Wattenscheid-Mitte. Azubi Jonas Borin (22) gründete zusammen mit Jarek Matera ein Mode Start-Up in Wattenscheid. Nachhaltigkeit spielt eine wichtige Rolle.

Textilien und Mode aus Wattenscheid? Da war doch mal was. Mit einem Darlehen gründete Klaus Steilmann (1929-2009) im Jahr 1958 sein Unternehmen. Durch „Mode für Millionen“ eroberte die Klaus Steilmann GmbH & Co. KG in der Folge Europas Textilbranche, konnte sogar Modezar Karl Lagerfeld (1933-2019) gewinnen und erzielte ebenfalls Millionen-Umsätze.

Nach dem bitteren Niedergang des Unternehmens steht nun modischer Nachwuchs bereit: Jung-Unternehmer Jonas Borin (22) hat in seiner Wattenscheider Heimat das Start-up „Leaf Casual Clothing“ zusammen mit Jarek Matera (37) gegründet.

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Das Gewerbe ist angemeldet, die Homepage ist fertig, nur der Shop kann noch nicht online gehen: „Uns fehlt noch die Steuernummer vom Finanzamt“, erklärt Gründer Jonas Borin, denn: „Erste Anfragen, wann wir endlich unsere Shirts verkaufen, sind schon bei uns eingegangen. Über Social Media wie Instagram oder Facebook und Mundpropaganda sind wir bei unserer Zielgruppe angekommen.“

„Puristisch, modern, anders“

Verkaufsfertig und Grundlage des Sortiments sind zwei T-Shirts in weiß und blau. „Grundsätzlich ist es lockere Mode für Herren, die aber ausdrücklich auch von Frauen getragen werden kann.“ Ihre „Streetwear Basics“ beschreiben Borin und Matera selbst als „puristisch, modern und anders“.

 CO2-neutrale Lieferungen und natürliche Verpackungsmaterialien gehören zu den Grundsätzen des Wattenscheider Unternehmens.
 CO2-neutrale Lieferungen und natürliche Verpackungsmaterialien gehören zu den Grundsätzen des Wattenscheider Unternehmens. © Leaf Clothing | Kerstin Buchwieser

Grundsatz bei „Leaf Clothing“, so die Kurzform, sind Nachhaltigkeit und faire Produktion. Nach langer Suche sei man in der Türkei fündig geworden: „Dort wird in Bezug auf die Arbeitsbedingungen nach westlichen Standards produziert und unsere Partner sind zur Einhaltung verpflichtet.“ Lieferungen erfolgen CO2-neutral in natürlichen Verpackungsmaterialien.

Ausbildung und Gründung

Foto-Shooting in Alter Ziegelei

Ein professionelles Foto-Shooting fand in der Alten Ziegelei in Gelsenkirchen-Ückendorf statt. Jonas Borin filmte, schnitt und produzierte auch einen kurzen Imagefilm.

Die T-Shirts werden 25,90 Euro pro Stück kosten. Eindrücke gibt es online auf www.leafclothing.de.

Aktuell wird das Unternehmen aus Jonas Borins Wohnung in der Wattenscheider Innenstadt betrieben, neue Geschäftsräume werden gebaut und renoviert. Noch absolviert der 22-Jährige im Fitnesscenter WTC Camp Sports seine Ausbildung zum Kaufmann für Marketing-Kommunikation. Ende des Jahres wird er fertig sein, möchte sich im Anschluss selbstständig in der Werbebranche machen: „Leaf Clothing als Herzensprojekt findet dann auch genug Zeit, um weiter aufgebaut zu werden.“

Denn noch läuft alles parallel. Das gehe ganz gut, die Ausbildung habe aber Priorität. Während Jonas Borin die Shirts designt und das gesamte Auftreten seines Labels entworfen hat, kümmert sich Geschäftspartner Jarek Matera um die „finanziellen Anliegen, Behörden und Zölle.“ Als Angestellter einer großen Düsseldorfer Bank genau seine Expertise, sagt Borin.

Vom Fußball zur Mode

Corona war letztlich ausschlaggebend, dass die beiden den Weg in die Selbstständigkeit wagten. „Wir hatten mehr Zeit, sagten uns: Lasst uns was machen, was wir schon immer wollten. Etwas Unternehmerisches.“ Das Kennenlernen der beiden Gründer bringt eine weitere Parallele zu Klaus Steilmann mit sich: den Fußball. Zwar nicht auf dem Platz von Steilmanns geliebter und geförderter SG 09, sondern bei der DJK Wattenscheid. Dort wurden aus ehemaligen Mannschaftskollegen abseits des Felds Freunde, schließlich Geschäftspartner.

Der „Weltbürger“ aus Wattenscheid

In Spitzenzeiten beschäftigte Klaus Steilmann 18.000 Menschen im In- und Ausland und erreichte Milliarden-Umsätze.

Steilmann stellte sich in den 70ern mit an die Spitze der Eingemeindungsgegner und führte die heimische SGW 1990 als Präsident in die erste Bundesliga. Am 14. November 2009 verstarb er im Kreise seiner Familie.

Was die Zukunft bringt, wird sich zeigen. Flexibel möchte man bleiben, auf Kundenwünsche eingehen: „Wir streben natürliches Wachstum an, können und möchten nicht so schnell expandieren wie Großunternehmen.“ Laufen die T-Shirts gut an, soll das Sortiment Anfang 2021 erstmal um Sweatshirts erweitert werden.

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