Bochum-Wattenscheid. Die Kultbäckerei Blankenhaus in Bochum-Wattenscheid ist dicht. Auch Chef Bernd Armbrust ist geschockt – doch er hat schon neue Ideen im Kopf.

Auch Tage später ist Bernd Armbrust (63) immer noch traurig über die Entscheidung, die er am Sonntag „schweren Herzens und als alternativlos“ verkündete: Er hatte seine Kult-Bäckerei Blankenhaus in Bochum-Wattenscheid nach der Sommerpause ab sofort dauerhaft geschlossen. Seit Montag ist der Ofen damit endgültig aus. Aber der kreative Bäckermeister steckt weiter voller Energie.

Bäckerei Blankenhaus: Lage spitzte sich durch Personalausfall zu

„Die Lage hatte sich durch weiteren Personalausfall leider so extrem zugespitzt, dass es keinen anderen Ausweg, keine andere Lösung mehr gab. Alles musste dann ganz schnell gehen.“ Die Personaldecke sei „sehr ausgezehrt gewesen.“ Deshalb habe der Schritt rasch kommen müssen.

Eine Insolvenz liege bei seiner Firma nicht vor, „es lag zu keinem Zeitpunkt auch nur der Hauch eines Verdachtes der Insolvenz vor“, so Armbrust. Der Betrieb hatte neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die gekündigt werden mussten; es gab neben dem Hauptstandort Markusstraße noch die Filiale an der Ückendorfer Straße in Bochum-Wattenscheid, beide Standorte sind dicht. „Nie und nimmer habe ich geglaubt, diesen Betrieb schließen zu müssen.“

Kreativ und lecker: Viele Backideen hat Bernd Armbrust in der Kult-Bäckerei Blankenhaus in Bochum-Wattenscheid entwickelt.
Kreativ und lecker: Viele Backideen hat Bernd Armbrust in der Kult-Bäckerei Blankenhaus in Bochum-Wattenscheid entwickelt. © Gero Helm / WAZ Archiv | Gero Helm

Jetzt will Bernd Armbrust erst einmal einige Wochen Abstand gewinnen. Er steckt aber weiter voller Energie, Ideen und Schaffenskraft. Es könnte auch eine Cateringfirma mit Auslieferservice sein, mit der er später dann erneut durchstarten möchte. Oder eine Brotbackschule an der Markusstraße, wo ja alle Geräte noch stehen, „um Brotkultur kennenzulernen als privates Event in angenehmer Atmosphäre, um den Teilnehmern die Idee von Brotkunst zu vermitteln und mein in 50 Jahren angesammeltes Wissen weiterzugeben“. Das betont er gegenüber der WAZ, mit der er gerne zu einem Hintergrundgespräch bereit war. Viele bundesweite Anfragen auch aus dem TV-Bereich habe es gegeben; die habe er aber abgelehnt.

Viele Presse-Anfragen

Die Schließung habe sehr weh getan, „schließlich haben ich und mein Betrieb einen über die Stadtgrenzen hinaus sehr guten Ruf mit kreativen und hochwertigen Produkten, die es so anderswo kaum gibt.“ Armbrust sagt: „Es ist mein Lebenswerk, das in kürzester Zeit beendet worden ist.“ Er habe über lange Zeit Akzente gesetzt. 90 Prozent der Rezepte seien aus eigener Hand entstanden. „Ideen erdenken ist natürlich das eine, das andere ist die Umsetzung dessen durch ein engagiertes und professionelles Team, was uns so erfolgreich gemacht hat.“

Nicht nur eine Bäckerei, sondern Brotmanufaktur

Als Brotmanufaktur hat Bernd Armbrust seinen Betrieb verstanden und angelegt. Zehn Jahre lang war er als Brot-Sommelier in der WDR-TV-Sendung „Daheim und unterwegs“ aktiv, habe Bücher geschrieben, auch eines, das als „Standardwerk zur Backkunst gilt“. Der 63-Jährige hat den letzten Familienbäckereibetrieb in Wattenscheid geführt, wo er 1974 im Alter von 14 Jahren seine Bäckerlehre begonnen hatte.

Ursachenforschung: Energie und Personal

Der bekannte Bäckermeister geht bei der Ursachenforschung noch weiter, nennt auch externe Faktoren: „Wir erleben derzeit eine tiefe Zäsur im Handwerk, vor allem bedingt durch steigende Energie- und Rohstoffkosten, die die Wirtschaftlichkeit der Betriebe extrem beeinträchtigen und schwächen. So sind unter anderem die Mehlpreise explodiert, das gilt auch für die Erdgaskosten. Und ein großes Problem ist zudem der weiter wachsende Personalmangel im Ausbildungs- und allgemein im sonstigen Bereich im Handwerk. Hier muss auch die Politik zügig und energisch gegensteuern.“