Wattenscheid. Nach den Erfahrungen mit dem Hilfeangebot im Winter starten die Ehrenamtlichen auch in der Hitze. Wohnungslose unterschätzen häufig die Risiken.
Mit vergleichsweise einfachen Mitteln hat die Jugendabteilung des Wattenscheider Roten Kreuzes reagiert. Angesichts der unberechenbaren Kapriolen, die das Wetter in jüngster Vergangenheit schlägt, ist aus dem dankbar angenommenen Kältebus in der Garage an der Sommerdellenstraße ein Hitzebus geworden. Der kann nun flexibel für die mobile Betreuung von Obdachlosen in der Stadt im Sommer wie im Winter eingesetzt werden.
„Von außen sieht man es nur an den Reifen“, meint Umut Özdemir lächelnd. Er hat sich mit weiteren Nachwuchskräften der Hilfsorganisation kurzgeschlossen und auf Nachfrage ein schnelles „Okay“ der Kreisleitung bekommen. Die dann sogar feststellen konnte, dass ähnliche Angebote überwiegend stationär ausgerichtet sind, die Wattenscheider allerdings eine aufsuchende Hilfe für Obdachlose vorhalten.
Flexibles Angebot aus Wattenscheid in ganz Bochum
Thorsten Junker, Wattenscheider DRK-Präsident, beschreibt: „Wir halten den Rahmen flexibel für die Einsätze. Wenn es im Winter um 0 Grad ist, können es gefühlte -5 sein, an Hitzetagen treten die Beschwerden vermehrt bei 30 Grad auf, gefühlt sind das dann 35.“
Der Bus wird dann mit Getränken und Kleidung zum Wechseln beladen, und die vor allem in leichter Form, also Shorts und T-Shirts, aber auch mit Hygieneartikeln, Kappen und Lunchpaketen.
„Nicht nur extreme Kälte, auch große Hitze macht besonders Obdachlosen zu schaffen“, erläutert Max Hempel, der am Steuer des Busses sitzt. „Für wohnungslose Menschen ist anhaltende Hitze oft schwierig zu meistern. Sie haben weniger Rückzugsorte, der Wasserbedarf des Körpers wird unterschätzt und sie tragen oft zu warme Kleidung, aus Angst, ihr Besitz würde gestohlen werden. Sie unterschätzen die Gefahr langer Aufenthalte in der prallen Sonne.“
Einige Plätze sind bekannt
Auf den Touren mit dem Kältebus haben die DRK-Helfer bereits einige Plätze ausmachen können, an denen eher Obdachlose anzutreffen sind. „Und wenn sie beim ersten Mal jetzt noch überrascht sind, freuen sie sich beim nächsten Mal: Da seid ihr ja“, erzählt Özdemir. „Das macht uns schon ein bisschen stolz.“ Fünf bis sechs Klienten warten dann schon mal an diesen Stellen. Aus der Erfahrung wissen die Rot-Kreuzler, dass auch leere Schlafsäcke Hinweise auf ihre Besitzer geben und lassen ein Hilfspaket zurück.
Zwei Rettungssanitäter sind auf den Touren des Hitzebusses regelmäßig mit dabei, um Erste Hilfe leisten zu können, „oder auch nur einen halbwegs kühlen Platz für die Obdachlosen zu haben, um sich auszuruhen und den Kreislauf wieder in den Regelbereich zu kriegen“, schildert Hempel.
Testzentrum bleibt
Die Nachfrage nach Corona-Tests nimmt ab. Das DRK-Testzentrum an der Voedestraße 53 hält dennoch an seinen Öffnungszeiten fest.Dienstags, mittwochs von 10 bis -15 Uhr, samstags und sonntags von 9 bis -17 Uhr, ohne Termin, und mit Ergebnisübertragung via E-Mail und Anbindung an die Corona-Warn-App.
Erfahrungen münden in ein Konzept
Fahle Gesichtsfarbe und zunehmende Blässe sind dabei sichere Anzeichen für einen Hitzschlag. Außerdem klagen Betroffene über Kopfschmerz, Schwindel oder müssen erbrechen. Auch Blutdruckabfall und Bewusstseinsstörungen sind typische Symptome, wissen die Sanitäter.
Während der ersten extrem heißen Tage mussten sie sogar mehrfach den Rettungsdienst nachfordern. Und bei einer der ersten Touren konnte das Team auch Polizei und DLRG an der Ruhr bei der Suche nach einer suizidgefährdeten Person unterstützen - erfolgreich.
Insgesamt zeige die Erfahrung aus den ersten Einsätzen, dass das mobile, flexible Angebot sogar einfacher zu handhaben sie als ein stationäres. Etwa 17 Organisationen seien inzwischen stadtweit in das Konzept der Obdachlosenbetreuung eingebunden, das zur Einrichtung des Kältebusses führte.