll der Standort Bochum auf Jahre gesichert werden, hatte das Unternehmen bei der Grundsteinlegung angekündigt. „Mit dieser Anlage setzen wir ein Zeichen in die Zukunft“, so hatte sich Stahl-Vorstandsmitglied Heike Denecke-Arnold bei der Grundsteinlegung am 18. Oktober 2022 gefreut.

Das Prinzip dieses neuen Walzwerks: Der Stahl wird nicht mehr in einer langen „Straße“ gewalzt. Vielmehr arbeiten zwei eng miteinander geschaltete Walzenpaare, in denen das Band mal in die eine und mal in die andere Richtung gewalzt wird. Mit dieser Technologie ist es möglich, dünnste Abmessungen herzustellen. So dünn, dass sie gerade einmal der „Dicke“ von zwei übereinandergelegten Blatt Papier entsprechen.

Im Dezember 2022 waren die Arbeiten für das Doppelreversiergerüst in der riesigen Walzwerkshalle noch nicht weit fortgeschritten.
Im Dezember 2022 waren die Arbeiten für das Doppelreversiergerüst in der riesigen Walzwerkshalle noch nicht weit fortgeschritten. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Das Werk in Höntrop soll zu einem Elektrokompetenzzentrum aus- und umgebaut werden. Hier will das Stahlunternehmen besonders gut aufgestellt sein. Zwischenzeitlich hatte die Belegschaft Zweifel, ob bei der generell unsicheren Zukunft von Thyssenkrupp Stahl innerhalb des Essener Konzerns mit den vor gut zwei Jahren angekündigten Investitionen überhaupt noch zu rechnen sei.

Doch die Investitionen kommen und werden umgesetzt. Wenn das Doppelreversiergerüst Ende Oktober seine Arbeit aufnimmt, laufen gleich nebenan noch die Arbeiten für die neue Glüh- und Isolierlinie. Sie wird vom deutschen Anlagenbauer SMS aus Düsseldorf unmittelbar neben dem noch produzierenden Warmbandwerk gebaut. Rund 150 Millionen Euro gibt Thyssenkrupp dafür aus. Mit der Fertigstellung wird zu Beginn des nächsten Jahres gerechnet.

Ziel: Stahlarbeitsplätze langfristig sichern

Beide Investitionen zusammen sollen die Stahl-Arbeitsplätze in Bochum langfristig sichern. Derzeit beschäftigt Thyssenkrupp Stahl an der Essener Straße rund 1800 Mitarbeitende. Außerdem werden 133 junge Leute im Ausbildungs- und Qualifizierungszentrum auf dem Werksgelände in verschiedenen Berufen ausgebildet.

Ursprünglich war geplant, den Standort an der Castroper Straße, wo bisher die Elektrobandaktivitäten in Bochum gebündelt waren, nach Fertigstellung der neuen Aggregate aufzugeben. Wann und ob das so tatsächlich umgesetzt wird, war zuletzt noch unklar.