Höntrop. . Im offenen Ganztag der Kirchschule geben die Malteser Benimmkurse. Erstmals wird „Knigge“ den ganz Kleinen beigebracht. „Bitte“ ist vielen fremd.

Schon lange bietet der Malteser Hilfsdienst Benimmkurse für Jugendliche an. Aber für Grundschulkinder? „Als die Anfrage von den Betreuerinnen des offenen Ganztags (OGS) kam, war klar: Wir betreten Neuland“, erklärt Maron Wiemann, Projektleiterin bei den Maltesern.

36 Kinder werden derzeit während der Herbstferien in der Kirchschule betreut. Die acht pädagogischen Mitarbeiterinnen befassen sich dort seit längerem mit den Themen Wertschätzung und Höflichkeit. „Wir erleben, dass Mütter mit dem Handy am Ohr grußlos ihre Kinder in der Schule abgeben. Den Kindern fehlen oft die Vorbilder“, hat Danuta Chludzinski beobachtet.

„Guten Morgen“ fällt oft schwer

Motivation für „Herbstferien rund um Knigge“ war zudem, dass die Kirchschule sich die „soziale Schule“ als pädagogisches Konzept gegeben hat. Weil das „Guten Morgen“ den Kleinen schwer fällt, geht es die ganze Woche lang um Manieren.

Im Mittelpunkt steht ein zweitägiger Workshop, der heute fortgesetzt wird. Dazu haben die Malteser die Theaterpädagogin Henrike Tönnes (34) gewinnen können, die spielerisch – etwa mit Rollenspielen und Improvisationstheater – das Thema angeht.

„Bitte ist vielen fremd“

„Was ist für euch gutes Benehmen?“, fragt sie in die Runde. Vom „leise sein“ über Regeln beachten bis hin zum „warten können“ spulen die Mädels und Jungs das bereits Erlernte ab. Sie sehen aber auch, wie wichtig das Wort „bitte“ ist: Zwischen „Kann ich bitte Limo haben?“ bis „Ich will Limo! Aber zacko!“ liegen schließlich Welten.

Benimmkurs auch an Kindertagesstätten

Seit 2010 engagieren sich die Malteser an Schulen in der Diözese Essen mit dem Projekt „Der perfekte Auftritt“. Adressaten sind Jugendliche aus benachteiligten Verhältnissen.

Das Pilotprojekt „Benimmkurs an Grundschulen“ hat Mut gemacht: Nun ist geplant, damit auch an Vorschulkinder in Kitas heranzugehen.

„In vielen Familien sind beide Eltern berufstätig. Aber auch Alleinerziehenden fehlt die Zeit, Kindern Manieren beizubringen; das wird dann den Lehrern überlassen“, sagt Betreuerin Britta Kuprat.

Wertschätzung anderer, das werde vernachlässigt, weiß auch Marion Wiemann: „Das ist ein Fass ohne Boden“. Sie betont aber auch, das sei kein Thema der Schichten oder Kulturen, wenn sie auch erlebt hat, dass ein Jugendlicher aus der Türkei anderen nicht in die Augen schauen mochte, weil er es für respektlos hielt.

Essen am fein gedeckten Tisch

Tischmanieren werden auch ein Thema sein für die Kirchschüler. Am Donnerstag – das Essen wird von einem Caterer geliefert – wird in der Schule erstmals an fein gedeckten und dekorierten Tischen gespeist. Zudem geht es um höflichen Small-Talk über das Essen und dessen Wertschätzung. Jedes Stück Fleisch war einmal ein Tier, sagt Britta Kuprat, und schildert: „Wir erleben, dass Kinder die Gabel in die Faust nehmen, damit das Schnitzel zum Mund führen und abbeißen. Wenn wir das hinterfragen, kommt die Antwort: ,Die Mama isst doch auch so’.“

Wenn nur etwas hängen bleibt, sind die Pädagoginnen schon zufrieden. Kinder geben ihre neuen Erfahrungen zu Hause weiter, und oft wundern sich die Eltern wenn der Sprössling anfängt, nach dem Abendbrot Geschirr abzuräumen.

Wozu gutes Benehmen überhaupt wichtig ist? Pierre blickt in die Zukunft: „Für einen guten Job.“