Bochum-Engelsburg. Die Laubenkolonie am Thiemannshof muss wegen der Altlasten an der Engelsburg weichen. Nun steht fest: Die neue Heimat gibt es in Höntrop.
Jetzt herrscht endgültig Klarheit: Die Mehrheit aus SPD, Grünen und FDP in der Bezirksvertretung Bochum-Wattenscheid sieht in der Umsiedlung der Kleingartenanlage „Thiemannshof“ von der Essener Straße zum Herrenacker einen Gewinn und stimmte der Planung nun zu. CDU und UWG/Freie Bürger äußerten hingegen Bedenken, ob die Parkplätze reichen und die Öko-Bilanz ausreichen würde.
Jetzt steht fest: Bochumer Kleingärtner siedeln um auf das Höntroper Feld
Nachgehakt hat das Stadtteilparlament allerdings noch, ob denn die bisherige Zuwegung am Herrenacker am Feld in Höntrop ausgebaut werden müsste. Das solle möglichst vermieden werden.
Grundsätzlich unterstreicht Oliver Buschmann (Grüne) die positiven Folgen des Umzugs: „Besser geht’s doch nicht.“ Denn die belastete alte Fläche an der Engelsburg könnte noch für Gewerbe umgenutzt werden, und Kleingärten seien hochwertiger anzusehen als die derzeitige konventionelle Landwirtschaft auf dem Feld am Friedhof.
Für die Umsiedlung der Kleingartenanlage wurde nach langer Suche ein Ersatzstandort an der Straße Herrenacker gefunden. Es handelt sich um eine ehemalige Friedhofserweiterungsfläche, die dafür nicht mehr benötigt wird. Die Fläche liegt gut drei Kilometer westlich des jetzigen Standortes.
Schadstoffe flächendeckend durch die Bochumer Bergbau-Geschichte
Sowohl der Stadtverband als auch der KGV „Thiemannshof“ haben dem Umzug zugestimmt. Am Standort an der Essener Straße/Engelsburger Straße musste bereits 2015 nach Bodenproben festgestellt werden, dass der Boden flächendeckend mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) belastet ist. Diese Analyse allein dauerte schon drei Jahre.
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In diesem Bereich lag die Zechenanlage Vereinigte Engelsburg, die 1961 stillgelegt wurde.
Wegen der aktuell stetig wachsenden Nachfrage nach einem Garten soll der Kleingärtnerverein (KGV) am zukünftigen Standort auf bis maximal 75 Gärten erweitert werden, bisher sind es 64 Parzellen. Neben den Einzelgärten soll die Anlage mit einem Parkplatz von rund 35 Stellplätzen und einem Spielplatz ausgestattet werden. Im späteren Verlauf hat der KGV vor, in Eigenverantwortung auch ein neues Vereinshaus zu bauen.
Mehr Platz für Neu-Gärtner am neuen Standort
Die Umsetzung der Maßnahme soll bis Ende 2023/Anfang 2024 abgeschlossen sein, so dass die Kleingärtner die Gartensaison 2024 in der neuen Anlage starten können. Zudem wird parallel die Entwicklung des Gewerbestandortes an der Essener Straße vorangetrieben, auch dazu muss der alte Standort freigezogen sein.
Die Umsiedlung der Kleingartenanlage wirke sich laut Verwaltung positiv auf die Erholungsfunktion für die Bürger des Stadtteils aus.
„Zudem erhöht sich die ökologische Funktion deutlich gegenüber der derzeitig landwirtschaftlichen Nutzung der Fläche. Dann wird auch die alte belastete Kleingartenfläche saniert und somit ein weiteres ökologisches Plus erzeugt“, beschreibt Maria Otteloh für die Fachverwaltung.
Plus durch die Gartenparzellen
Bei der Planung der Kleingartenanlagen würden im Sinne der Nachhaltigkeit Artenvielfalt und klimaangepasste Maßnahmen im Vordergrund stehen. „Im Sinne der Abwägung der geforderten Umsiedlung der Kleingartenanlage sind die positiven Auswirkungen höher zu bewerten als die geringen klimatischen Auswirkungen“, lautet das Urteil des Umweltamtes.
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Neben der Kleingartenanlage soll zum westlich gelegenen Friedhof hin ein neuer Wald entstehen, um einen Abstand zu schaffen. Der Aufforstungsbereich und die Waldfläche in der Quelle des „Westseifens“ nehmen rund ein Drittel des gesamten Plangebiets ein.
Umzugskosten
Die Umsetzung der Maßnahme kostet eine Stange Geld. Für die Planungsleistungen der Freianlagen und der Technischen Ausrüstung (Strom, Frischwasser, Abwasser) kalkuliert das Umwelt- und Grünflächenamt Kosten von rund 242.000 Euro. Die Planungs- und Baukosten für die eigentliche Anlage werden auf rund 1,37 Millionen Euro veranschlagt.
Die entsprechenden Ausschreibungen sind demnach schon in Arbeit, auch wenn die Verankerung der Kosten im Haushaltsplan noch nicht geschehen konnte. Die Umsiedlung sollte dadurch aber nicht behindert werden, erklärt die Stadtverwaltung.