Wattenscheid-Sevinghausen. „Kümmel Kopp“ am Wattenscheider Hellweg gilt als eines der ältesten Lokale der Region. Händeringend wird ein neuer Pächter gesucht.

Seit Februar 2021 ist das Traditionslokal dicht. Die Corona-Krise und der Tod von zwei Mitpächtern hatten dazu geführt, dass sich die Türen am Wattenscheider Hellweg 249 nicht mehr öffneten. Jetzt wird weiter händeringend ein Nachfolger gesucht für diesen traditionsreichen Standort. Die Gaststätte war erst Anfang 2020 nach umfangreicher Renovierung unter neuer Leitung – nach längerer Schließungsphase – wiedereröffnet worden, der Start verlief vielversprechend.

Kümmel Kopp wurde erst kürzlich renoviert

Michael Dambrowske ist der letzte von den einst drei Pächtern. Die Pacht sei bis September bezahlt. Er hofft, dass sich noch eine Lösung findet, Interessierte können sich bei ihm melden: Tel. 0157 - 50 617 585. „Es hat einige Anfragen gegeben, doch letztlich hat die Angst vor der Coronakrise zu keinem positiven Abschluss geführt. Auch über Brauereien wurde versucht, eine Pächterlösung zu finden. Leider ohne Ergebnis“, blickt er zurück.

Corona-Krise hat der Gastronomie zugesetzt

Die Coronakrise habe zu sehr langen Schließungsphasen und damit starken Umsatzeinbrüchen geführt; die Staatshilfen hätten auf Dauer nicht geholfen. „So was kann auf lange Sicht kaum ein gastronomischer Betrieb verkraften“, blickt Michael Dambrowske zurück.

Er hofft, dass sich die Corona-Situation auch für die Gastronomie dauerhaft entspannt, um so ein Überleben der Lokale zu gewährleisten. „Viele mussten leider schließen.“

Gelitten unter Coronakrise

„Liebe Gäste, leider haben wir Corona nicht überlebt und müssen uns schweren Herzens von Ihnen verabschieden. Wir bedanken uns für Ihre Treue und wünschen alles Gute“, hatte er Ende Januar mitgeteilt. „Eine Weiterführung des Lokals war unter all diesen Umständen leider nicht mehr möglich.“ Unter der Kundschaft waren auch viele Vereine, die hier ihre regelmäßigen Treffen oder Stammtische durchführten.

Ihm habe es sehr leid getan, den Betrieb einstellen zu müssen, „für die Gäste, die Angestellten und angesichts der Tradition dieses Lokals. Doch es gab keine Alternative“, so der 64-Jährige, der im Wattenscheider Vereinsleben aktiv war, u.a. als Vorstandsmitglied von „Wattenscheider für Wattenscheider“ und als Mitglied des Gänsereiterclubs Sevinghausen, dessen Vereinslokal „Kümmel Kopp“ war.

Neben dem Traditionslokal Kümmel Kopp samt Biergarten am Wattenscheider Hellweg 249 liegt die Pilgerkapelle St. Bartholomäus.
Neben dem Traditionslokal Kümmel Kopp samt Biergarten am Wattenscheider Hellweg 249 liegt die Pilgerkapelle St. Bartholomäus. © Drews

Seit 470 Jahren Gaststätten-Standort

„Kümmel Kopp“ gilt als eines der ältesten Lokale nicht nur in Wattenscheid, sondern der Region. Der WAT-Heimatforscher Rudolf Wantoch hat in den Archiven nachgeschaut: Den Gaststätten-Standort am Wattenscheider Hellweg gibt es demnach seit fast 470 Jahren. Er fand in der Wattenscheider Zeitung einen Bericht des Heimatkundlers Eduard Schulte vom 24. Mai 1952 mit der Überschrift „Älteste Wirtschaft im Ruhrgebiet“. Es heißt darin unter anderem: „Kümmel Kopps Geschichte konnte durch vierhundertjährige Akten des Reichskammergerichtes Speyer auf den stattlichen Zeitraum von vier Jahrhunderten zurück datiert werden.“ Damit ist dieser Standort fast 470 Jahre nachweisbar. 1845 steht als Baujahr über dem Eingang des jetzigen Gebäudes.

„Älteste Wirtschaft des Ruhrreviers“

Weiter heißt es in dem Bericht: „Damals fanden im Hackmanns Hofe – wie Kopp auf Staleicken noch heute im Volksmund heißt – richterliche Konferenzen in kaiserlichen Appelationen statt. Mit gutem Grunde kann man annehmen, dass dort schon viel früher Reisende des uralten Hellweges, der Hauptverkehrsstraße zwischen Niederrhein und Elbe, versorgt wurden.“ Und weiter: „Als nächsten Nachbarn stifteten vor fast sechs Jahrhunderten (1364 ff) Adelsgeschlechter für müde kranke Pilger ein Melatenhaus mit Hospital und Kapelle. Der Pilgervikar hielt auf Hackmanns Hofe alljährlich am Patronatsfeste observanzgemäß sein Traktement, zu dem er über 20 Mitglieder des Klerus und Konsistoriums einzuladen hatte.“

Hier findet sich im Jahre 1664 die erste Erwähnung eines eigenen Brauhauses. „Überhaupt hat sich die Meinung überliefert, dort auf Staleicken habe sich die älteste Wirtschaft des Ruhrreviers erhalten“, schreibt Eduard Schulte außerdem.