Wattenscheid. Es ist mehr als nur ein Tapetenwechsel in „Wattenscheids grünem Wohnzimmer“: Der Stadtgarten erlebt einen millionenschweren Umbau.
Die Geschichte der Anlage reicht weit zurück. Und bietet sich an für einen historischen Streifzug durch den Stadtgarten Wattenscheid als Park. Januar 1898: Ein Beschluss des Stadtrates bereitet das Terrain für den Bau eines Parks vor. Der Landkreis Gelsenkirchen signalisiert grünes Licht für eine finanzielle Unterstützung. Bereits im November 1898 kauft die Gemeinde das passende Gelände an. Der Begriff Naherholungsgebiet existiert zwar noch nicht, steht jedoch damals schon Pate. Wattenscheid, längst vom Bergbau geprägt, braucht einer jener Ruhezonen.
Erholungsort in Wattenscheid von Industrie
Dies untermauert eine Polizeiverordnung. Darin heißt es 1901 klipp und klar: Innerhalb von 150 Metern von der Grenze des hiesigen Stadtgartens dürfen Fabriken, Werkstätten oder gewerbliche Anlagen nicht errichtet und dergleichen bestehende Anlagen nicht erweitert werden. Den Besuchern des Stadtgartens sollen, ganz amtlich formuliert, „Belästigungen durch die Verbreitung von Dünsten, großen Staubmengen und Lärm erspart bleiben“.
Von Zeche Centrum in Wattenscheid ins Grüne
Zwei Macher prägen die Entwicklung des Parks in der Aufbauphase maßgeblich: Peter Wallraven (Stadtbaumeister) und Friedrich Diebold, seines Zeichens Gärtner aus Passion. Er wechselt von der Zeche Centrum zur Stadt und stellt sich erfolgreich der Mammutaufgabe. Mit 15 Mann macht sich Diebold ans Werk, bereits im November 1899 ist der Spielplatz fertig.
Eine Idee, deren Verwirklichung dem Stadtgarten Wattenscheid bis heute eine besondere Note verleiht, bringt der agile Stadtbaumeister Wallraven ein. Der Park liegt in einem Siepen, sprich einem Wasser führenden Gelände. Zunächst wird ein kleiner Teich angelegt, im Februar 1926 erlebt der Stadtgarten eine zweite Blütezeit, seine Fläche wird verdoppelt.
Auch Gondelteich und Tierpark in Wattenscheid
Gondeln im Grünen, die Epoche gehört längst zur Geschichte des Parks, genau wie die Ära als überregional geschätzter und gut besuchter Tier- und Vogelpark. Ein Blick in die Bestandsliste des Jahres 1962 verrät: In 74 Volieren tummeln sich hunderte von Vögeln. Der Schauplatz für die Bundestagung des Verbandes deutscher Waldvogelliebhaber heißt deshalb im Sommer 1962 erneut Wattenscheid.