Wattenscheid.

Schnee und Eis auf den Straßen, Temperaturen unter dem Nullpunkt und frostige Winde: Besonders nachts ist es derzeit empfindlich kalt auf Wattenscheids Straßen. Trotzdem verbringen hier viele Obdachlose ihre Nächte. Wohnheime und Anlaufstellen sind zwar vorhanden und werden auch gut besucht – jedoch möchte längst nicht jeder das Angebot wahrnehmen. Die Gründe sind verschieden: schlechte Erfahrungen oder das Wahren der eigenen Privatsphäre werden am meisten genannt und sind der Grund genug dafür, dass sich Ralf Wette (36) aufmacht, um zu helfen.

Anlaufstellen und Rückzugsorte

Zusammen mit seinem Team ist er momentan fast täglich unterwegs: „Zwei bis drei ‚Kältebusse’ sind im Einsatz. Wir bringen den Hilfsbedürftigen – darunter auch sehr junge Leute – heiße Getränke, Essen und vor allem auch wärmende Kleidung jeglicher Art.“ Die Anlaufstellen und Rückzugsorte der Obdachlosen sind ihm bekannt. Innenstadt, Bahnhof, Gertrudisplatz und August-Bebel-Platz sind regelmäßige Ziele auf den abendlichen Touren.

Falls eine Vermittlung an ein Wohnheim scheitert, verteilen die Ehrenamtlichen zusätzlich Isomatten, Decken und Schlafsäcke: „Eben alles, was irgendwie warm hält. Ich habe mich vor kurzem mit jemandem unterhalten, der fünf oder sechs Kleidungsstücke im Zwiebelprinzip übereinander getragen hat. Nur so kann man Frost und Eis zumindest etwas trotzen.“

Wette selbst ist Rettungssanitäter und Kaufmann im Gesundheitswesen der Johanniter. Nach seinem normalen Arbeitstag ist er als Gruppenführer der Johanniter Unfall-Hilfe Bochum für Planung, Organisation und Ausführung der Kältebusse verantwortlich.

„Wir machen dies alle natürlich unentgeltlich. Viele junge Leute engagieren sich bei uns vorbildlich – trotz Schule, Studium oder Ausbildung.“ Aber auch Pensionäre und Berufstätige reichen ehrenamtlich ihre helfenden Hände.

„Verstärkung ist trotzdem bei uns immer gern gesehen und wird angenommen. Jeder kann Kontakt zu uns aufnehmen und wir besprechen dann alles persönlich“, erklärt Wette. Tägliche Mithilfe sei dabei gar nicht nötig. „Wer Zeit hat, kann kommen.“ Jeden Morgen schickt er deshalb eine Rund-SMS an alle ehrenamtlichen Helfer und teilt die verfügbaren Kräfte anschließend auf die Busse auf. Wer lieber bei der Essenausgabe oder den Sanitäterdiensten behilflich sein möchte, „braucht es uns einfach nur kurz mitzuteilen. Bedarf besteht immer.“ Regelmäßige Treffen und Fortbildungen runden das Konzept der ehrenamtlichen Helfer zusätzlich ab.