Westenfeld. . Der Friedhof an der Westenfelder Straße ist ein „Ort der Hoffnung“. Die Bestattungskultur hat sich verändert. Die Urne hat den Sarg abgelöst.

Es ist nicht nur ein Friedhof, es ist ein „Ort der Hoffnung“. Als solcher – und damit erster im Ruhrgebiet – darf sich der evangelische Friedhof an der Westenfelder Straße im Rahmen der Landeskirchen-Kampagne bezeichnen. Der Friedhof wird am 4. März 125 Jahre alt. Am 9. März feiert die ev. Kirchengemeinde Wattenscheid das Jubiläum. Viel hat sich in diesen 125 Jahren verändert.

Pfarrer Uwe Gerstenkorn und Friedhofsverwalter Holger Sense präsentieren den „Ort der Hoffnung“.
Pfarrer Uwe Gerstenkorn und Friedhofsverwalter Holger Sense präsentieren den „Ort der Hoffnung“. © Gero Helm

Immer weniger Sarg-Bestattungen

„Wir haben heute eine völlig neue Friedhofskultur“, sagt Verwalter Holger Sense. „Früher wurde grundsätzlich im Sarg bestattet. Die Urne hat diese Beerdigungsform längst abgelöst.“ Auch wenn es nach wie vor Menschen gibt, die sich eine Sarg-Bestattung wünschen, „die wir natürlich auch durchführen. Aber die Zahl hat rapide abgenommen“, so Sense. Der Friedhof ist ein Park, eine grüne Landschaft mitten in der Stadt, ein Ort der Begegnung und „wird mehr und mehr zum ökologisch ausgerichteten Areal“, betont Sense. Respektable 380 Bäume weist der Friedhof auf. Frei werdende Gruften werden zu Wiesen umgearbeitet, Flächen mit Rasen und Blumen eingesät, bienenfreundliche Gewächse, etwa der Schmetterlingsstrauch, gepflanzt und Nistkästen für Vögel an den Bäumen angebracht. Sense: „Wir gestalten die Freiflächen attraktiver.“

Beerdigung in der Urne unter dem Baum

Nun, der Friedhof ist rund 7,2 Hektar (genau 72.511 Quadratmeter) groß. Rund ein Drittel davon sind freie Flächen. Diese werden auch genutzt, um neue Bestattungskulturen möglich zu machen. So wird es bald die Beerdigung in der Urne unter dem Baum geben, ebenso wie einen blühenden Urnengarten und Gemeinschaftsstelen, an denen Urnen beigesetzt werden. Anonyme Bestattungen wird es weder jetzt noch in Zukunft auf dem Friedhof geben. Die evangelische Kirche sagt, dass „niemand ohne Namen ist und zu jedem Menschen Erinnerungen, Würde, Identität und Einzigartigkeit gehören“, so zitierte es Pfarrer Uwe Gerstenkorn im Herbst.

Heute werden die Menschen meist recht alt. Holger Sense: „Im Jahr 1894 gab es 60 bis 70 Prozent Kindesbestattungen. 2017 und 2018 hatten wir keine, in diesem Jahr eine.“

Das Denkmal zu den Grubenunglücken auf der Zeche Centrum 1953/54 wurde herausgeputzt.
Das Denkmal zu den Grubenunglücken auf der Zeche Centrum 1953/54 wurde herausgeputzt. © Gero Helm

Kriegsgräberstätten freigeschnitten

Wichtig sei es, so der Friedhofsverwalter, auch die Gefallenen der Weltkriege nicht zu vergessen. Auf dem Friedhof in Westenfeld haben viele ihre letzte Ruhestätte gefunden. „Wir haben die Gräberfelder gesäubert und freigeschnitten. Jetzt sind auch die Kriegsgräberstätten helle, lichte Orte.“ Der Friedhof will der Geschichte gerecht werden. Sense: „So wurde das Denkmal zu den Grubenunglücken auf der Zeche Centrum 1953/54 herausgeputzt.“