Bochum-Wattenscheid. Die Bäume entlang der Graf-Adolf-Straße in Bochum drohen gefällt zu werden – wegen Straßenbau. Doch nach viel Kritik jetzt wird neu überlegt.
Es gibt Hoffnung für die 26 Platanen an der Graf-Adolf-Straße in Bochum-Wattenscheid, die laut Stadt dem geplanten Straßenausbau im Wege stehen und gefällt werden sollen. Oder zumindest für einige von ihnen. Denn nach einem Ortstermin von Politik und Verwaltung soll nun neu überlegt werden, ob wirklich alle Bäume gefällt werden müssen. Und nicht nur das steht auf dem Prüfstand.
Bochum: Neue Hoffnung für die Platanen der Graf-Adolf-Straße
Im Rahmen einer Online-Veranstaltung hatte die Stadt Bochum im März Anwohner über den geplanten Ablauf des zweiten Bauabschnitts auf der Graf-Adolf-Straße informiert. Es geht um den Bereich zwischen Harkortstraße und Westenfeldstraße. Für etwa 2,4 Millionen Euro werden hier bis Ende 2024 Asphalt, Bürgersteige und Kanal erneuert. Darin sind auch Kosten für 42 neue Bäume enthalten – Stückpreis 2000 Euro – als Ersatz für die 26 Platanen.
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Deren Erhalt schloss die Stadt bislang kategorisch aus. „Die können wir wegen der Nähe an der Straße und den Schäden an den Gehwegen nicht halten. Wir werden sie allesamt fällen müssen“, hatte Andreas Heiming, Straßenplaner der Stadt Bochum, bei der Info-Veranstaltung gesagt. Die Wurzeln hätten die Bürgersteige angehoben und seien gerade für seh- und/oder geheingeschränkte Passanten ein großes Hindernis. Und auch der Straßenasphalt sei von dem ausladenden Wurzelwerk zum Teil zerstört.
Nun könnte es aber noch einmal zu einer Planänderung kommen. Denn nach Bekanntwerden der Pläne hagelte es Kritik. Unter anderem von den Grünen, die bei der geplanten Sanierung der Graf-Adolf-Straße „jede Berücksichtigung der Beschlüsse des Rates zum Klimawandel, aber auch zur Radwende vermissen“, so Oliver Buschmann, stellvertretender Bezirksbürgermeister. Es könne „nicht sein, jetzt alle Bäume zu fällen, den Charakter der Graf-Adolf-Straße zu zerstören und einen neuen Hitze-Hotspot zu schaffen.
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Auch die Querschnittsplanung der neuen Straße sei fehlerhaft, finden die Grünen. „Dass die Verwaltung den Radverkehr hier mal gleich ganz außen vor lässt, ist schon erstaunlich“, kritisiert Sonja Lohf, Sprecherin der grünen Bezirksfraktion, das Fehlen von Radwegen.
Können einige Platanen stehen bleiben? Die Stadt Bochum prüft
Nach einem Ortstermin einiger Bezirksvertreter und der Verwaltung ist Oliver Buschmann nun optimistisch, dass sich vielleicht noch etwas tut. „Im Rathaus soll nun geprüft werden, ob nicht zumindest die Platanen erhalten bleiben können, die von der Bochumer Straße kommend auf der linken Seite stehen.“ Die gegenüber stehenden Bäume seien jünger und nicht so standsicher, da sei eine Fällung wohl unumgänglich.
Innerhalb der einzelnen Parteien müsse das jetzt noch abgeklärt werden, sagt Buschmann nach dem Treffen vor Ort. Und vor allem die Verwaltung müsse nun prüfen, was geht. Das wird insbesondere ein Fall für den städtischen Baum-Manager Marcus Kamplade. „Ich werde noch einmal rausgehen und nach Lösungsmöglichkeiten suchen“, verspricht er.
Kamplade selbst mag die Platanen auch. „Das sind sehr schöne Bäume, die aufgrund ihres Alters natürlich auch Charme haben.“ Eventuell könne man beim Straßenbau sogenannte Saugbagger einsetzen, um die Wurzeln zu erhalten. Damit sei man auf anderen Baustellen im Stadtgebiet auch gut gefahren, etwa aktuell an der Hauptstraße in Langendreer.
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Ob und wie man in Sachen Graf-Adolf-Straße umplanen könnte, hängt laut Kamplade auch von den Stadtwerken ab. „Ich habe noch keinerlei Informationen, ob die in dem Bauabschnitt Leitungen erneuern werden. Denn dann müssten die ja in den Gehweg rein...“ Es gebe da also noch einige Fragen zu klären.
Einbahnstraßenregelung auf der Graf-Adolf-Straße?
Wie auch bei der künftigen Gestaltung der Graf-Adolf-Straße. „Für alle Verkehrsteilnehmer ist beim aktuellen Zustand der Straße kein Platz“, sagt Oliver Buschmann von den Grünen. Da man schlecht die Vorgärten überplanen könne, freut er sich über einen möglichen Kompromiss, der nun ebenfalls geprüft werden soll: eine Einbahnstraßenlösung. „Und zwar von der Bochumer Straße kommend in Richtung Westenfelder Straße. Dann wäre zumindest Platz für eine Radspur – bei gleichzeitig freier Fahrt für Radfahrer in die Gegenrichtung.“
Buschmann freut sich, „dass jetzt noch mal Bewegung in die Sache kommt“. Das Ganze sei schon eine schwierige Angelegenheit. „Aber das haben wir auch bei vielen anderen Straßen, da werden wir diese Diskussionen immer wieder führen müssen.“ Mitunter werde es auch deutlich teurer werden, die Interessen aller Verkehrsteilnehmer gleichermaßen zu berücksichtigen, „doch das ist es wert“, findet Buschmann.