Wattenscheid-Heide. Trinkgelage und Vermüllung: Anwohner der Bochumer Straße in Wattenscheid gehen auf die Barrikaden, die Probleme im Viertel seien unerträglich.

In einem Brief wenden sie sich nun an das Ordnungsamt der Stadt Bochum. „Damit wollen wir auf den aktuellen Zustand der Bochumer Straße in Höhe der Haltestelle Centrumplatz hinweisen“, erklären drei Anwohnerinnen (59, 21 und 64 Jahre alt). Nicht nur ihnen, auch vielen anderen Anliegern platze der Kragen über die Zustände. Unterschriften werden jetzt gesammelt.

Trinkgelage tagsüber und bis in den Morgen

„Seitdem dort in die ehemalige Fußpflegepraxis ein Kiosk eingezogen ist, ist es so, dass sich eine Trinker- und Kifferszene etabliert hat, die sich permanent im Umfeld des Kioskes aufhält“, steht zudem in dem ausführlichen Brief. „Die Polizei – die Kontaktregeln im Corona-Lockdown wurden permanent ignoriert – übersieht das geflissentlich.“ Man habe mehrfach die Polizei informiert.

Stadt will sich das Geschäft näher anschauen

Anton Jeyakumar vom Kiosk (geöffnet täglich 10-22 Uhr) sagt, er halte sich an die gesetzlichen Auflagen. Auf einem Schild steht, hier gekauften Alkohol im 50-m-Umkreis nicht zu konsumieren.

Laut Stadt ist „an der Bochumer Straße 112 ein Einzelhandel mit Süßwaren, Tabakwaren, abgepackten Lebensmitteln und Getränken etc. gewerberechtlich angezeigt. Als Einzelhandel unterliegt er dem Ladenöffnungsgesetz. D.h.: an Werktagen ohne zeitliche Begrenzung und am 24.12. (wenn er auf einem Werktaq liegt) bis 14 Uhr. Sonntags muss der Betrieb schließen. Alkohol darf verkauft werden, was den Verzehr angeht, ist keine Distanz eindeutig definiert, in Urteilen heißt es ,nicht in unmittelbarer Nähe’“. Man nehme die WAZ-Anfrage zum Anlass, sich den Betrieb nochmal anzuschauen.

Ihre Beobachtungen schildern die Anwohner weiter in dem Schreiben an die Stadt: „Diese Leute sitzen direkt an dem Spielplatz – gerne wird dort auch ohne Hemmungen uriniert –, stehen vor dem Kiosk an der Bochumer Straße 112 oder in der angrenzenden Walzwerkstraße.“ Die Grünfläche, neben dem Bolzplatz und an dem Grubenstempel Centrumplatz, sei oft vermüllt und im Sommer komme es häufig zu Lärmbelästigungen. Auf der Wiese – so zeigte sich der Zustand auch am Donnerstag – liegen Bierdosen, zerbrochene Bierflaschen und geleerte Flachmänner herum. Unbekannte haben sich aus herausgerissenen Platten der Platzmauer eine Art Theke gebaut.

Reste der Zechgelage an der Bochumer Straße in Wattenscheid.
Reste der Zechgelage an der Bochumer Straße in Wattenscheid. © Drews

Alarmbrief an die Stadt Bochum

Die Anwohner beschreiben weitere Auswüchse in ihrem Brief. „Am Samstag, 2. Mai, war der Höhepunkt, als einer der Trinker meinte, ein Feuer mitten auf der Grünfläche anzünden zu müssen, mit einem alten Weihnachtsbaum und trockenen Ästen – alles mitten am Tag. Die Feuerwehr wurde gerufen und musste löschen, bis dann endlich die Polizei eintraf waren die Verursacher längst weg.“ Gibt es hier – neben der Situation am Brunnen August-Bebel-Platz – einen weiteren Hotspot der Trinkerszene?

Scherben am Centrumplatz in Wattenscheid.
Scherben am Centrumplatz in Wattenscheid. © Drews

Es sei eine unangenehme Situation, an den Betrunkenen, die nicht immer friedlich seien, vorbei zur Straßenbahnhaltestelle oder zur Sparkasse gehen zu müssen. Und für Kinder sei es schließlich der Schulweg oder der Weg zum Spielplatz. „Kinder können also nicht wirklich dort spielen oder nur unter Aufsicht. Besonders ältere Menschen haben oft Angst, dort entlang zu gehen.“

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Zustände seien unerträglich

Der Vorraum der Sparkasse werde bei schlechtem Wetter oft als Unterkunft genutzt, verdreckt oder beschädigt. „Ebenso ist es bei schönem Wetter nicht mehr möglich, das Bogestra-Wartehäuschen zu benutzen, da es als überdachte Trinkfläche genutzt wird.“

Große Platten wurden aus der Mauer am Centrumplatz für den „Umbau“ zum Trinkertreff herausgerissen.
Große Platten wurden aus der Mauer am Centrumplatz für den „Umbau“ zum Trinkertreff herausgerissen. © Drews

Und in der vergangenen Woche sei sogar geschossen worden, „vermutlich mit einer Schreckschusspistole oder Ähnlichem. Wir Bürger bitten, Abhilfe zu schaffen und das Wohnviertel, das ebenso zu einem Problemviertel geworden ist, nicht weiter zu belasten“, heißt es abschließend in dem Brief an die Stadt. Diese Zustände, die auch in der Woche bis in die Morgenstunden reichten, seien nicht mehr zu ertragen.

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