Gelsenkirchen/Wattenscheid. In Pandemie-Zeiten ist das Motto des Motorrad-Gottesdienstes „Trotzdem“. Zirkus Probst am Revierpark bietet den Boxenstopp vor dem Saisonende.
„Trotzdem“ lautete die kurze Formel, die über dem Motorrad-Gottesdienst im Revierpark Nienhausen stand. Trotz der Corona-Einschränkungen, trotz der Absage der dritten Auflage in der Friedenskirche in Essen-Dellwig. Denn dort wären wohl zu viele Biker gekommen, um ein Abstandskonzept aufzustellen. Aus der Not wurde eine Tugend, der Evangelische Kirchenkreis Gelsenkirchen/Wattenscheid bot Starthilfe, und im Zirkuszelt der Familie Probst, die ein Notprogramm bietet, waren die Zweirad-Fans willkommen. Immerhin 400 Plätze, gut belüftet und mit reichlich Parkplätzen, stehen hier zur Verfügung.
Zelt-Herrin Brigitte Probst freute sich, dass der „Kultursommer im Revier“ auf diese Art zu Pfingsten schon mit einem Gottesdienst begonnen hatte und mit einem weiteren seinen Abschluss fand. „Immerhin ist das Zirkuszelt auf eine Art ja auch wie die Kuppel einer Kirche“, meinte sie im Gottesdienst. Und als Mutter eines Harley Davidson-Fahrers („den Führerschein hat er gegen meinen Willen gemacht“) lag der Wunsch auch deutlich am Herzen: „Allzeit gute Fahrt, kommt heil wieder zu Hause an.
Blues-Rock statt Orgelklang
Gitarrenriffs der Band „Jordan Wells“ hatten die Motorrad-Gemeinde anstelle von Orgelklängen empfangen, und die Musiker stemmten auch die weitere Begleitung mit einer Blues-Rock-Mischung zum Mitwippen, denn gesungen wurde auch in diesem Gottesdienst von den Bänken aus nicht.
„Wir erleben eine ungewöhnliche Zeit“, hatte Pfarrer Rolf Zwick, selber Zweizylinder-Fahrer, eingeleitet. Allerdings mussten die Motorradfahrer seit März auch erleben, dass die Pandemie vielfach für fast leere Straßen sorgt. „Aber wenn wir für einen Kaffee halt machen, merken wir immer wieder, dass es vor allem eine bleierne Zeit ist“, erinnerte er, „gerade jetzt, wenn die Infektionszahlen wieder steigen.“ Um den Bogen zum Motto„Trotzdem“ zu schlagen und sich zu freuen, heute und hier feiern zu können.
Handbreit Gummi unter der Felge
Auf den Aspekt des Motorradfahrens griff er auch bei seinen Gedanken zur Bergpredigt und der Frage nach dem „Glücklich sein“. Denn der größte Teil des Lebens finde eben nicht im Sattel, nicht auf der Fahrt statt, und um so dankbarer dürfe jeder sein, der auch dann Glück finde, wenn er eben nicht gerade fahren könne. Auf die Fürbitten für alle, die im Verkehr ihr Leben lassen mussten, folgte der Wunsch: „Und immer eine Handbreit Gummi unter der Felge.“
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