Wattenscheid-West. . Schokoladenfabrik Ruth hat nicht nur zu Weihnachten Konjunktur. Der Schoko-Duft strömt durch die Produktionshalle. Eine neue Fabrik ist im Bau.
„Jede Frau hat ein süßes Geheimnis, von dem niemand, nur sie, etwas weiß.“ Johannes Heesters konnte Ende der 1930er Jahre, zu besten Schellackzeiten, nicht wissen, dass gleich drei Generationen von Männern ein ganz anderes süßes Geheimnis um gar keinen Preis verraten. Da sind sich Gerhard, die Söhne Volker, Detlef und Enkel Max Ruth, die Wattenscheider Schokoladen-Experten, einig. Die einmalige Rezeptur und die Veredelung, die vor Ort in der Schokoladenfabrik an der Metternichstraße im Industriegebiet West stattfindet, sind streng geheim. Zudem haben Großvater, Söhne und Enkel das gleiche Credo: „Wert auf Qualität legen und geht nicht, gibt’s nicht.“ Und das nicht nur zur Weihnachtszeit, wenn Nikoläuse und Glücks-Hufeisen Hochkonjunktur feiern, sondern das ganze Jahr über.
Mit Metallic-Schimmer
In der Produktionshalle duftet es. Die süße braune, dunkle oder weiße Schoko-Masse wird geformt, in Plastikformen gegossen, und wenn sie ausgehärtet ist, auch nach Wunsch bemalt. Viele Produkte erhalten einen Metallic-Schimmer. Max Ruth (29): „Hier steckt viel Handarbeit drin.“
Eine wahre Geschmacks-Explosion
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Ein Kessel mit frisch gekochter Pralinenmasse lockt den Nasenmenschen. „Schon mal eine ganz frische Praline probiert? Eine mit Maracuja-Füllung“, fragt Max Ruth. Eine, zugegeben, wahre Geschmacks-Explosion. Der Gründer-Enkel ist schlank, muss nicht mehr in jeden Schoko-Topf greifen, kennt den verführerischen Geruch und Geschmack von Kindesbeinen an. „Ich ess’ dann auch gerne mal ein Schnitzel“, scherzt er.
Pro Jahr 85 Tonnen Schokolade
Der Betrieb Ruth verarbeitet per anno 85 Tonnen Schokolade. „Jedes Jahr kommen rund fünf Tonnen dazu“, so Max Ruth. Angeliefert wird die Schokolade – nach Ruthschem Rezept – in Blockware oder in kleinen Tropfen. Formen und Lebensmittelfarbe werden selbst hergestellt und weltweit vertrieben. Das Unternehmen produziert nicht für den Einzelhandel.
Das Warenlager gleicht eher einer Schatzkammer. Die ersten Schoko-Maikäfer warten schon auf den Versand, und die Nikoläuse weichen den Osterhasen. Ruth: „Ostern hat Weihnachten als Hauptsaison abgelöst.“
Neubau auf dem Haribo-Gelände
Die Firma expandiert, hat an der Burgstraße das alte Haribo-Gelände gekauft und errichtet dort einen 2500 qm großen Neubau. Die gesamte Schoko-Produktion soll dorthin verlagert werden. Max Ruth, gelernter Konditor und Betriebswirt des Handwerks: „Wir wollen im Spätsommer eröffnen.“ Die Produktionshalle wird verglast sein, „zum Reingucken“. In Kooperationen mit Bochumer Unternehmen werden Schoko-Souvenirs verkauft, etwa Fördertürme. An der Metternichstraße verbleibt die Herstellung der Formen und der Lebensmittelfarben.
Über Umsatzzahlen spricht Max Ruth nicht, auch nicht über die Kosten des Neubaus. Er schmunzelt: „Vielleicht, wenn wir eröffnen.“ Aber bis dahin werden noch viele Pralinen produziert und weltweit verspeist.