Ein neues Buch über Winnetou wird zurückgezogen. Der Grund: Kulturelle Aneignung. Ziemlich übertrieben, findet Chefredakteur Manfred Lachniet.
Die meisten unserer Leserinnen und Leser kennen „Winnetou“ als Roman von Karl May oder aus dem erfolgreichen Filmen aus den 60er-Jahren. Der Franzose Pierre Brice spielte seinerzeit den klugen Häuptling, Schwester Nscho-Tschi wurde von Marie Versini gemimt, die ebenfalls aus Frankreich stammt.
In manchen Kreisen heutzutage würde man das „kulturelle Aneignung“ nennen. Sie meinen: Nur ein Mensch „indigener Abstammung“ könne einen Apachen spielen. Eine ziemlich fragwürdige Ansicht. Warum soll es - im Gegenteil - nicht wertschätzend gemeint sein, wenn ein Franzose, Iraner oder sonst wer einen Indianer spielt? Wobei: Beim Wort „Indianer“ haben manche auch wieder Bedenken, schließlich prägte der weiße Eroberer Kolumbus den Begriff. Irrtümlich, weil er ja nicht in Indien landete. Es ist halt kompliziert...
Einknicken des Verlages ist übertrieben
Man könnte dies alles nun als Wortklauberei abtun und sagen, dass es doch wohl Wichtigeres gebe. Doch leider geistert die Diskussion um „kulturelle Aneignung“ längst durch die sozialen Medien und die Boulevard-Zeitungen, wo gegeifert und gehasst wird. So sehr, dass ein Buchverlag das nicht sonderlich gute Buch „der junge Häuptling Winnetou“ aus dem Verkehr gezogen hat. Das war falsch. Wo käme unser Gemeinwesen hin, wenn auf jedes Geschrei aus dem Internet (Shitstorm genannt) reagiert würde?
Kein Missverständnis: Rassismus darf keine Chance haben und üble Klischees gehören stets hinterfragt. Doch das Einknicken des Verlags ist maßlos übertrieben. Winnetou wäre wohl einfach weitergeritten.