Wattenscheid-Mitte. . Geschäftsleute schicken E-Mail an den Bezirksbürgermeister. Polizei und Ordnungsdienst sind die Hände gebunden. Trinken auf Plätzen ist erlaubt.
Geschäftsleute am August-Bebel-Platz beklagen sich über Missstände, sie fühlen sich nicht mehr sicher. Die Trinkerszene war in der Vergangenheit schon mehrfach Thema im Bezirk Wattenscheid. Zuletzt hat Bezirksbürgermeister erneut die Bedenken der Gewerbetreibenden an die Verwaltung weitergegeben.
Einige Kaufleute beschweren sich über Trinkgelage und Lärmbelästigung. Passanten würden angepöbelt. „Der August-Bebel-Platz wirkt abstoßend auf Passanten. Kunden sind verängstigt“, so heißt es in einer E-Mail, die eine Büroleiterin im Namen ihrer Nachbarn an den Bezirksbürgermeister schickte. Einige Zeitgenossen sollen in die Hauseinfahrten pinkeln, es lägen Kronkorken und Glasscherben herum.
Szene würde einen Grillplatz obendrauf erhalten
Manfred Conrads, Geschäftsführer vom Reisebüro Keyser, teilt diese Kritik der E-Mail-Absender. Auch aus diesem Grund lehnt er die Architektenentwürfe für den Platzumbau ab, die in einer Bürgerversammlung präsentiert worden waren. „So ein Umbau dauert Jahre. Zudem würden der Wegfall des Parkplatzes und ein geplantes Hochhaus dazu beitragen, dass wir erstmals hier Leerstände hätten. Bislang sind alle Läden inhabergeführt. Und wenn, wie in Plänen angedacht, ein kleiner Park hinzu kommt, erhält die Szene noch einen Grillplatz obendrauf.“
Szene etabliert sich auch vor dem Rathaus
Auch vor dem Neubau des Rathauses Wattenscheid hat sich eine Trinkerszene etabliert. Die Polizei dazu: Nachdem die Gruppen mehrfach auffällig wurden, wurden Personalien festgestellt und Platzverweise ausgesprochen. Inzwischen sollen sich dort keine Personen mehr aufhalten.
Die Situation vor dem Rathaus schätzt die Verwaltung als harmlos ein, nur selten seien hier Gruppen mit Flaschen angetroffen worden. Zudem sei das Umfeld entmüllt und gesäubert worden, auch in Büschen und Sträuchern hatte eine Grundreinigung stattgefunden.
Häufige Kontrollen sind nicht möglich
Die Verwaltung räumt ein, dass auf dem August-Bebel-Platz immer wieder kleine Gruppen bei Kontrollen des Ordnungsamtes angetroffen werden. Ein Einschreiten der Behörde sei nur zulässig, wenn Ordnungsstörungen oder Straftaten vorlägen. Der Aufenthalt der Trinker allein sei kein Grund. Häufigere Kontrollen seien nicht möglich, dafür reiche die Personalstärke des Ordnungsdienstes von 9,8 Kräften nicht aus.
Die Menschen sind nicht gefährlich oder krawallig
Auch die Polizei wurde befragt und bilanziert: „Insgesamt kann man sagen, dass zu keiner Zeit Zustände in dem Ausmaß festgestellt werden konnten, wie sie in der Beschwerde beschrieben sind. Vielmehr entsprechen sie dem normalen Erscheinungsbild einer belebten Innenstadt.“ Der Bezirksbeamte, der für die Innenstadt zuständig ist, schätzt ebenfalls die Lage als nicht bedrohlich ein: Wenn die Gruppen zu laut sind, würden sie ermahnt, da ansonsten ein Platzverweis drohe.
Manfred Molszich hat sich zu diesem Thema unlängst erneut mit Vertretern von Fachämtern im Rathaus zusammengesetzt. „Die Ordnungsbehörde und auch die Polizei bekräftigten, dass es nicht verboten ist, im Straßenraum Alkohol zu trinken, so lange keine Straftaten begangen werden. Die Menschen sind nicht gefährlich oder krawallig. Auf dem August-Bebel-Platz sei es bei weitem nicht so schlimm wie am Buddenbergplatz am Bochumer Hauptbahnhof. Ich weiß, die Situation ist unangenehm, doch allen sind die Hände gebunden. Ich werde also nicht noch einmal nachhaken.“