Wattenscheid. Kühlere Witterung und Stilmix sorgen für einen angenehmen Abend auf der Freilichtbühne. Die Ränge sind auch bei der zweiten Station gut besucht.
Die Vorzeichen standen bei der zweiten Station des Road-Festivals besser als beim Auftakt der diesjährigen Odyssee-Reihe auf der Freilichtbühne. Nur ein paar Tropfen gingen diesmal vor dem Konzertbeginn nieder, die bestenfalls für eine leichte Abkühlung sorgten. Dabei hatte die Bochumer Veranstaltungs-Gesellschaft eigens per Aushang am Tor informiert, dass angesichts der Hitzewelle pro Person sogar ein kleines Kontingent an Mineralwasser mitgebracht werden durfte.
Auch das Stimmungsbarometer in Wattenscheid kletterte in den freundlichen Bereich, immerhin hatte die SG ihr Auftaktspiel in Verl mit 2:0 gewonnen, so dass sich ein gut gelauntes Häuflein versprengter 09-Anhänger noch entschlossen hatte, ein weiteres Event der Kategorie „umsonst und draußen“ am Abend an der Freiluftbühne einzulegen.
Passend dazu sorgte diesmal sogar ein anderer Imbiss-Stand für die Verpflegung: Curry-Wurst und Pommes Frites in zahlreichen Variationen zeigte die Karte nach den vegetarischen Sandwiches bei der ersten Station. Das Festival, das schon traditionell jeweils zwölf Konzerte über vier Standorte und drei Konzertwochen bietet, tourt nun schon im 21. Jahr durchs Ruhrgebiet.
Live-Mitschnitt für zu Hause
Federführend sind die Initiativen um den Bahnhof Langendreer, aus dem Ringlokschuppen Mülheim, der Pelmke in Hagen und dem Institut für Kulturarbeit in Recklinghausen. Ebenso traditionell sendet WDR Cosmo einen Live-Mitschnitt.
Die Weltreise zur „Musik der Metropolen“ wurde auch an diesem zweiten Abend keine Irrfahrt, sondern ein Abstecher in unerwartete Möglichkeiten der Kreativität. Beim bloßen Hören hätte man annehmen müssen, Muito Kaballa hätte eine ganze Band mit auf die Bühne gebracht, aber er stemmt seinen Part komplett allein. Der Straßenmusiker aus Köln, von Moderatorin Miriam Witteborg vom Bahnhof Langendreer mit seiner „Loop-Station“ begrüßt, spricht selbst lieber von einem „Bollerwagen oder Fahrrad-Anhänger“, den er für seine Auftritte benötigt.
Rhythmische „Stapel“ zusammengemischt
Die Schleifen der elektronischen Afro-Beats, der rhythmischen Wiederholungen, die er als Loops übereinander „stapelt“, sind live aufgenommen und werden dann mit Gitarre, Querflöte oder Saxophon neu und virtuos auf der Bühne präsentiert.
Letzte Station: Morgan Ji
Das Konzert von Morgan Ji beschließt am Samstag, 3. August, ab 19.30 Uhr auf der Freilichtbühne an der Parkstraße die diesjährige Odyssee-Reihe. Der Eintritt ist wie gewohnt frei.
Morgan Ji, kreolische Sängerin und Banjospielerin aus Réunion ist mit einer dreiköpfigen Band unterwegs und wird als mit „nahezu vulkanischem Temperament“ beschrieben. Sie „lebt“ demnach ihre afrikanischen, indischen und asiatischen Wurzeln auf der Bühne aus. Mit überraschender Melodieführung, einem weiten Stimmumfang und elektronisch bearbeiteten Sounds verkörpert die unabhängige Künstlerin den Kampfgeist, der zum Titel des letzten Albums wurde: „Woman Soldier“.
„Das ist für mich schon etwas ganz Besonderes hier,“ erklärte Kaballa sichtlich erfreut, „als Straßenmusiker so eine Chance zu bekommen und vor einem großen Publikum zu spielen.“ Ausdrücklich bedankte er sich deshalb auch noch einmal bei den Unterstützern der Konzertreihe und den Technikern, die den Auftritt ermöglichten und begleiteten.
Entstanden an einer Bushaltestelle
Hatten die ungewöhnlichen elektronischen, afrikanischen Rhythmen Kaballas schon einige tanzbegeisterte Fans auf das freie Halbrund vor der Bühne gelockt, so wurde es beim Hauptact des Abends dort richtig voll. Mit Rosa Neon gab eine ohnehin junge Band ihre musikalische Visitenkarte ab, die sich vor gut einem halben Jahr wohl an einer Bushaltestelle in Milho Verde in Brasilien traf, um festzustellen, dass dort mit Marcelo Tofani und Luiz Gabriel Lopes Sänger und Komponisten auf ihrer Tournee zufällig über die Sängerinnen Marina Sena und Mariana Cavanellas stolperten.
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Sinnlicher Sound, unterstrichen noch durch das schmeichelnde Portugiesisch, mit groovenden Pop-Rhythmen würzte an diesem Abend die gut aufgelegte Combo noch zusätzlich mit psychodelischen Elementen und markanten Zwischentönen der E-Gitarre, die sich wie schon der gut aufgelegte Straßenmusiker Kaballa den ehrlichen Applaus verdient hatte.