Wattenscheid. Die Sanierung des Förderturms von Schacht 4 war aufwendiger als vorgesehen. Wirtschaftsentwickler müssen bis zur Übergabe des Areals neu rechnen.
Der Abschluss der aufwendigen Sanierung des historischen Förderturms auf dem Gelände der ehemaligen Großzeche Holland wurde im Juni feierlich begangen. Die Wirtschafts-Entwicklungs-Gesellschaft Bochum (WEG) hatte dazu angekündigt, noch in diesem Sommer auch die Planungen für die Sicherung des Zugangs, für die Beleuchtung und die Außenanlagen gemeinsam mit dem ISEK-Büro der Stadt vorzustellen. Das verzögert sich.
Es müsse neu kalkuliert werden, erklärt Sven Frohwein, Sprecher der WEG, denn die Sanierung des Turms war umfangreicher als vorgesehen. Für die Durchführung des Gesamtprojektes waren über 2,8 Millionen Euro eingeplant. 80 Prozent dieser Summe sollten durch Fördermittel abgedeckt und jeweils zehn Prozent von der Stadt Bochum und der Bochum Wirtschaftsentwicklung beigesteuert werden. Die Sanierung wurde hauptsächlich mit Mitteln aus dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) für Wattenscheid gestemmt, also aus Mitteln der Städtebauförderung. Weitere Mittel kamen aus dem Programm „Wachstum für Bochum“. „Die Sanierung des Umfeldes soll 2020 abgeschlossen werden“, schloss die Begründung im vergangenen Juni.
Weitere Fördertöpfe prüfen
Die genaue Abrechnung geschieht im Moment. „Es musste mehr gemacht werden“, berichtet Frohwein, deshalb müssten die Kosten noch gegengerechnet werden, und „das Verfahren läuft“, beruhigt er. „Wir prüfen, ob unter Umständen andere Fördertöpfe in Frage kommen, aus denen die noch ausstehenden Arbeiten bis zur - sozusagen - schlüsselfertigen Übergabe an die Stadt finanziert werden können, oder ob wir zusätzliche Mittel beantragen können.“
Übergabe schlüsselfertig an die Stadt
Die Wirtschaftsentwicklung als Stadttochter stehe in ständigem Kontakt mit den Planern der Stadtverwaltung, schließlich hätten alle Beteiligten ein Interesse daran, „dass der Turm jetzt nach der Sanierung nicht einfach nur wieder sicher steht, sondern von der Öffentlichkeit genutzt werden kann.“
Stahlkoloss in zwei Grautönen
Bei der Turm-Sanierung wurden laut WEG 15 Tonnen alter Stahl aus dem Fördergerüst aus- und 34 Tonnen wieder eingebaut. Außerdem wurde eine 130 Meter lange neue Treppenanlage am Gerüst befestigt. Bei der Sanierung des Turms wurden zahlreiche Aspekte des Denkmalschutzes berücksichtigt, um möglichst viel der alten Substanz zu erhalten.
Bei der Restaurierung und gleichzeitigen Ertüchtigung sind neu eingefügte Bauteile extra in einem anderen Grauton gestrichen als die Original-Substanz worden. Das alte Namensschild des Turms wurde ersetzt, weil der ursprüngliche Kasten-Rahmen für eine Aufbereitung zu stark beschädigt war. Das alte Schild hat die Initiative Schacht 4 gesichert, zerlegt und abtransportiert, um es vor weiterem Verfall zu bewahren.
Nicht vergessen dürfe man bei aller Ungeduld, die bei der Entwicklung des Gesamtprojektes verständlich sei, dass die Wirtschaftsentwicklung das Zechenareal inklusive Turm eben ausdrücklich nur entwickeln sollte. Sie sei derzeit Grundeigentümer, aber werde das Ensemble nicht betreiben, sondern nach der Gesamterschließung an die Stadt übergeben. Die WEG hatte noch als Entwicklungsgesellschaft Ruhr-Bochum das 4841 Quadratmeter-Grundstück von der NRW.Urban erworben.
„Wir rechnen noch durch, was beim derzeitigen Stand praktisch noch möglich ist,“ beschreibt der WEG-Sprecher. So oder so sehe man sich aber „auf der Zielgeraden“ des Verfahrens.