Bochum-Wattenscheid. Die Gemeindereferentinnen Gertrude Knepper und Anke Wolf aus Wattenscheid sind nun außerordentliche Taufspenderinnen. Ihre Zahl soll noch wachsen.

Mit den Gemeindereferentinnen Gertrude Knepper aus Höntrop und Anke Wolf aus Leithe sind erstmals zwei Frauen aus der katholischen Wattenscheider Großpfarrei St. Gertrud zu außerordentlichen Taufspenderinnen ernannt worden und dürfen das Sakrament der Taufe spenden

17 Frauen und ein Mann hat Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck dazu beauftragt. In seiner Predigt erläuterte Overbeck, dass die Taufe ursprünglich nur von Bischöfen gespendet wurde. Im Laufe der Zeit sei dies auf die Priester und Diakone übergegangen, mittlerweile würden auch nicht geweihte Schwestern und Brüder beauftragt, die Taufe zu spenden. Dies gilt in Vertretung, wenn kein Priester zur Verfügung steht.

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Nachfrage bei Tauffamilien

„Heute haben wir zum einen weniger Priester als früher, zum anderen aber auch ein hohes Bedürfnis der Tauffamilien nach einer möglichst individuellen Begleitung und Gottesdienst-Gestaltung“, so Theresa Kohlmeyer, Leiterin der Abteilung Glaube, Liturgie und Kultur im Bistum Essen, die die Seelsorgerinnen bei der Ausbildung begleitete.

„Radikale Erneuerung“ gefordert

„Wir stehen mit der Katholischen Kirche nicht nur am Abgrund, sondern sind bereits weit in den Abgrund geraten. Vor allem der Skandal des sexuellen Missbrauchs durch Kleriker hat schreckliches Leid offenbart“, erklärt der Bischof von Essen im aktuellen BENE-Magazin. „Dem können wir nur noch eine radikale Erneuerung entgegensetzen“, so Overbeck.

Auf eine solche „radikale Erneuerung“, wie es der Bischof nennt, hofft auch Elisabeth Hartmann-Kulla. Die 67-jährige Katholikin aus Wattenscheid bekennt in BENE: „,Das war’s jetzt mit der Kirche‘ – den Impuls hatte ich schon öfter.“ Die Missbrauchsfälle, das Pflichtzölibat für Priester, die Diskriminierung homosexueller Kirchenmitglieder und die Tatsache, dass Frauen keine Priesterinnen werden dürfen – sie hat viele Kritikpunkte. Dennoch trete sie nicht aus, sondern die Lehrerin im Ruhestand engagiert sich für für Veränderung.

„Meine katholische Glaubensgemeinschaft ist es wert, erhalten zu bleiben“, begründet die ehrenamtlich Aktive, bekannt auch durch die Aktionen „maria 2.0“. Sie vermeidet bewusst den Ausdruck „Katholische Kirche“: „Die Amtskirche wird nicht in der jetzigen Form bestehen bleiben. Sie wird entweder zusammenbrechen, sich selbst erledigen durch Skandale und immer mehr Austritte. Oder wieder stark werden durch Reformen.“

Kirchengemeinden aus Bochum und Wattenscheid

Zunächst elf der 40 Pfarreien im Bistum Essen – vom Ruhrgebiet über das Bergische Land bis ins Sauerland – hatten angesichts des Priestermangels beantragt, auch Seelsorgerinnen und Seelsorger mit Taufen zu beauftragen, die nicht geweiht sind. In einer eigens konzipierten viertägigen Fortbildung haben sich die 18 Seelsorge-Profis dann speziell mit Theorie und Praxis der Taufe beschäftigt – und werden mit der Beauftragung des Bischofs nun in ihren Pfarreien eingesetzt. Dies gilt auch für drei Frauen aus Bochum und Wattenscheid: Anke Wolf und Gertrude Knepper aus der Pfarrei St. Gertrud von Brabant und Sabine Pappert aus der Pfarrei Liebfrauen wurden ebenfalls als Taufspenderinnen beauftragt.

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hielt den Gottesdienst für die Taufspenderinnen.
Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hielt den Gottesdienst für die Taufspenderinnen. © Bistum Essen | Nicole Cronauge

„Angesichts der zahlreichen Pfarreien, die bereits jetzt ebenfalls beantragt haben, weitere Seelsorgende zur Taufe zuzulassen, werden wir noch in diesem Jahr weitere Taufspenderinnen und -spender beauftragen“, kündigte Kohlmeyer an.

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Auf eine pastoral schwierige Situation reagiert

Bischof Overbeck betonte, dass das Ruhrbistum mit der Beauftragung von Taufspenderinnen und -spendern „auf eine pastoral schwierige Situation“ reagiere. Overbeck warb für eine hohe Qualität bei Tauffeiern: „Ohne lebendige Gebetserfahrungen und lebendige Erfahrungen von Gemeinschaft wird es für diese Christen nicht gehen.“ In den letzten zwölf Monaten haben auch drei Gemeindereferentinnen als Pfarrbeauftragte schon Leitungsverantwortung in Pfarreien des Bistums übernommen.