Bochum-Engelsburg. In den Kleingärten am Thiemannshof sind die Gartenfreunde gelassen. Der Umzug zum Herrenacker schreckt sie nicht. Der Apfelwickler ist schlimmer.
Es gibt Dinge, die gehen vor. Der April hat viel Regen gebracht, nun kam die Sommerhitze, da schießen die Pflanzen regelrecht in die Höhe und Breite. Gerade ist beim Kleingartenverein Am Thiemannshof an der Essener Straße wieder der Heckenschnitt angesagt, und der ist auch auch nötig. Samstagmorgen, 9 Uhr, noch nicht zu heiß, in bald allen Parzellen ist Betrieb. Das Thema „Umsiedlung zum Herrenacker“ ist inzwischen keins mehr, das Kopfschmerzen machen könnte.
„Das ist noch nicht ‘mal ganz beraten und beschlossen“, stellt die Vorsitzende Cordelia Thöne klar, was. In den ersten Tagen, da prasselten von außen die Nachfragen: „Habt Ihr gehört?“ Hatten sie, und sie wussten auch, dass hier im Boden keineswegs nur Regenwürmer oder Egerlinge zu finden sind. Die Stadtverwaltung formulierte das so: „Eine weitere Nutzung als Kleingartenanlage kommt leider nicht in Frage, so dass eine Ersatzfläche für die Umsiedlung im näheren Umfeld gesucht werden sollte.“
Industrie rundum gehörte in Bochum dazu
„Ist doch klar, der Verein wurde 1931 gegründet, rundum waren die Zeche, Hochöfen, Schornsteine“, zählt die Chefin auf. 52 Jahre ist sie mit ihrem Mann Rolf schon auf der Anlage, ist an der Engelsburg aufgewachsen, „und früher hat das mit den Verunreinigungen einfach keinen gestört“. 2015 wurden hier erstmals Bodenproben entnommen, bis November 2018 dauerte es, um überhaupt etwas sagen zu können.
„Nicht zu tief graben“oder „die Gartenschuhe nicht mit nach Hause nehmen“ empfahl die Verwaltung den Kleingärtnern, alles Tipps, die nicht für echte Unruhe sorgen würden.
„Wir sehen das entspannt“, spricht Cordelia Thöne für die Pächter der 64 Parzellen des 26.000 Quadratmeter großen Areals. „Gerade erst sind ja wieder drei neue Pächter dazu gekommen, alle unter 30“, zählt sie die Hintergründe auf.
Ja, einige der älteren Gartenfreunde, die würden wohl nicht mehr mitkommen.
Neu mit Spielplatz und Parkplatz
„Wir wissen ja noch gar nicht: Ist das in zwei, in drei oder in fünf Jahren“, wehrt sich Thöne gegen den Wirbel. Die Kleingärtner sollen entschädigt werden, und wenn es tatsächlich die neue Anlage am Herrenacker auf dem bisherigen Maisfeld wird, dann soll es dort nach neuen Vorschriften einen Parkplatz und einen Spielplatz geben. Hier an der Essener Straße wird es schon einmal eng, schließlich ist nebenan der Bogestra-Hof Engelsburg mit zahlreichen Mitarbeitern, die auch schon ‘mal mit dem Auto kommen.
Obst und Gemüse
„Alles“ meint Cordelia Thöne auf die Frage, was denn in den Parzellen am Thiemannshof angebaut wird. Und zählt auf: Kaki(pflaumen), Kiwi, Aprikose, Pfirsich, Maulbeere, Feige, Bananen, Him-, Brom- und Erdbeeren, Kirschen, Birnen, Äpfel (alte Sorten), dazu Salat, Gurken, Tomaten.
Mehr Informationen auch unter kgvthiemannshof.de/
„Als die Westtangente kam, damals 1984, mussten auch 40 Gärten umziehen. Oder oben an der Osterbecke, das war doch auch eine Neunanlage“, weiß sie noch. So ganz ungewöhnlich ist der Umzug einer Kleingarten-Gemeinschaft dann eben doch nicht.
Eher, dass die Schnecken in diesem Jahr weniger Schaden anrichten. Dafür aber die Raupen des Apfelwicklers um so mehr.