Wattenscheid-Westenfeld. Der evangelische Friedhof in Westenfeld wird als Beispiel für ökologische Gestaltung aufgewertet. Kirchen fördern Rückzugsorte für die Natur.

Sie liegen mitten in der Stadt und sind als perfekte Rückzugsorte für Tiere und Pflanzen kaum im Blickpunkt: Friedhöfe. Allein in Westfalen unterhalten die evangelischen Gemeinden 323. Ein spezieller, der an der Westenfelder Straße, ist gerade auf seine Eignung unter dem Aspekt Umwelt- und Artenschutz geprüft worden. Er nimmt teil an einem Projekt „Biodiversität“, das von der Bundesregierung gefördert wird.

Mancher mag an Loriot denken, aber in Westenfeld sind ohne Scherz seltene Arten wie Breitblättriger Stendelwurz, eine wilde Orchidee, der Zierliche Hornklee und der Trauer-Rosenkäfer vorgefunden worden, die immerhin selten oder sogar geschützt sind. Das sind Zeichen für die Wirksamkeit einiger Maßnahmen, die die Gemeinde und Friedhofsleiter Holger Sense mit seinem Team schon seit einiger Zeit umsetzen.

Der breitblättrige Stendelwurz wurde im Jahr 2006 zur Orchidee des Jahres erkoren.
Der breitblättrige Stendelwurz wurde im Jahr 2006 zur Orchidee des Jahres erkoren. © WAZ | RED

Ökologie und Pietät

Friedhöfe bieten geradezu ideale Voraussetzungen für das Natur-Projekt. Es herrscht nachts Ruhe, denn außerhalb der Öffnungszeiten bleiben die Tore geschlossen. Die Natur wird nicht durch Beleuchtung gestört. Ökologie und Pietät passen gut zusammen: keine lauten Sportarten, Hunde bleiben an der Leine, Autos bleiben draußen. Unterschiedliche Gebäudetypen bieten Möglichkeiten, um Nisthilfen für Vögel, für Fledermäuse und Insekten anzubringen.

Zuschuss für Maßnahmen

Die Evangelische Landeskirche, das Erzbistum Köln und das Haus kirchlicher Dienste der Landeskirche Hannover tun sich daher zusammen. Für die drei Verbundpartner stellt der Bund rund 3,5 Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung. Ende 2021 soll die Pilotphase abgeschlossen und ausgewertet sein. Die Einzelmaßnahmen können mit bis zu 10.000 Euro gefördert werden.

Bienenwiesen oder Totholz-Hecken

Für Westenfeld ist gemeinsam mit der Gemeindegruppe „Gartenfreunde WAT“ ein Konzept entstanden, welche Schutzmaßnahmen etwa für Vögel, für Insekten, aber auch für Kleinsäuger und Reptilien sinnvoll sein können. Einiges ist schon umgesetzt, so werden abgestorbene Bäume stehen gelassen, wenn das möglich und sicher ist, Wiesen ersetzen intensiv gepflegte Rasenflächen und werden mit insektenfreundlichen Blumen bestückt.

Das geht sogar bis zur Grabgestaltung, die mit Kräutern und blühenden Stauden in das Gesamtbild passt. Bentjeshecken aus Totholz will Holger Sense umgehend in Angriff nehmen, wenn mit der stürmischen Jahreszeit Äste anfallen - die sonst abgeräumt und kompostiert werden.