Bochum-Wattenscheid. Selbst Tana Schanzara stand bei den Winnetou-Aufführungen in Bochum-Wattenscheid auf der Bühne. Sind die Karl-May-Bücher rassistisch?

Über Generationen war es gut, jetzt aber schlecht? Die Diskussion darüber, was der Ausdruck „Indianer“ bei Menschen auslöst, reißt nicht ab. „Eine kleine Minderheit setzt sich hier in Szene und will bestimmen, was ok ist oder nicht. Ich bin entsetzt“, sagt Gabriele Schröder, die schon seit Jahren die Stadtbücherei in Wattenscheid besucht und sich mit Literatur und Kultur bestens auskennt – und die aktuelle Debatte dazu. Dass der Ravensburger-Verlag Karl-May-Kinderbücher dazu aus dem Programm genommen hat, kann sie nicht nachvollziehen.

Aufführungen auf der Freilichtbühne Wattenscheid

Rückblick: „Isch bien Winnetou“: Mit diesen Worten wurde Pierre Brice zum Idol einer ganzen Generation. Was kaum jemand weiß: Schon weit vor Beginn der legendären Filmreihe in den 1960er Jahren war die innige Freundschaft des Apachenhäuptlings zum charismatischen Westernhelden Old Shatterhand ein echter Kassenschlager – auch in Wattenscheid.

Pierre Brice eine Legende

An zwei bewegende Aufführungen auf der Freilichtbühne Wattenscheid erinnert das großformatige Buch „Karl May auf der Bühne“ (2021 erschienen). Nur noch wenige dürften sich noch daran erinnern, dass es zwischen den Jahren 1939 und 1954 hier große Winnetou-Festspiele gab. Zwar eine Weile her, doch die Fotos, die der Karl-May-Verlag – er hat die Bücher weiterhin im Programm – aus den Tiefen der Archive gegraben hat, sind sehenswert. Und das Buch fördert echte Überraschungen zutage. So war die unvergessene Bochumer Schauspielerin Tana Schanzara 1954 eine der Darstellerinnen. Mit damals Ende 20 spielte sie die resolute Rosalie.

Winnetou-Aufführung damals auf der Freilichtbühne Wattenscheid.
Winnetou-Aufführung damals auf der Freilichtbühne Wattenscheid. © Archiv Karl-May-Verlag | Archiv Karl-May-Verlag

Es gibt zahlreiche Karl-May-Fans

Für echte Karl-May-Fans ist das Buch ohnehin ein Highlight: Auf 400 Seiten haben die Autoren Nicolas Finke und Reinhard Marheinecke darin unzählige Aufführungen erfasst, die von 1908 über die Zeit des Zweiten Weltkriegs bis in die 1960er Jahre entstanden sind – lange bevor die Winnetous unserer Zeit von Pierre Brice, Alexander Klaws oder Claus Wilcke gegeben wurden. Die Premiere hier fand am 22. Juli 1939 statt, nur zwei Jahre nachdem die Freilichtbühne gebaut worden war. Unter der Regie von Hanns Reinhardt trat ein Schauspieler namens Alfons Stoffels als Winnetou auf. Alfons Stoffels erlangte später unter dem Namen Alf Marholm bundesweite Berühmtheit, als er den Verwaltungsdirektor Mühlmann im Serien-Klassiker „Die Schwarzwaldklinik“ spielte.

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Freilichtbühne Wattenscheid im Fokus

Bei den Recherchen zur zweiten Winnetou-Aufführung, die 1954 ebenfalls in der Freilichtbühne Wattenscheid stattfand, war die Bildauswahl wesentlich knapper. „Da haben wir neben einem verwackelten Szenenfoto mit Ludwig Schwartz als Sam Hawkens kaum brauchbares Bildmaterial finden können“, erzählt Finke. Immerhin klingt die Besetzungsliste interessant: Neben Tana Schanzara traten Walter Kohls (als Winnetou) und Willi Pelser (als Old Shatterhand) in Erscheinung, die später etwa in „Percy Stuart“ und „Ein Herz und eine Seele“ mitwirkten.