Bochum. Um sicher auf dem Pedelec unterwegs zu sein, reichen Kenntnisse über das übliche Rad nicht immer aus. Die Verkehrswacht Bochum gibt Tipps.

Wer denkt, ein E-Bike oder Pedelec zu fahren, sei dasselbe, wie auf einem herkömmlichen Fahrrad zu sitzen, der irrt: Höheres Gewicht und schnelleres Tempo des motorisierten Rades bringen andere Sicherheitsanforderungen mit sich. Die Verkehrswacht Bochum gibt wertvolle Tipps für den sicheren Umgang mit dem flotten Gefährt.

Bochum: Sicher mit dem Pedelec fahren – diese zehn Tipps helfen

Ja, das ist schon etwas anderes – diese Erfahrung musste auch Beate Westbeld machen. Obwohl sie seit drei Jahren ein Pedelec besitzt, blieb es in den vergangenen Monaten stehen. ,,Ich fühle mich unsicher, weil ich schon ein paar Mal umgefallen bin. Besonders das Bremsen ist heikel“, sagt sie. Mehr Selbstsicherheit will sie deshalb im Fahrsicherheitstraining der Bochumer Verkehrswacht erhalten, welches der TV Frisch Auf Altenbochum organisiert hat. Die Verkehrswacht hat dabei jede Menge Ratschläge.

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Mit diesen zehn Tipps machen auch Sie Ihre Fahrt mit dem Pedelec durch Bochum sicherer.

1. Sicherheit fängt schon beim Kauf an

Ein Pedelec einfach im Internet bestellen? „Davon halte ich nicht viel“, sagt Maiko Jabusch von der Bochumer Verkehrswacht. Vielmehr rät er: „Damit Radgröße und Einstellungen stimmen, sollte man sich in einem Fachgeschäft beraten lassen.“

Vor der ersten Fahrt im Straßenverkehr sollte man: Üben, üben, üben. Das geht zum Beispiel auf Schulhöfen und Parkplätzen. Hier eine Szene vom Training mit der Verkehrswacht Bochum.
Vor der ersten Fahrt im Straßenverkehr sollte man: Üben, üben, üben. Das geht zum Beispiel auf Schulhöfen und Parkplätzen. Hier eine Szene vom Training mit der Verkehrswacht Bochum. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

2. Sichere Kleidung und passender Helm

Eine Helmpflicht gibt es für Fahrten mit dem Pedelec nicht, die Verkehrswacht empfiehlt das Tragen eines Helmes aber dringend. „Der Helm muss gut passen, damit er schützt. Sonst nützt er nicht“, betont Jabusch. Auch festes Schuhwerk für einen guten Tritt sowie Reflektoren oder eine Warnweste erhöhen die Sicherheit.

3. Übung in sicherer Umgebung

„Bevor man mit dem E-Bike oder Pedelec am Straßenverkehr teilnimmt, sollte man eins tun: Üben, üben, üben“, sagt Jabusch. Dafür eigneten sich Schulhöfe oder Parkplätze. „Das gilt auch, wenn man länger nicht gefahren ist! Ruhig 20 bis 30 Mal Bremsen üben“, so der Experte.

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4. Bremsweg nicht unterschätzen

„Viele Unfälle passieren beim abrupten Abbremsen“, weiß Jabusch. Sein Tipp deshalb: Das Bremsverhalten des Rads gut kennenlernen. Wer mit 25 km/h unterwegs ist, hat einen deutlich längeren Bremsweg als beim Fahrrad mit 15 km/h. „Die Vorderradbremse lässt das Pedelec abrupt zum Stehen kommen, aber der Fahrer kann über den Lenker fliegen“, warnt Jabusch.

Maiko Jabusch von der Verkehrswacht Bochum zeigt, wie der Fahrradhelm eingestellt wird.
Maiko Jabusch von der Verkehrswacht Bochum zeigt, wie der Fahrradhelm eingestellt wird. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

5. Nur in sicheren Momenten überholen

Wer ein Überholmanöver plant, sollte dabei besonders vorsichtig sein: Gerät man in den Gegenverkehr oder unterschätzt die Geschwindigkeit des vorausfahrenden Fahrzeugs, kann es schnell gefährlich werden. „Man muss auf jeden Fall sichere Momente abwarten“, sagt Jabusch und ergänzt: „Auch Autofahrer unterschätzen oft, wie schnell E-Bike-Fahrer sind und dass sie mit konstanter Geschwindigkeit auch den Tippelsberg hochkommen.“

6. Guten Überblick verschaffen

Die Ampel zeigt Rot, aber es Ihnen ist unklar, wie Sie abbiegen müssen? „Dann lieber rechts ranfahren und sich einen guten Überblick verschaffen“, rät Jabusch. Weiterer Tipp: Mittig hinter anderen Autos platzieren und nicht abgedrängt am Rand. „Am besten lächelt man Autofahrern an der Ampel zu und winkt vielleicht sogar, um auf sich aufmerksam zu machen“, so der Experte.

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7. Ablenkung vermeiden

Schnell ein Telefonat führen, laut über Kopfhörer die Lieblingsband hören oder in einem Podcast versinken - auf dem Rad kann das tödlich enden. Die Nutzung eines Smartphones ist sogar mit einer Geldbuße versehen. Deshalb gilt: „Ablenkungen so gut es geht vermeiden“, sagt Jabusch.

8. Rad mit Spiegeln ausrüsten

Wann spricht man von Pedelec, wann von E-Bike?

E-Bike oder Pedelec – wo liegt der Unterschied? Mit dem E-Bike kann man wie mit einem Mofa fahren, auch wenn man nicht trittst. Beim Pedelec muss getrampelt werden, um durch den Elektromotor unterstützt zu werden. Das Pedelec gilt verkehrsrechtlich als Fahrrad, ein E-Bike als Kleinkraftrad. Die meisten Radfahrer sprechen aber trotzdem von E-Bike, obwohl sie auf einem Pedelec unterwegs sind.

Die Bochumer Verkehrswacht bietet Theorie- und Praxistrainings für Pedelecs an. Ab 50 Jahren sind die Fahrtrainings kostenlos (unter 50: 30 Euro). Dazu gehört eine Helmberatung, ein Fahrparcours zum Training der Geschicklichkeit sowie eine Einheit zum richtigen Bremsen. In diesem Jahr werden keine Termine mehr angeboten. Interessierte können sich aber schon über info@verkehrswacht-bochum.de melden.

Zubehör für Fahrräder gibt es jede Menge, manches davon kann die Sicherheit erhöhen: „Rückspiegel gibt es schon ab 20 Euro. Gerade, wenn man in einer Gruppe unterwegs ist, ergibt das Sinn“, meint Jabusch.

9. Vorsicht bei Kurven und Hindernissen

Schlaglöcher, Straßenbahnschienen, herabgefallene Äste und scharfe Kurven: Auch die Fahrbahn selbst kann Gefahren mit sich bringen. Jabusch rät: „Tempo reduzieren und besonders aufmerksam sein!“.

10. Abstand zu Autos wahren

Eine plötzlich aufgerissene Autotür dürfte schon so manchen Radfahrer vom Sattel geholt haben. „So viel Abstand wie möglich halten, mehr als einen Meter“, lautet der Rat der Verkehrswacht.