Bochum-Höntrop/Goldhamme. Aus der Politik gibt es Kritik am Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan zur Umsiedlung des KGV Thiemannshof von Bochum-Goldhamme nach Höntrop.

Den Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan Nr. 1021 zur Umsiedlung der Kleingartenanlage Thiemannshof nach Wattenscheid-Höntrop haben die Bezirskvertretung Wattenscheid und der städtische Planungsausschuss mehrheitlich verabschiedet. Das Votum fiel nicht einstimmig aus, es gibt auch kritische Stimmen was die künftige Fläche am Herrenacker/Wattenscheider Hellweg anbelangt.

Kritik an Erschließung über Herrenacker

Die Absichten der Stadtverwaltung auf die Aufstellung des neuen Bebauungsplanes für die Verlagerung und die Erschließung über die Straße Herrenacker lehnt die CDU-Bezirksfraktion Wattenscheid ab. Auch Julian Meischein, Ratsmitglied im Ausschuss für Planung und Grundstücke, sieht die Ansiedlung und vor allem die verkehrstechnische Erschließung kritisch.

Böden belastet: KGV Thiemannshof wird verlagert

Das Gebiet westlich der Straße Herrenacker soll auf rund 30.000 qm die neue Heimat des Kleingartenvereins von der Essener Straße werden. „Damit wären dann im Stadtteil Höntrop immerhin fünf Kleingartenanlagen ansässig. Grundsätzlich sind Kleingartenanlagen zwar immer zu begrüßen“, so Gerd Kipp und Julian Meischein von der CDU Höntrop. „Aber das bedeutet auch gleichzeitig, dass die umliegenden Wege und Grünzüge der geplanten Kleingartenanlage nicht mehr den Menschen aus den dicht bebauten Wohngebieten in Höntrop und Westenfeld zur Naherholung zur Verfügung stehen können.“

Verwaltung nimmt Stellung zu UWG-Fragen

Den Fragenkatalog von UWG: Freie Bürger hat die Verwaltung im Bezirk und im Planungsausschuss im Juni beantwortet.Die Kosten für die Sanierung der belasteten Thiemannshof-Fläche schätzt die Verwaltung auf rund 3 Mio Euro. Die Kosten der Umsiedlung der Anlage betragen je nach Höhe der erforderlichen Entschädigung für Aufbauten und Vegetation auf etwa 685.000 bis 830.000 Euro. Nach ersten Schätzungen wird die versiegelte Fläche, unter Berücksichtigung der maximal zulässigen Versiegelung in den Einzelgärten, voraussichtlich rund 20 % der Gesamtfläche in Höntrop (30.000 qm) betragen.Trotz der Versiegelung von Teilflächen sei jedoch, im Vergleich zur bestehenden, monotonen Ackerfläche, eine ökologische Aufwertung der Fläche durch den allgemeinen Strukturreichtum einer Kleingartenanlage zu erwarten, so die Verwaltung weiter.

Ein so wichtiger Grüngürtel werde damit durch die Versiegelung erheblich beeinträchtigt. „Das ist in Anbetracht der geplanten Bebauung auf den Westenfelder Feldern schon ein Pulverfass. Da kann man die Sorge der Anwohnerinnen und Anwohner, dass immer mehr Grünflächen verschwinden, nur teilen.“

Erschließung über Auf’m Kamp prüfen

Problematisch sieht die CDU auch die Erschließung über die Straße Herrenacker und die dortige Parksituation. Die Planung könne „nicht leisten, dass ausreichend Parkraum geschaffen werden kann. Der Parkdruck auf dem Wattenscheider Hellweg würde dadurch erheblich steigen.“ Zudem scheine die Verwaltung außer Acht zu lassen, dass die Verkehrssituation, z.B. durch die Einfahrt zu Rewe Mokanski, jetzt schon angespannt sei. „Eine Erschließung über die Straße Auf’m Kamp wäre da viel sinnvoller und muss von der Verwaltung geprüft und angestrebt werden“, so Meischein weiter.

Der Kleingartenverein Thiemannshof an der Essener Straße in Bochum soll wegen belasteter Böden umgesiedelt werden.
Der Kleingartenverein Thiemannshof an der Essener Straße in Bochum soll wegen belasteter Böden umgesiedelt werden. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

„Wenn man schon die Ansiedlung des Kleingartens nicht verhindern kann, dann muss man im Interesse der Anwohner Schadensbegrenzung betreiben. Es ist deshalb unsere Pflicht gegenüber den Menschen in Höntrop, eine Erschließung über den Hellweg und den Herrenacker zu verhindern.“

Alternatives Gelände suchen

Er könne sich auch nicht vorstellen, dass der Umzug auf die geplanten etwa 64 Parzellen nach Höntrop von allen bisherigen Kleingärtnern vom Thiemannshof in Goldhamme überhaupt angenommen würde, so Kipp weiter. „Ihnen wäre durch einen vernünftigen Bezug zur Ortsnähe sicherlich besser geholfen. Hier hätte die Stadt nach Alternativen suchen müssen.“ Vorstellbar sei das Areal um die Jahrhunderthalle, so Meischein weiter. „Die Hausaufgaben wurden nicht gemacht“, ergänzt Gerd Kipp, Vorsitzender der CDU-Bezirksfraktion.

UWG: Freie Bürger üben auch Kritik

Die UWG: Freie Bürger stimmte gegen den Aufstellungsbeschluss und hatte einen langen Fragenkatalog vorgelegt, den die Verwaltung beantwortete. Hans-Josef Winkler, Bezirks-Fraktionsvorsitzender in Wattenscheid und Mitglied im Planungsausschuss: „Durch die Verlegung der Anlage werden erneut zusätzliche Flächen versiegelt, was nicht im Sinne des 2019 von der Stadt ausgerufenen Klimanotstands sein kann.“

Und zu seiner Frage, warum die Bürger im Vorfeld der Vorlage zum Aufstellungsbeschluss nicht informiert wurden, sagt die Verwaltung: „Vor Bekanntgabe der Fläche mussten noch einige verwaltungsinterne Rahmenbedingungen geschaffen werden. Um weitere Verzögerungen zu vermeiden, wurde auf eine vorzeitige Bürgerbeteiligung verzichtet. Dies war aus Sicht der Behörde zu vertreten, da die Beteiligung der Bürger über das Bauleitplanverfahren sichergestellt ist.“