Bochum-Wattenscheid. 50 Barbies stehen derzeit Modell in einem Museum in Bochum. Sie alle tragen besondere Kleider. Was der Grund ist und wie lange sie dort bleiben.
Es ist eine ungewöhnliche Modenschau, die derzeit im „Helfs Hof“ in Wattenscheid zu sehen ist. Normalerweise gibt das Heimatmuseum seinen Besucherinnen und Besuchern einen Einblick in das Leben früherer Zeiten. Ab und an veranstaltet der Heimat- und Bürgerverein Wattenscheid aber auch Sonderausstellungen. Und die derzeitige Exposition ist sehr besonders.
Rund 50 Barbie-Puppen stehen Modell für die Haute Couture von Künstlerin Julia Hansen, die unter anderem aus alten Tischdecken, Gardinen oder Kleidern neue Gewänder für die Kult-Puppen näht. „Vor ungefähr zweieinhalb Jahren hat alles angefangen“, berichtet sie bei ihrer Vernissage am Samstag. „Ich sammle gebrauchte Barbies und ganz oft ist die Kleidung, die zu der Puppe gehört, kaputt, dreckig oder sie gefällt mir einfach nicht. Das, was ich mir dann modisch für die Puppe vorstelle, gibt es entweder nicht zu kaufen oder nur sehr teuer. Also mache ich es selbst.“
So wird aus Barbies altem kaputten Umhang ein Mantel, aus einer bestickten, ehemaligen Tischdecke vom Flohmarkt ein Brautkleid oder aus einer ausgedienten Wohnzimmergardine die Bordüre einer sogenannten Rokoko-Robe.
Ausstellung in Wattenscheid: Hinter manch einem Kleid steckt interessante Geschichte
Also ist dieses Hobby aus einer Leidenschaft für Barbie-Puppen entstanden? „Nein“, sagt Julia Hansen lachend, „eher aus der Liebe zur Mode und zur Kleidung. Dafür habe ich sogar extra nähen gelernt. Vorher hatte ich mich damit noch nie beschäftigt. Nur das Sticken habe ich schon immer gern gemacht.“
Ausstellung ist bis April zu sehen
Zu sehen ist diese ungewöhnliche Modenschau von Julia Hansen noch bis Ende April im Heimatmuseum „Helfs Hof“, In den Höfen 37.
Die Öffnungszeiten: donnerstags bis sonntags 11 bis 17 Uhr.
Und Julia Hansens Stickereien auf einigen Kleidern der Puppe haben es in sich. Zwei Roben sind sehr aufwendig mit unzähligen bunten oder goldenen Pailletten sowie zahlreichen, sehr kleinen Perlen bestickt.
Auch bei den Accessoires gilt für die Designerin das Motto „aus Alt mach’ Neu“ – in einem Fall sogar mit romantischem Nebeneffekt: „Für die Perlen in der Hochsteckfrisur einer Puppe habe ich meinen Haarschmuck verwendet, den ich selbst auf meiner Hochzeit getragen habe“, verrät Julia Hansen.
Warum die Barbies ausgerechnet im Heimatmuseum in Wattenscheid stehen
Statt bei ihr zu Hause stehen die Puppen derzeit im Wattenscheider Heimatmuseum. „Es ist übrigens auch eine lustige Geschichte, wie es dazu kam“, erklärt Julia Hansen. „Ich bin mit meiner Familie umgezogen und wir hatten noch keinen Platz, um die Barbies im neuen Heim zu platzieren. Im Karton wollte ich sie aber auch nicht lassen. Ich hatte erstens Angst, dass sie dort kaputtgehen, und zweitens ist es einfach selbst auf Zeit zu schade, sie darin so unbeachtet liegenzulassen.“ Deshalb hat Julia Hansen beim Bochumer Kulturbüro angefragt, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, die Barbies irgendwo auszustellen.
Bernhard Szafranek, Leiter des Kulturbüros Bochum, war begeistert von der Idee und hat als Ausstellungsort sofort an „Helfs Hof“ gedacht. „Da dies ein kulturhistorisches Museum ist, bieten die Räumlichkeiten den perfekten Platz, um die Puppen zu präsentieren“.
Die weltbekannte Barbie repräsentiere durchaus eine kulturelle Epoche. „Auch wenn sie augenscheinlich auf den ersten Blick nicht wirklich zu einem Heimatmuseum passt. Aber das macht den besonderen Charme dieser Ausstellung aus“, ergänzt er mit einem Augenzwinkern.