Bochum/Köln. Das Bochumer Familienunternehmen Ruth lackiert essbare Pumps und präsentiert sie bei der Süßwarenmesse in Köln.
Hallen voller Süßigkeiten – für viele Leckermäuler wird der Traum ab dem morgigen Sonntag wahr. In Köln öffnet die Internationale Süßwarenmesse, die weltweit größte ihrer Art. Vier Tage lang zeigen rund 1660 Anbieter aus 73 Ländern ihre Neuigkeiten rund um Süßwaren und Snacks. Allerdings nur einem Fachpublikum.
Zwar ist das eine Fachmesse, auf der sich ein Branchenfremder nicht einfach durch die Massen an Süßwaren probieren darf, einige der vorgestellten Trends könnten aber schon bald für jeden zu kaufen sein. Schließlich lieben die Verbraucher in Deutschland ihre Süßigkeiten. Nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Süßwaren, Knabberartikeln und Markeneis im vergangenen Jahr bei schätzungsweise 30,89 Kilogramm im Wert von 96,62 Euro. Im Vergleich: Im Jahr verzehrt ein Deutscher statistisch 670 Kilogramm Lebensmittel, ohne Getränke.
Angebote für Vegetarier und Veganer
„Zu den Trends im Süßwarenmarkt zählen Produkte mit Pflanzenproteinen, exotischen Beeren oder Gewürzen“, erläutert Solveig Schneider vom BDSI. Außerdem lägen Süßwaren und Knabberartikel für Vegetarier und Veganer weiterhin im Trend. „Passgenaue Produkte für individuelle Verbraucherbedürfnisse werden im Süßwarenmarkt immer wichtiger“, so die Branchenkennerin. Dazu zählten zucker- und salzreduzierte, aber auch Produkte in Bioqualität oder mit nachhaltig angebauten Rohstoffen. „Konsumenten und Unternehmen achten sehr darauf“, betont Schneider.
Auch auf der ISM vertreten ist das in Bochum-Wattenscheid ansässige Familienunternehmen Ruth. „Im vergangenen Jahr waren Schoko-Einhörner total gefragt, jetzt sind Sachen mit Glitzeroptik trendy“, sagt Inhaber Max Ruth. Seit 1968 stellt das auf Schokolade spezialisierte Unternehmen Lebensmittelfarbe, Lebensmittellackspray und Kakaobutterspray für Marzipanfiguren her. Der Trend zu bunter Schokolade hat sich zuletzt verstärkt.
So stellten die Bochumer Schoko-Einhörner mit strahlendem Horn und Körper und glitzernde High Heels aus Schokolade her. Den Ursprung dieser Entwicklung sieht Ruth im Ausland: „In Amerika gibt es Cappuccino-Läden, die Glitzer auf ihre Getränke gemacht haben. Der Trend kam dann zu uns rüber.“
Goldnuggets aus Nussbruch
Auf der ISM stellt das Bochumer Unternehmer außerdem eine Schatztruhe mit Goldnuggets vor. „Die Nuggets sind natürlich nicht aus Gold, sondern aus Nussbruch-Schokolade mit Glitzer“, sagt Ruth. Außerdem gebe es für Pärchen geteilte Herzen mit beschrifteten Hälften für „King“ und „Queen“. „Wir bieten aber auch Ausführungen für homosexuelle Paare an“, betont der Unternehmer.
Bei Punkten wie der Laktosefreiheit oder veganer Schokolade würden sich die Geister scheiden. „Schokolade, die mit Reismilch produziert wurde, schmeckt schon deutlich anders. Jemand, der laktoseintolerant ist, will aber vielleicht auch einen Schoko-Nikolaus haben. Wir werden so etwas vermutlich 2019 produzieren“, erläutert er. Der Trend der Nachhaltigkeit hätte sich laut Ruth aber noch nicht richtig durchgesetzt.
3,8 Millionen Tonnen Süßwaren
„Verhalten zuversichtlich“ blicke die Süßwarenindustrie nach Verbandsangaben auf das noch junge Jahr. 2017 sei „durchwachsen“ gewesen. Die Entwicklungen im gesättigten Inlandsmarkt seien stabil geblieben, der Exportumsatz aber leicht rückläufig. Nach Schätzung des BDSI wurden im vergangenen Jahr 3,8 Millionen Tonnen Süßwaren und Knabberartikel produziert, 2,1 davon exportiert. Der Exportumsatz sank um 1,5 Prozent auf rund 7,9 Milliarden Euro. Schließlich blieb das wichtige Geschäft mit Großbritannien deutlich hinter der Vorjahresentwicklung zurück. Grund dafür sei der Kurssturz des britischen Pfundes nach der Brexit-Entscheidung.