Wattenscheid. .

Hauptkommissar Thomas Drulla kontrolliert als Bezirksbeamter der Polizei in der Innenstadt. Nicht nur die City, auch die Polizeiarbeit habe sich in den letzten 30 Jahren verändert.

Schön ist es hier nicht. Pappschachteln, Papierfetzen, Zigarettenstummel liegen vor dem Albert-Schweitzer-Haus auf Weg und Wiese. Der seit Langem leerstehende ehemalige Kinder- und Jugendtreff bietet nicht gerade ein Postkarten-Panorama. An diesem sonnigen Mai-Nachmittag aber ist das Gelände verwaist. „Das ist der Vorführeffekt“, sagt Hauptkommissar Thomas Drulla. Sonst hängen hier oft Leute rum, um etwas abseits des Trubels zu trinken.

Mit dieser Klientel hat der Beamte in seinem Bezirk, der City, regelmäßig zu tun. Er kennt die Treffpunkte: das Gertrudiscenter, den Brunnen am August-Bebel-Platz oder die Post. Die Wattenscheider „Trinkerszene“ besteht nach Drullas Schätzungen aus 20 bis 30 Menschen. Sie sind in der Regel sozial schwach, aber nicht alle obdachlos. „Viele Kaufleute fühlen sich von denen gestört“, sagt Drulla, problematisch sei die Trinkerszene trotzdem nicht: „Es ist nicht verboten, in der Öffentlichkeit Bier zu trinken, und solange sie keinen stören. . .“

Es sind eher kleine Problemchen als große Probleme, die in der Innenstadt eine Rolle spielen. Am August-Bebel-Platz beschweren sich Ältere oft über Schüler, wenn die lärmend aus der Straßenbahn aussteigen. Ab und zu fährt jemand mit dem Auto durch die Fußgängerzone. Drulla erzählt von einem alten Mann, der neulich seine gehbehinderte Frau direkt bis vor die Tür ihres Arztes brachte. „Soll ich in so einem Fall Bußgeld kassieren?“, fragt Drulla, er meint das rhetorisch. Natürlich nicht: „Ich sage dann: Sie wissen, dass das verboten ist, bitte fahren Sie ganz vorsichtig zurück.“ An Markttagen kämen Falschfahrten zwar öfter vor, aber verglichen etwa mit der Bochumer City sei auch das selten. Kein organisierter Drogenhandel, keine schwere Kriminalität, manchmal eine Prügelei nach einem Stadtfest – „wir haben hier Probleme, da würden die Kollegen in den Großstädten drüber lachen.“

Drulla, 52, ist gebürtiger Wattenscheider. Er kennt das Zentrum noch aus Zeiten, in denen mehr los war. „Die Polizeiarbeit heute kann man nicht mit der vor 30 Jahren vergleichen.“ Er erzählt von den Kinos, Restaurants, Discos. „Da konnte man noch richtig rausgehen.“ Die Polizei habe viele Einsätze in Kneipen gehabt, heute vor allem in Wohnungen und Schrebergärten. Oder eben am Albert-Schweitzer-Haus und an den anderen einschlägigen Treffpunkten der Trinkerszene.