Bochum-Wattenscheid. In Bochum-Wattenscheid startet die Kleingartensaison. Doch einen Kleingarten zu bekommen, ist gar nicht so leicht. Die Wartelisten sind lang.
Mit den ersten sonnigen Tagen wurde auch in Bochum die Kleingartensaison eröffnet. In der Kleingartenanlage am Dückerweg in Wattenscheid bereiten sich die Kleingärtner derzeit auf den kommenden Frühling und Sommer vor. Ali El Oumari ist der erste Vorsitzende des Vereins und blickt zuversichtlich auf die Saison – auch weil in diesem Jahr wieder mehr möglich sein wird.
Die Saison beginnt allerdings nicht erst jetzt, wenn die Kleingärtner in ihre Gärten zurückkehren. Schon im Februar fangen viele zuhause an Gemüse zu züchten, das sie dann mit in den Garten bringen, sobald es das Wetter zulässt. „Tomaten, Gurken und anderes Gemüse werden bereits zuhause von den Pächtern vorbereitet“, erzählt El Oumari.
Erstmal wieder ein Sommerfest in Wattenscheider Kleingartenanlage
Zum Start in den Gärten mussten die Pächter zunächst noch viel vorbereiten und umbauen – Gewächshäuser müssen gesäubert, das Land muss umgegraben und Bäume gestutzt werden. Jetzt aber kann im Kleingartenverein am Dückerweg, der 103 Gärten umfasst, gegärtnert werden.
Ein Highlight wird in diesem Jahr das bevorstehende Sommerfest sein, auf das sich El Oumari besonders freut. Dieses findet erstmals seit der Corona-Pandemie wieder statt. Normalerweise habe es jedes Jahr zumindest eine Feier gegeben, entweder im Sommer oder zu Weihnachten. Durch die Corona-Beschränkungen habe der Kleingartenverein darauf bis jetzt allerdings verzichtet.
Bochumer Kleingartenvereine stehen im Austausch – „Wir versuchen zu vermitteln“
Es kann ein langer Prozess sein einen Kleingarten zu bekommen, denn die Plätze sind rar und die Nachfrage sehr hoch. Vor allem in den vergangenen Jahren sei die Nachfrage immer weiter gestiegen. Der Kleingartenverein am Dückerweg habe derzeit 200 Personen auf der Warteliste stehen. „Das waren aber auch schonmal mehr“, erinnert sich El Oumari. Während der Corona-Pandemie sei die Zahl der Wartenden auf bis zu 400 angestiegen.
Bei den vielen Anfragen, kann nicht jeder Interessent einen Kleingarten bekommen. Der erste Vorsitzende stehe deswegen aber immer im Austausch mit anderen Kleingartenvereinen. „Wir kennen uns hier eigentlich alle in Bochum und versuchen dann auch zu vermitteln“, sagt El Oumari. Das klappe zwar ab und zu, viele verweilen allerdings auf der Warteliste. Die Preise für einen Kleingarten liegen zwischen 2500 und 10.000 Euro. Das hänge von dem Zustand der Laube und der Anzahl der Pflanzen und Bäume ab.
Interessierte brauchen Geduld wegen langen Wartezeiten in Wattenscheid
Auch wegen der langen Wartezeiten springen Interessenten ab. „Manche stehen bei uns schon seit fünf Jahren auf der Liste“, sagt der erste Vorsitzende. Vor allem während der Corona-Pandemie sei der Wunsch nach einem Garten sehr spürbar gewesen. Es gab immer mehr Anfragen, aber niemanden, der seinen Garten abgeben hat.
Wattenscheider Kleingarten: Projekt eines Jugendhilfeträgers
Einen Kleingarten im Verein am Dückerweg pachtet seit drei Jahren die „Patchwork ambulante Hilfen“ aus Bochum. Der Jugendhilfeverein nutzt den Kleingarten auch, um ihn gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen und Familien zu bewirtschaften, die ihm vom Jugendamt vermittelt werden. Individuell werde entschieden, ob ein Termin im Garten infrage komme. Je nach Bedarf finden die Termine mit oder ohne die Eltern statt. Das hänge immer von dem Bedarf und der Fragestellung ab.
Das gemeinsame Tun sei wichtig während der Termine, heißt es von Seiten des Jugendhilfeträgers. Die gemeinsame Pflege der Beete, das Säen, Unkrautzupfen und Ernten vermittelt den Kindern und Jugendlichen nicht nur Wissen, sondern zeigt auch, dass man vorher etwas investieren und Geduld haben muss, um am Ende etwas ernten zu können.
„Die Kinder bekommen so auch ein Bewusstsein dafür, wo die Lebensmittel herkommen und wie diese in den Supermarkt kommen“, erklärt Ali El Oumari, der erste Vorsitzende des Kleingartenvereins am Dückerweg. Die Termine im Kleingarten werden von allen gut angenommen. Die Bereitschaft solche Termine anzunehmen, sei sehr groß.
Generell beobachte El Oumari in seiner Kleingartenanlage eine geringe Fluktuation. Wenn ein Pächter seinen Garten aufgibt, dann aus gesundheitlichen Gründen, weil er die Anlage nicht mehr bewirtschaften kann. Besonders junge Pächterinnen und Pächter bleiben dem Kleingartenverein lange verbunden, sagt der Vorsitzende.
Kleingarten muss bewirtschaftet werden – es kam zu Zwischenfällen
Aber wie kommen Interessierte an einen Kleingarten? Bevor ein Kleingarten, der neu vergeben wird, finde immer ein Kennenlerngespräch mit den potenziellen Pächtern statt. Bei der Pacht eines Kleingartens müssen sich alle Pächter an die Vereinsregeln und die Satzung des Vereins halten. In der steht, dass der Garten bewirtschaftet werden muss. Dennoch kam es in der Vergangenheit zu Zwischenfällen. „Es kam auch schonmal vor, dass wir junge Leute hier hatten, die den Garten dann für ihre Feiern nutzen wollten.“
Ob die Bewirtschaftung eingehalten wird, werde regelmäßig vom Stadtverband kontrolliert. Wenn sich die Pächter daran nicht halten, kann es sein, dass der Kleingartenverein seinen Status als eingetragener Verein verliert.