Bochum..
Für die fantasievollen Brotkreationen des Wattenscheiders Bernd Armbrust (51) stehen die Kunden Schlange. In dritter Generation führt er die Bäckerei Blankenhaus – und hat sie weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht.
Das kleine Ladenlokal mit der 60er-Jahre-Einrichtung in einer Wattenscheider Seitenstraße sieht eher nach Vorstadtbäcker mit Feld-, Wald- und Wiesen-Angebot aus – doch samstags stehen die Kunden vor der Bäckerei Blankenhaus Schlange für die raffinierten Brot-Kreationen von Bäcker Bernd Armbrust. Ohne Vorbestellung geht nichts.
Kartoffelkissen mit Zwiebeln, Apfel-Nuss-, Belugalinsen- oder Bratkartoffelbrot, Mascarpone-Stuten mit Aprikosen oder Walnussbrot mit Camembert und Weintrauben, Wurzelbrot mit Peperoni und Schafskäse – die Fantasie des Wattenscheider Bäckers kennt keine Grenzen. „Mir geht es darum, die Tradition unseres Handwerks zu bewahren und alte Werte hochzuhalten“, erklärt der 51-Jährige seinen Antrieb, immer wieder neue, teils skurrile Brot-Rezepte auszuprobieren.
„Das Ruhrgebiet ist doch ein Schmelztiegel von Genüssen“, ist Armbrust überzeugt, „warum sollen nicht auch wir Bäcker davon profitieren?“ In dritter Generation führt er die Bäckerei – und hat sie mit seinen Brot-Kreationen weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht. Das „klug erlernte Handwerk vom Vater“, sagt Armbrust, habe er mit dem „Freigeist, etwas Neues auszuprobieren“, kombiniert.
Mails aus ganz Deutschland
Mit großem Erfolg: Seit seine Back-Show „Bernd und Brot“ im WDR-Fernsehen läuft, bekommt er Mails aus ganz Deutschland, sein erstes Backbuch mit dem schlichten Titel „Brot“ (Gräfe & Unzer) steht bei Media-Control auf Platz eins beim Brotbücherverkauf, und sein Geschäft hat es bereits zweimal in die Liste der 500 besten Bäcker des Landes in der Zeitschrift „Feinschmecker“ geschafft.
Dabei, sagt Bernd Armbrust, „zähle ich mich zu den Kleinst-Betrieben“. Ein Bäcker zum Anfassen möchte er sein. „So verstehe ich mein Handwerk.“ Der Wattenscheider hat früh erkannt: „Wir müssen weg von der maschinellen Produktion und zurück zum alten Handwerk.“ Dafür lebt der Bäcker aus Leidenschaft. Da gehört’s dann auch dazu, dass die Backstube direkt unterm Ladenlokal liegt und der Chef morgens um vier Uhr dort höchstpersönlich antritt: „Der Duft nach frischem Brot, das ist ein Pfund, mit dem ich wuchern kann. Ich will nicht das fünfzigste Geschäft aufmachen oder größer werden – ich will meinen Backofen selbst anmachen.“
Passender Wein zum Brot
Wie Bernd Armbrust auf seine Ideen kommt? „Eine gewisse Affinität zum Kochen ist schon dabei“, gibt er zu. „Da geht’s mir dann darum, einen bestimmten Geschmack in ein Brot zu bekommen.“ Dafür experimentiert der Bäcker zur Not auch tagelang. Manchmal kommen ihm seine Ideen aber auch einfach im Supermarkt: „Da habe ich vor den Belugalinsen gestanden und überlegt, wie ich damit ein Brot kreieren kann.“ Aktuell zur Spargelzeit gibt’s in der Bäckerei Blankenhaus – klar: Spargelbrot oder -stangen. Dazu hat Bernd Armbrust übrigens auch den passenden Wein im Angebot.
„Buchen“ kann man die Brotkreationen des Wattenscheiders auch: als Brotbuffet. „Entstanden ist die Idee, als ich das Catering bei der Modenschau „Zechenzeug“ mit Ruhrpott-Klamotten machen sollte. Die Designerin wollte etwas Uriges haben, das mit dem Ruhrgebiet zu tun hat.“ Armbrust lieferte: 25 verschiedene Sorten Brot, dazu Dips, Sauerkraut, Fleischkäse – und kann sich jetzt auch mit seinem Brotbuffet vor Nachfragen kaum noch retten.