Wattenscheid. Nach über 350 Jahren weist der Dachstuhl der Alten Kirche in Bochum-Wattenscheid viele Schäden auf. Auch der Giebel ist deutlich angegriffen.

Es hat nicht allein seinen schlichten Zweck, sondern auch eine symbolische Bedeutung: Das Dach der Kirche. Nach über 350 Jahren seit Baubeginn ist aktuell der Dachstuhl der Alten Kirche am Wattenscheider Markt dringend sanierungsbedürftig. Knapp über 300.00 Euro werden dazu benötigt, Förderanträge bei Bund und Land sind gestellt.

Besondere Herausforderungen in Bochum-Wattenscheid

„Die evangelische Kirchengemeinde sucht daher hochkarätige Unterstützung bei den Anträgen“, erklärt Pfarrer Frank Dressler, und beschreibt das Besondere des Hauses in der Gemeinde und der Stadt. „Wir haben mit dem Neuen Gemeindezentrum und der Alten Kirche das jüngste und das älteste unserer Gebäude kombiniert und 2015 ausdrücklich zum Markt, zum Zentrum Wattenscheids, geöffnet. Wir stellen uns damit auch bewusst den besonderen sozialen Herausforderungen.“

Ungewöhnlich für Kirchengebäude aus der Zeit: Unter dem Dachstuhl, dem „Wald aus Hölzern“, zeigt sich das Tonnengewölbe der Alten Kirche Wattenscheid.
Ungewöhnlich für Kirchengebäude aus der Zeit: Unter dem Dachstuhl, dem „Wald aus Hölzern“, zeigt sich das Tonnengewölbe der Alten Kirche Wattenscheid. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Dachreiter und Giebel angegriffen

In einer kleinen Runde mit Axel Schäfer, MdB (SPD), Klaus Martin Schmidt-Waldbauer, Baukirchmeister der Gemeinde, Ulrich Reif, Architekt beim Kirchenkreis, und Architekt Christoph Harder aus Hagen, Kirchenarchitekt und Leiter der Sanierungsmaßnahmen, fast Dressler zusammen: „Es müssen dringend die schadhaften Hölzer des Dachstuhls behandelt, bearbeitet und wohl teilweise sogar ausgewechselt werden. Der Dachreiter, der eigentlich einmal ein kleiner Glockenturm werden sollte, ist in seiner Statik angegriffen. Er schwingt beim Glockenläuten stark und muss überholt werden.“

Auflagen als Denkmal

„Auch der historische hölzerne Westgiebel hat Schäden und ist schon deutlich verwittert, außerdem bietet er keinen Witterungsschutz mehr für den Dachstuhl. Er muss demontiert und wetterfest wieder aufgebaut werden.“ All das muss an dem als Denkmal geschützten Kirchengebäude mit dem Bauordnungsamt, der Denkmalschutzbehörde, dem Evangelischen Kirchenkreis und auch der Landeskirche abgestimmt werden.

Bewilligung braucht Zeit

Ausweichen in die Friedenskirche

Ein halbes Jahr Bauzeit rechnet Architekt Christoph Harder. Während dieser Zeit müssen sowohl der wohl einzigartige barocke Kanzelaltar wie auch die Orgel in der Alten Kirche zum Schutz abgesichert und abgedeckt werden. Der Gottesdienstbetrieb ist während dieser Zeit dann dort nicht möglich. Die Räume des Gemeindezentrums stehen weiter zur Verfügung.

Mit der Friedenskirche an der Hochstraße verfügt die Evangelische Gemeinde zum Glück über einen weiteren Standort in unmittelbarer Nähe. Veränderungen in den Gottesdienstzeiten werden im Evangelischen Gemeindemagazin Wattenscheid, EVA, und im Schaukasten an der Friedenskirche veröffentlicht. Mehr auch auf https://www.e-ki-wa.de/

Schmidt-Waldbauer berichtete, aktuell lägen bei der Bezirksregierung Arnsberg allein 28 Förderanträge ähnlicher Art und Form vor. Daher sei der Fortgang der Maßnahme von der konkreten Bewilligung abhängig, damit auch die Ausschreibung der Arbeiten und der Baubeginn.

Architekt Harder schätzt daher, realistisch könne der Sommer nächsten Jahres sein. Bei der Besichtigung des Dachbodens ergab sich der sonst kaum mögliche Blick auf das Innere und die Struktur des Hauses. Der Dachstuhl überspannt und verdeckt damit in drei Ebenen ein tonnenförmiges Gewölbe über dem Kirchenschiff.

Der Dachreiter auf der Alten Kirche am Markt in Wattenscheid muss ebenso wie der Holzgiebel auf der westlichen, der Wetterseite, dringend ertüchtigt und saniert werden.
Der Dachreiter auf der Alten Kirche am Markt in Wattenscheid muss ebenso wie der Holzgiebel auf der westlichen, der Wetterseite, dringend ertüchtigt und saniert werden. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Verdeckter „Wald“ von Hölzern

Beim Blick in die Runde zeigt sich ein regelrechter, bunt gemischter „Wald von Hölzern“, wie Harder schmunzelnd die Reparaturen aus vorangegangenen Arbeiten beschrieb. „Wo immer es geht, wollen wir aber die historischen Eichenbalken erhalten“, unterstrich er allerdings auch, als die Frage auf den kleinen Giebel auf der westlichen, der Wetterseite aufkam.

Auch nach außen werden die Sanierungsarbeiten sichtbar werden. Denn nicht nur muss der Dachreiter mit der Glocke überholt werden, die Arbeiten an den Sparren und Streben machen es auch erforderlich, auf etwa eineinhalb Metern die Dachziegel abzunehmen, um von beiden Seiten arbeiten zu können.

Sichtbar werden sollen noch im Oktober die Fortschritte im Innenhof. Die historischen Grabsteine sind bereits aufgearbeitet und wieder aufgestellt, nun sollen noch einige Bäume gepflanzt werden.