Wattenscheid-Westenfeld. Im Urnen-Hochbeet auf dem ev. Friedhof in Bochum-Wattenscheid finden sogar recycelte Grabsteine neue Verwendung. Blühpflanzen locken die Bienen.

Die Lage allein schon zeigt die Ausrichtung des evangelischen Friedhofs an der Westenfelder Straße. Im Hintergrund zieht sich die Lärmschutzwand der A 40 entlang, vorn ist die Hauptstraße, hinten das evangelische Familienzentrum und gegenüber das Klaus-Steilmann-Berufskolleg - schlicht mitten im Leben der Stadt. Holger Sense ist nicht nur Verwalter der Anlage, sondern auch Gärtner. Er vertritt ganz klar die Einstellung: „Wir sich zu Lebzeiten hier wohlfühlt, kann sich auch vorstellen, hier bestattet zu werden.“

So hat der Friedhof in den letzten Jahren den Weg zum Friedpark, zum Biotop und zum „Ort der Hoffnung“ praktisch selbstverständlich mitgemacht.

Bei dieser Aktion der Westfälischen Landeskirche steht im Zentrum, Friedhöfe vom Kern aus neu zu denken. In Westenfeld begann die Umsetzung unter diesem Logo im Ruhrgebiet. Weshalb Sense mit seinem fünfköpfigen Team auch nicht ohne Stolz auf die jüngste Veränderung verweist, die auch durch ein neues Hinweisschild herausgehoben wird. Es handelt sich um ein Urnen-Hochbeet, das Platz für gut 70 Bestattungen bieten wird.

Eine Info-Tafel klärt über die Details auf dem Friedhof und die einzelnen Bereich auf.
Eine Info-Tafel klärt über die Details auf dem Friedhof und die einzelnen Bereich auf. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

In Wattenscheid könnensogar Steine recycelt werden

Die Bepflanzung des neuen, nach 25 Jahren Ruhefrist aufgegeben Feldes, das von einer Trockenmauer eingefasst wird, ist mit blühenden Stauden vorgesehen, um Insekten anzuziehen. Außerdem sollen sie widerstandsfähig gegen Trockenheit sein.

Nicht nur das, dort ist auch die Urnenbestattung mit einem Stein aus recyceltem Material in Form eines Blattes möglich. Denn immer wieder gibt es Steine auf aufgegebenen und dann abgeräumten Grabstätten, die auf diese Weise nicht im Bauschutt landen müssen.

Etwa 55 Urnen-Bestattungen sind in dem Urnen-Hochbeet möglich.
Etwa 55 Urnen-Bestattungen sind in dem Urnen-Hochbeet möglich. © WAZ | Uli Kolmann

Für die Gestaltung hat Sense erneut den Steinmetz und Bildhauer Martin Künne aus Gelsenkirchen angesprochen, der auch für das „Wattenscheider Grab“ verantwortlich zeichnet.

Bei dieser Bestattungsform können Steine aus regionaler Produktion und eigener Symbolik gewählt werden: Förderturm, Schlägel und Eisen, Kreuz, Rose oder ein Segelboot.

Urnenbestattungen werdenimmer stärker gefragt

Die Erkenntnis ist nüchtern, und sie lässt sich hier würdevoll auffangen: Inzwischen finden mehr Urnen- als Erdbestattungen statt. Sense klärt auf: „Das sind hier schon rund 55 Prozent. Der Friedhof finanziert sich nur über Bestattungen, nicht über Kirchensteuern.“ So ist diese Ausrichtung auch durchaus wirtschaftlich und kundenorientiert.

Infos und Kontakt

Der evangelische Friedhof an der Westenfelder Straße 61 zählt mit zu den „Orten der Hoffnung“ und ist seit dem letzten Jahr auch einer der 300 Friedhöfe in 125 Städten Deutschlands, der sich an der bundesweiten Aktion beteiligt hat. Anlass war die Erklärung der Friedhofskultur zum Immateriellen Kulturerbe. Informationen dazu gibt es auf www.kulturerbe-friedhof.de. Details über die Bestattungsmöglichkeiten und Gestalten von Grabstätten gibt es unter 02327 300961, Fax 02327 300 962 bei Leiter Holger Sense, E-Mail-Kontakt: Wattenscheid@kk-ekvw.de

„Der Preis muss attraktiv sein“, war für den Verwalter klar, „aber der Kunde kann auch abwägen, was ihm der ökologische, nachhaltige Aspekt wert ist.“