Wattenscheid. . Der Modezar ist am Dienstag gestorben. Ende der 80er entwarf er eine Kollektion für Steilmann – und produzierte plötzlich für den Massenmarkt.

Karl Lagerfeld ist tot. Der weltberühmte Modeschöpfer mit dem unverwechselbaren weißen Pferdeschwanz starb am Dienstag im Alter von 85 Jahren. Lagerfeld lebte zwar in der Welt-Metropole Paris – kam jedoch Ende der 1980er-Jahre auch mit Wattenscheid in Berührung.

Lagerfelds Wirken war eng mit Klaus Steilmann verknüpft – für das Textilunternehmen des einstigen Präsidenten der SG Wattenscheid 09 entwarf der gebürtige Hamburger, der längst als künstlerischer Direktor für Chanel arbeitete, seine Kollektion „KL – by Karl Lagerfeld“ bei Steilmann.

„Mode für Millionen“

In New York, wo der „Boss“ häufig in seinem Lieblingshotel „Mayfair Regent“ auf der Park Avenue residierte, soll er erstmals auf den Modeschöpfer getroffen sein. Man verstand sich, kam später „so alle sechs Wochen“ zusammen. Steilmanns Leitspruch, „Mode für Millionen, nicht für Millionäre“ zu machen, und der gut betuchte Modezar Lagerfeld – sollte das zusammenpassen? Es passte.

Lagerfeld und Steilmann auf einer PK in Düsseldorf im Jahr 1987. Dort gaben sie ihre Zusammenarbeit bekannt.
Lagerfeld und Steilmann auf einer PK in Düsseldorf im Jahr 1987. Dort gaben sie ihre Zusammenarbeit bekannt. © OTTO, INGO

Ende 1987 gaben beide auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf ihre Zusammenarbeit bekannt, im Jahr darauf erschien die Kollektion.

Lob in der Fachpresse

Steilmanns Umsatz fußte bis dato weitestgehend auf Billigklamotten. Das Lagerfeld-Siegel sollte genutzt werden, um seine Firma in den internationalen Designer-Markt eindringen zu lassen, Lagerfeld selbst wollte sich – wie der Spiegel im Juli 1988 schrieb – „einen Ruf auf dem einträglichen Massenmarkt“ machen.

Für die Zusammenarbeit des ungewohnten Duos gab es in der Presse in jedem Fall Lob. „Chic ohne Chichi“, hieß es in der Londoner „Times“ damals am Rande der Kollektionspremiere in Düsseldorf. Einkäufer aus dem In- und Ausland waren vom „unglaublich guten Preis-Leistungs-Verhältnis“ angetan. Mäntel für 800, Blusen für 200 Mark – alles angefertigt aus feiner italienischer Wolle und Seide. Und unter fast jedem Kleidungsstück steckte zudem ein „KL“-Polohemd für 89 D-Mark.

Bis 1995 wird die Kollektion produziert

Der „Weltbürger“ aus Wattenscheid

In Spitzenzeiten beschäftigte Klaus Steilmann 18.000 Menschen im In- und Ausland und erreichte Milliarden-Umsätze.

Steilmann stellte sich in den 70ern mit an die Spitze der Eingemeindungsgegner und führte die heimische SGW 1990 als Präsident in die erste Bundesliga. Am 14. November 2009 verstarb er im Kreise seiner Familie.

Das Fazit der „Times“: „Endlich kommen sie zusammen – das deutschstämmige Mode-Genie und die ausgefeilte, perfekte Massenproduktion, die bislang Deutschlands einziger bedeutender Beitrag zur Mode war.“

Die unternehmerische Liaison zwischen Steilmann und Lagerfeld hält sieben Jahre, bis 1995 wird die Kollektion vom Wattenscheider Unternehmen gefertigt. Danach erscheint sie im Quelle-Katalog. Steilmann wurde 2006 von der Radici-Gruppe übernommen und entging so der Insolvenz. Dann kam 2016 aber das endgültige Aus für das Unternehmen. Lagerfeld blieb dagegen bis zuletzt einer der erfolgreichsten Modeschöpfer.

Auch wenn er auf der ganzen Welt mit Paris in Verbindung gebracht wird – seine Spuren hat der Weltstar auch in Wattenscheid hinterlassen.