Oberhausen. . Malteser Hilfsdienst bietet erstmals in Oberhausen einen Benimm-Kurs an und die Zehntklässler der Hauptschule Alstaden sind begeistert dabei.
„Dein perfekter Auftritt“ lautet der Titel des Oberhausener Pilotprojektes für die rund 60 Zehntklässler an der Hauptschule Alstaden. Der Name ist Programm. Schließlich sollen die 15- bis 17-Jährigen mit Hilfe des Benimm-Kurses fit für ihren künftigen Berufsalltag gemacht werden.
Salma träumt von einer Zukunft als Arzthelferin. Begrüßungsrituale, Höflichkeit werden da groß geschrieben. Die 16-Jährige lernt: Wer sich oder andere vorstellt, sollte das stets mit Vor- und Zunamen machen. Benimm-Coach Christel Wolf war im Auftrag der Malteser bereits in Herner und Bochumer Schulen tätig.
Jetzt ist sie zum ersten Mal in Oberhausen aktiv. „Es dürften ruhig noch mehr Schulen mitmachen, egal ob Haupt-, Real-, Gesamtschule oder Gymnasium.“ Denn gebrauchen könnten es alle Schüler.
Gemeinsam am Tisch essen
Da kann Eva Schweder nur nicken. Seit 25 Jahren unterrichtet die Pädagogin an der Hauptschule Alstaden. „Was ich aber in den letzten fünf bis sechs Jahren erlebt habe, ist erschreckend.“ Um es gleich vorweg zu nehmen: „An den Kindern liegt es nicht“, betont Schweder, die an ihrer Schule auch eine Benimm-AG leitet. Nein, es seien viel zu viele Eltern, die kaum Wert auf Manieren – und auf gemeinsame Mahlzeiten legten. „Viele Kinder essen heute nur noch alleine vor dem Fernseher oder Computer.“ Bei Tisch hingen sie kopfüber fast im Teller, abgestützt auf den Ellenbogen, mit Minimalbewegungen von Gabel oder Löffel. „Traurig ist, dass es ihnen niemand anders beibringt. Traurig auch, dass die Tischsituation nicht mehr als Familientreff genutzt wird, um über den Tag zu sprechen.“
Dabei wäre gerade dies ein Ritual, das die Kinder liebten. „Das erleben wir bei unserem gemeinsamen Klassenfrühstück immer wieder.“ Wie beseelt die Schüler da die Tische eindeckten, Servietten falteten. „Wenn der Tisch mit Sorgfalt gedeckt ist, fühlt sich ein Kind geschätzt – wie aber mag es sich so alleine mit seinen Pommes oder dem Döner vor der Glotze fühlen?“
Auf gutes Benehmen kommt es auch an
Manieren, begreifen auch Hayra (16), Agnes (16), Ruzhdi (17), Silas (15) und Ricky (17), drücken Achtung aus. Man zeigt sie – und erhält sie. Wer Erfolg im Beruf haben will, sollte nicht nur gute Noten mitbringen, sagt Christel Wolf. Wer die Schule verlässt, sollte die Geheimsprache beherrschen, die ein Miteinander erst geschmeidig macht.
Zum Beispiel bei einer Betriebsfeier. „Was schickt ihr uns für Schüler?“, wurde Eva Schweder vor Jahren vorwurfsvoll von einem Betriebsleiter gefragt. Der Auszubildende hatte nach dem Essen im Restaurant die Füße auf den Tisch gelegt und sich eine Zigarette angezündet. Ob er in seiner Firma weit kam? „Wohl kaum“, meint Eva Schweder. Für den jetzigen Abschluss-Jahrgang wünscht sich die Pädagogin mehr Erfolg. Und die Jugendlichen sind bereit, ihre Chance zu nutzen.
Nach Christel Wolfs Aufforderung decken sie den Tisch für ein Vier-Gänge-Menü: Salatbesteck, Dessertlöffel, Messer nach rechts, Gabeln nach links. Verflixt, wo kommt das Weinglas hin? Ruzhdi speichert alles aufmerksam ab. Der 17-Jährige hat seinen Ausbildungsvertrag zum Kaminbauer bereits in der Tasche. Wenn sein Chef ihn zur Betriebsfeier einlädt, wird er staunen. Denn da sitzt ein junger Mann, der weiß, worauf es eben auch ankommt: „Auf gutes Benehmen.“
Malteser suchen Ehrenamtliche
Wer mehr über die Benimm-Kurse wissen möchte, kann sich an Projektleiterin Marion Wiemann vom Malteser Hilfsdienst wenden: Tel. 0173 5488030 oder per E-Mail unter marion.wiemann@malteser.org
Wer Interesse an dem Thema hat und ehrenamtlich Benimm-Kurse erteilen oder die Kurse als Sponsor unterstützen möchte, ist bei Marion Wiemann ebenfalls an der richtigen Adresse. Diesmal spendierte übrigens die Volksbank Rhein-Ruhr den besten Teilnehmern ein Vier-Gänge-Menü in der Gaststätte Zur Antony-Hütte.