Wattenscheid-Hönrop. Droht der Waldbühne in Wattenscheid-Höntrop sogar dauerhaft die Schließung? Bei der Stadt Bochum sind die Sanierungskosten plötzlich explodiert.
Die Stadt Bochum hatte die Waldbühne im Südpark Höntrop im November 2019 plötzlich und überraschend geschlossen – weil „gravierende Sicherheitsmängel“ festgestellt worden seien. Dort fanden bisher u.a. seit Jahrzehnten die beliebten Märchenspiele in den Sommerferien statt. Durch Corona sind dann eh alle Events seit März 2020 ausgefallen, deshalb fand hier – wie anderswo auch – seitdem nichts mehr statt.
Stadt Bochum ließ Waldbühne verkommen - und hat nun zu wenig Geld für Sanierung
Doch es wurde stets von Stadt und Politik betont, dass die Waldbühne saniert werden solle. Dazu gab es Mitte 2020 sogar ein einstimmiges Votum des Bochumer Stadtrates; eine Liste mit über 3000 Bürger-Unterschriften dafür lag vor.
Die Sanierungskosten wurden damals auf über eine Million Euro beziffert – und auch im Haushalt bereit gestellt. Die Höhe verwunderte allerdings nicht nur den 2018 neu gegründeten Vereins Kolping-Waldbühne Höntrop e.V., der mit ehrenamtlicher und fachkundiger Hilfe zuvor für eine Instandsetzung der maroden Spielstätte gesorgt hatte, so dass dort die Märchenspiele bis zum Corona-Lockdown stattfinden konnten. Sanierungsarbeiten waren hier nötig, da sich weder die Stadt Bochum noch der von ihr beauftragte Betreiber Matrong über viele Jahre nachhaltig um die Waldbühne gekümmert hatten – und sie so verkommen ließen.
Waldbühne im Südpark Höntrop ist geschlossen
Jetzt liegen neue Zahlen auf dem Tisch, die Sanierungskosten in der bisher angedachten Form haben sich demnach verdreifacht: Die Stadt Bochum rechnet nun mit knapp 3,4 Millionen Euro – das seien die „Grobkosten“ für die Sanierung bei einer Zuschauerkapazität von 1000 Plätzen (inklusive neuer Container für die Toilettenanlage, den Kiosk und die Kasse). Für das Jahr 2020/21 wurden allerdings nur eine Million Euro für die Waldbühne zur Verfügung gestellt. Damit würde die Spielstätte im Südpark dann wohl erstmal sogar auf unbestimmte Zeit geschlossen.
Das sorgt für heftige Kritik. „Es ist für uns unverständlich, dass die Waldbühne Höntrop nun plötzlich so marode sein soll, dass sie nicht mehr bespielbar ist“, ärgert sich Hans-Josef Winkler von der Fraktion UWG/Freie Bürger. Die Antwort der Verwaltung auf seine Anfrage zum aktuellen Stand der Sanierung, die er kürzlich in den Kulturausschuss eingebracht hatte, „ist mehr als unbefriedigend“, sagt Winkler, der auch Mitglied im Kulturausschuss ist; der tagt u.a. dazu am 17. März.
Waldbühnen-Verein engagiert sich
Winkler weiter: „Lapidar hieß es da: ,Im Ergebnis wurde eine Vielzahl sowohl kleinerer als auch größerer baulicher Mängel festgestellt, die z.T. erhebliche Gefährdungsquellen für Besucher und Akteure darstellen. Da diese Mängel und insbesondere die Gefährdungsquellen nicht kurzfristig mit Kompensationsmaßnahmen zu beseitigen sind, kann die Waldbühne in diesem Jahr für einen sicheren und ordnungsgemäßen Spielbetrieb nicht freigegeben werden.’“
Hohe Spendensumme
Der Vorsitzende des Kolpingvereins Waldbühne Höntrop, Franz-Josef Ridder, und Stellvertreterin Anja Auth-Tenner betonen: „Fast 40.000 Euro Spenden wurden bisher für die Sanierung gesammelt und schon weitestgehend investiert; im guten Glauben, dass die Waldbühne erhalten bleibt.“
Und auch Winkler sagt: „Es steht auch fest, dass der Verein derzeit keinerlei Grundlage hat, überhaupt in irgendeiner Form mehr tätig zu werden. Die Verwaltung hat in einem Gespräch mit dem Verein erklärt, dass ein Vertrag erst dann zustande kommt, wenn die Waldbühne betriebsbereit sein wird.“
Die Stadt Bochum hat auch geprüft, ob Einsparungen bei den Sanierungskosten möglich sind. Variante eins: 1000 Platz blieben erhalten, für die Toiletten, Kiosk und Kasse kommt eine mobile Lösung in Frage; Kosten dafür: rund 2,6 Millionen Euro. Variante zwei: Die Platzkapazität wird auf 600 reduziert und es bleibt auch bei der mobilen Lösung für Toiletten, Kasse und Kiosk; Kosten dafür: 2,36 Millionen Euro. „Diese Alternative wäre nicht schlecht, da sie sich an die bisherige Zuschauerauslastung anlehnt“, so Winkler.
Viele Spenden umsonst?
Aber er sagt: „Auch wenn die Varianten günstiger sind, so besteht gleichwohl eine Deckungslücke, die es zu schließen gilt, bevor weitere Auftragsvergaben möglich sind. Das wird zu dem Ergebnis führen, dass das Kulturgut Waldbühne Höntrop weiter auf unbestimmte Zeit, möglicherweise Jahre, nicht mehr für Märchenspiele zur Verfügung steht.“
Das sei „ein Schlag ins Gesicht für die Mitglieder des Kolping-Waldbühnenvereins, die ehrenamtlich in ihrer Freizeit Sanierungs- und Verschönerungsarbeiten durchgeführt haben“. Und deren Vorsitzender Franz-Josef Ridder und Stellvertreterin Anja Auth-Tenner betonen: „Fast 40.000 Euro wurden bisher für die Sanierung gesammelt und schon investiert; im guten Glauben, dass die Spielstätte erhalten bleibt.“
Und auch Winkler sagt. „Es steht auch fest, dass der Verein derzeit keinerlei Grundlage hat, überhaupt in irgendeiner Form tätig zu werden. Die Verwaltung hat in einem Gespräch mit dem Verein erklärt, dass ein Vertrag erst dann zustande kommt, wenn die Waldbühne betriebsbereit sein wird.“
Kritik an der Stadt Bochum
Der Waldbühnenverein kritisiert vehement die Kommunikation durch die Stadt Bochum – von der Bezirksvertretung Wattenscheid im Januar 2021 übrigens gefordert. Dialog oder Einbeziehen hätten aber laut Verein auch seitdem nicht stattgefunden; ganz im Gegenteil, es habe nur knappe Ansagen gegeben. Von Einbeziehung könne bisher keine Rede sein, so Ridder.