Wattenscheid. In der Leitung der Polizeiinspektion Bochum-West gibt es einen Wechsel. Kirsten Langer übernimmt als Wachleiterin das Kommando von Peter Stephan.
Er lässt nichts auf sein Team kommen, nichts auf den Arbeitgeber: „Wir haben hier eine gute Behörde“. Und er übergibt die Leitung der Polizeiinspektion Bochum-West, die Wache Wattenscheid an der Friedrich-Ebert-Straße, gelassen lächelnd an seine Nachfolgerin: Peter Stephan tritt ab, Kirsten Langer übernimmt.
Leiter der Polizeiwache Bochum-Wattenscheid tritt ab
Peter Stephan (60) lehnt sich entspannt zurück: „Ihr traue ich das wirklich bedenkenlos zu“, sagt er bestimmt über Kirsten Langer (53), die nun als Erste Polizeihauptkommissarin Chefin im Westen der Stadt wird. Stephan selbst ist nur noch für das Abschlussgespräch zurück in die Räume der ehemaligen Real-Verwaltung gegenüber dem Rathaus gekommen und schon seit geraumer Zeit in Zivil unterwegs.
Auch in Bochum belastet die Personalknappheit die Polizei
„Überstunden abfeiern“, erklärt er knapp. Denn der Personalstand hat sich bei der Polizei mit veränderten und gewachsenen Aufgaben eher nach unten entwickelt. Bei den drei Dienstgruppen hier ist die Besetzung, erinnert Stephan, von jeweils 23 rein rechnerisch auf 16,5 Stellen abgespeckt worden.
Wache WAT auf Kurs halten
Mit Kirsten Langer tritt eine regelrechte Wunschkandidatin von Peter Stephan seine Nachfolge in der Leitung der Wattenscheider Polizeiwache an. Die 53-Jährige ist seit 1988 im Polizeidienst, war schon Dienstgruppenleiterin und stellvertretende Leiterin von 2018 bis 2022 an der Friedrich-Ebert-Straße und auf den Wachen in Linden und Mitte im Einsatz.
Die gebürtige Dortmunderin wohnt in Witten, ist verheiratet und Mutter von zwei Söhnen (18 und 21) und einem „frechen Hund“. „Die Zeit in Wattenscheid hat mir sehr gefallen, deshalb bin ich jetzt auch wieder gern zurückgekommen. Es ist ein tolles Team, ein interessanter Bereich“, meint sie. Reisen möchte die Erste Polizeihauptkommissarin mit dem eher geregelten Dienst gegenüber dem in wechselnden Schichten jetzt wieder mehr, vor allem in die USA.
Alaska steht oben auf der Wunschliste, und erzählt hat ihr davon Vorgänger Peter Stephan: „Unglaublich, 300 Kilometer an einem Stück zu fahren – ohne eine einzige Ampel.“
Das Team und den Ton auf der Wattenscheider Wache will Langer „auf Kurs halten“. „Aber es hat jeder seinen eigenen Kopf“, meinen beide gleichzeitig.
Ein Schwerpunkt in den gut fünfeinhalb Jahren als Leiter war sicherlich der Bezirksdienst, und er meint überzeugt: „Wir haben hier sicherlich einen der besten in der Umgebung.“ Nicht nur seien die Kolleginnen und Kollegen geradezu immer auch bei den Demonstrationen im Bereich Bochum-Mitte mit dabei („ich hatte nie Probleme, Freiwillige zu finden“).
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Trotz der Personalengpässe und der Belastung durch Dienste außerhalb Wattenscheids hätten die Dienstgruppen hier immer gut funktioniert. „Es ist uns trotz allem gelungen, die Einsätze zeitnah und gut abzufahren“, zieht er Bilanz.
Hängen geblieben ist ihm besonders ein Einsatz, bei dem die Besatzung eines Streifenwagens auf der Hüller Straße einen schweren Unfall hatte. „Fast tödlich“, erinnert Stephan, „das war wirklich dramatisch, anschließend liefen alle hier mit wirklich blassen Gesichtern herum. Aber trotzdem haben sie sofort die Einsätze für die anderen übernommen.“ Die Teilnehmer einer Abifeier hatten zum Glück die schwer verletzte Besatzung aus dem Wagen gerettet.
In der Lohrheide musste auch mal ein Spiel später angepfiffen werden
Große Einsätze hatten der Polizei immer wieder die Fußballspiele in der Lohrheide beschert, vor allem gegen Oberhausen, Essen und Aachen. „Die waren bekannt dafür, dass sie Bengalos einschmuggeln. Da habe ich drauf bestanden, dass erst ein Sprengstoffhund an den Fans entlang geht.“
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Und als die Aachener einmal regelrecht das Stadion stürmten, habe er dafür gesorgt, dass die gegnerischen Fans alle wieder hinausgeführt und kontrolliert wurden. „Da musste das Spiel eben später angepfiffen werden“, unterstreicht Stephan, „aber wir sind nicht eingeknickt, das hat am Ende funktioniert.“
Peter Stephan hat gerade beim Bezirksdienst, den „Dorfsheriffs“, den Begriff des „Schutzmanns“ eingeführt. „Da muss man eben auch mal ein Auge zudrücken und nicht immer nach dem Buchstaben des Gesetzes vorgehen, trotzdem aber konsequent sein. Ich habe es immer wieder den neuen Kolleginnen und Kollegen gesagt: Es geht ums Kümmern, und das gilt erstmal für alles.“
„Auge zudrücken heißt nicht, wegzusehen“
Das bedeute nicht, wegzusehen. Denn bei Rücksichtslosigkeit und Gedankenlosigkeit wird Stephan regelrecht zornig: Wenn etwa jemand seine Zigarettenkippe wegschnippt, obwohl ein Abfalleimer ein paar Meter weiter steht, oder mit laufendem Motor halb auf dem Gehweg stehen bleibt. „Da hört alles Verständnis auf.“
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An den Ruhestand will und muss er sich langsam gewöhnen, blickt der Höntroper nach vorn. „Mal wieder das Motorrad rausholen, um nicht erst nach Feierabend im Stoßverkehr unterwegs zu sein, und die Ruhrtop-Card ausnutzen“, und das vor allem mit „Lieblingsgattin“ Beate, die beruflich ebenfalls nun in den Ruhestand wechselt.