Wattenscheid-Mitte. Die Emschergenossenschaft hat an der Baustelle Wattenscheider Bach nachgebessert. Arbeiten werden nicht als Grund für trockene Brunnen gesehen.

„Unsere Brunnen im Garten sind auf einmal trocken“, melden die Anwohner am Watermanns Weg. „Das hab’ ich noch nie erlebt, seit wir die angelegt haben“, kann sich Willi Litzbarski erinnern.

Die Vermutung allerdings, dass bei den Bauarbeiten am Wattenscheider Bach zwischen Marienstraße und Watermanns Weg das Grundwasser reguliert würde, treffe nicht zu, stellt Ilias Abawi als Sprecher von Emschergenossenschaft und Lippeverband klar.

„Die Grundwasserstände liegen nach wie vor innerhalb des normalen saisonalen Schwankungsbereichs und bis jetzt wurden uns keine Schäden an den Gebäuden gemeldet“, zitiert er die Ergebnisse.

Was die trockenen Brunnen angeht, so schildert Abwai aus dem gesamten Einzugsgebiet von Emscher und Lippe, dass nach Beobachtungen aufgrund der extrem trockenen Sommer der vergangenen Jahre ein tendenzielles Absinken der Grundwasserstände festgestellt werden konnte.

Die zeitweiligen Regenschauer der vergangenen Wochen hätten leider nicht wesentlich zur Grundwasserneubildung beigetragen. Abawi macht deutlich: „An dieser Stelle möchte ich zusätzlich erwähnen, dass sich der Einflussbereich der oben beschriebenen, moderaten Grundwasserentnahmen nur auf den direkten Umkreis der Baugrube erstreckt. Wir sehen daher keinen kausalen Zusammenhang zu den trockenen Brunnen.“

Grube bald wieder verfüllt

Bei der Schachtbaugrube nördlich der Brücke am Watermanns Weg handele es sich um eine so genannte wasserdichte Baugrube. Hier werde zurzeit das Grundwasser aus den Entspannungsbohrungen abgepumpt. Abawi: „Das Grundwasser wird nicht gezielt abgesenkt. Es wird lediglich abgepumpt, was der Baugrubensohle in elf bis zwölf Metern Tiefe frei zufließt. Durch diese Vorgehensweise minimieren wir das Setzungsrisiko.“

Die Baustelle der Emschergenossenschaft am Watermanns Weg aus der Luft betrachtet.
Die Baustelle der Emschergenossenschaft am Watermanns Weg aus der Luft betrachtet. © WAZ | ELG

Die Baugrube werde in der nächsten Zeit wieder verfüllt und erst nach der Fertigstellung des Kanalvortriebes für die Herstellung des Schachtbauwerkes erneut geöffnet.

Grundwasser unter Kontrolle

Diese gewählte Planungslösung basiere auf langjährigen und gründlichen Untersuchungen der vorliegenden Boden- und Grundwasserverhältnisse. Während der Bauphase kontrolliere das Unternehmen darüber hinaus die Grundwasserstände in der Umgebung und führe für die umliegenden Gebäude eine Beweissicherung durch.

Für das städtische Tiefbauamt schätzt Abteilungsleiter Dr. Ing. Marko Siekmann das ebenso ein: „Bei einer geschlossenen Baugrube kann das eigentlich keine Auswirkungen auf den Grundwasserstand haben, denn der Vortrieb der Kanalrohre geschieht ja ebenfalls geschlossen.“

Bildlich skizziert er, bei diesem Verfahren könne sogar unter Wasser gebohrt und gearbeitet werden, die Grube sei wasserdicht. „Seit drei oder vier Jahren haben wir allerdings extrem niederschlagsarme Sommer, das darf man nicht vergessen“, räumt Siekmann ein, „und auch, wenn das uns oben nicht so erscheint, der Grundwasserpegel liegt inzwischen durchschnittlich schon deutlich tiefer“.

Niederschlag und Pegel

1899 wurde die Emschergenossenschaft von Anrainerstädten, Bergbau und Industrie als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet. Der Lippeverband folgte etwa 25 Jahre später, denn auch an Lippe und Seseke hatten Bergsenkungen zu erheblichen Störungen der Vorflut und des Grundwassers geführt. Ständige Überflutungen der umliegenden Gebiete richteten großen Schaden an, stehende Gewässer bildeten den Brutherd für gefährliche Epidemien.

Die aktualisierten Niederschlagsmengen und Pegel-Stände dokumentiert die Emschergenossenschaft im Internet unter https://www.eglv.de/niederschlag-und-pegel/