Bochum-Wattenscheid. Wo gibt es das noch? Seit seinem 14. Lebensjahr war Jürgen Jedanietz als Gärtner für die Stadt Bochum unterwegs. Was ihm am Herzen liegt.
Den Lehrvertrag gab’s per Handschlag: Damals, Anfang der 1970er-Jahre, als Jürgen Jedanietz (63) in das Büro der alten Stadtgärtnerei in Wattenscheid marschierte und verkündete: „Ich interessiere mich für eine Lehrstelle.“ Wenige Wochen später startete er seine Ausbildung als Gärtner.
Viele Veränderungen in Bochum erlebt
Was früher noch Garten- und Friedhofsamt war, wurde später zum Grünflächenamt und ist heute beim Technischen Betrieb angesiedelt. „Ich habe in der Zentralgärtnerei in der Zierpflanzenabteilung am Hauptfriedhof begonnen. Damals hatte die Stadt noch eine Eigenproduktion“, erinnert er sich. Als die eingestellt wurde, wurde Jedanietz in den Stadtpark versetzt und war hier in den 1980er- und 1990er-Jahren für die Sommerbeetbepflanzung und die Grünanlagen im Innenstadtbereich zuständig.
Herzblut in den Stadtgarten Wattenscheid gesteckt
„Ich habe dabei miterlebt, wie die Stadt sich verändert hat, denn im Zuge von Umbauarbeiten habe ich so manche Bäume umgepflanzt“, sagt Jedanietz, der nun nach fast 50 Jahren den Ruhestand antritt. Ein umgepflanzter Baum ist ihm besonders in Erinnerung geblieben: Ein Fächerblattahorn, der einst am Husemannplatz stand und ein neues zuhause direkt vor dem Kortumhaus gefunden hat. „Er hat sich dort – mitten in der Fußgängerzone – prächtig entwickelt“, sagt der Gärtner.
Stadtgarten Wattenscheid wird umgestaltet
Das lässt sich hoffentlich bald auch über den Wattenscheider Stadtgarten sagen, den Jedanietz seit dem Jahr 2000 mitbetreut hat und der aktuell aufwändig saniert wird. „Ich habe viel Herzblut hineingesteckt“, sagt der Gärtner, der das Naherholungsgebiet bereits als Kind besucht hat. Eingerahmt von Parkstraße und Stadtgartenring bietet der Park exotische Bäume wie einen Mammut-, Tulpen- und Trompetenbaum. Park wird saniert „Auch das Vogelgehege hat immer viele Besucher angezogen“, weiß Jedanietz. Aktuell wird es in einen 1200 Quadratmeter großes Storchen-Erlebnis-Gehege umgebaut, welches künftig durch den Tierpark Bochum betreut werden soll.
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Im Zuge der Sanierung des Parks, die über zwei Millionen Euro kostet, entstehen bzw. entstanden außerdem ein Teich mit Regenwasser-Zufluss, Boule-Bahnen, ein Wasserspielplatz und ein neuer Spielplatz für ältere Kinder. Teile der Umbaumaßnahmen sind bereits abgeschlossen. „Mein Lieblingsort im Stadtgarten ist der Froschbrunnen“, verrät Jedanietz. Den hat er in einem Projekt mit Kindern aufwändig mit Mosaiksteinen gestaltet. Bevor Jedanietz seine Altersteilzeit anmeldete, war er als Betriebspunktleiter im Stadtgarten tätig und betreute eine kleine Kolonne von Helfern.
Sturm wütete 2014 heftig
Gespräche mit Besuchern des Stadtgartens waren dem 63-Jährigen immer wichtig. „Spaßeshalber wurde ich oft Kurparkdirektor genannt und wurde nach Tipps für den privaten Garten gefragt“, erzählt er lachend. Zu Erzählen gab es nach der Arbeit aber auch Zuhause immer etwas: Zum Beispiel vom Kampfmittelfund bei der Teichentschlammung oder dem Sturm Ela 2014. „Das war das Schlimmste, was ich je erlebt habe. Man wusste gar nicht, wo man zuerst aufräumen sollte“, sagt Jedanietz. Das Pfingstunwetter hatte am 9. und 10. Juni 2014 vor allem NRW, Hessen und Niedersachsen mit schweren Unwettern überzogen. „Danach kamen viele Motorsägen zum Einsatz“, erinnert sich Jedanietz. Die Stadt musste über 1000 Bäume neu pflanzen.
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Vandalismus erlebt
Zerstörung gab es in der Vergangenheit auch durch Vandalismus. „Es wurden zum Beispiel Bänke in den Teich geschmissen oder Graffitis gesprüht“, sagt der Gärtner. Die Situation habe sich aber deutlich verbessert, teilweise habe er sogar mit Jugendlichen das Gespräch suchen können. Für die Zukunft wünscht er dem Stadtgarten deshalb, dass nach der abgeschlossenen Sanierung alles erhalten bleibt. „Es wäre auch wünschenswert, dass es ausreichend Pflegepersonal gibt“, sagt er.
Der Stadtgarten in Wattenscheid wurde 1901 eingeweiht und seitdem weiter ausgebaut. In den 1930er-entstand die Freilichtbühne, die heute wichtiger Veranstaltungsort in Wattenscheid ist. Konzerte und Events finden auch im angrenzenden Biergarten statt. 2027 soll das der Wattenscheider Stadtgarten Teil der Internationalen Gartenbauausstellung werden
Nun mehr Zeit für Koiteich
Nun, da er selbst in den Ruhestand geht, bleibt für den Wattenscheider mehr Zeit für den heimischen Garten – ebenfalls in Wattenscheid. Seine Lieblingspflanzen, so verrät er, sind übrigens das indische Blumenrohr und der Gingko. „Ich habe in meinem Garten auch einen eigenen Koiteich“, erzählt er. Auch mehr Zeit für spontane Urlaube will er sich nehmen.