Essen. Es war die Wiederaufwärmung eines Formats, das RTL II am besten für immer in der Versenkung hätte verschwinden lassen. Die Scripted-Reality-Show “Die Super-Checker“ verleitete zu Ekel-Schauern, Kopfschütteln und bisher ungeahnter Fremdscham. Außer abgeklatschter Film-Klischees gab es wenig zu sehen.
Fehler macht man normalerweise nicht ein zweites Mal. RTL II hat damit aber augenscheinlich nicht die geringsten Probleme. Nach mehreren Jahren zog der Sender das Format "Die Super-Checker" wieder aus der Schublade - aus der alleralleruntersten Schublade.
Das Konzept ist schnell erklärt. Drei unfassbare Macho-Männer treffen sich mit jungen Frauen, die die Checker-Qualitäten dann beurteilen.
Was vielleicht in irgendeiner ernsthaften Art noch interessant sein könnte, entpuppte sich schon nach wenigen Sekunden zum absolut niveaulosen Format im Scripted-Reality-Stil.
Die Männer - Sänger und Koch Shkelzen, der selbsternannte König von Lloret de Mar Don Francis und Azubi und Vollzeit-Macho Marco - ließen keine auch noch so aufgesetzte anzügliche Anspielung aus. Die Frauen - Sportstudentin Nina, Barkeeperin Sandra und der selbsternannte Erotikstar Lexy - schaffen es kaum, den vorgeschriebenen Text glaubhaft in die Kamera zu sprechen und dabei die teilweise knappen Anziehsachen in Position zu halten.
Marco steht auf Macho-Maschen der spontanen Art
Statt den Machos Frauen entgegenzusetzen, die ihnen zeigen, dass sie nicht auf die Maschen, Lügen und - wie Azubi Marco sie nennt - spontanen Sprüche á la "Hey Baby, glaubst du an die Liebe auf den ersten Blick oder soll ich nochmal vorbeigehen?" - reinfallen, hat sich RTL II dazu entschieden, alle Figuren in diesem Daily-Soap-Desaster schlecht dastehen zu lassen.
Beim Date von Sänger und Koch Shkelzen tauchen zuuufällig seine zwei Mädchen auf, denen er nebenbei SMS schreibt. Eine davon als "Geile Marie" im Telefonbuch gespeichert - wie es sich für einen wahren Super-Checker wohl gehört. Also große Eskalation im Restaurant. Drei Mädchen, ein Macho in Nöten und ohne schauspielerisches Talent. Das fehlte allerdings auch sowohl den drei Damen als auch den Schreibern der Sendung.
Aber fürs Kabarett hätte das Finale fast Chancen. Als erstes schüttete ihm Verschmähte Nummer 1 ihr Getränk ins Gesicht. Dann folgte Verschmähte Nummer 2. Sie nutzte die zweite, auch ganz klassische Form der Rache: die - dank Geräuscheffekten - schallende Backpfeife. Die RTL-Jury-Dame, Barkeeperin Sandra, rächte sich unkonventionell. Die heiße Margherita Pizza landete komplett im Gesicht des aufgeflogenen Machos.
Studentin Nina lässt die Hüllen fallen
Das nächste Filmklischee erlebte Studentin Nina mit Don Francis. Sie spielte "Sportstudentin gone wild". Erst war sie vom Macho angeekelt, dann ließ sie sich von ihm auf der Bühne in einem Club dazu überreden, die Bluse auszuziehen und sich völlig zu vergessen. Na das ist doch ein Erfolg.
Als Zuschauer kam man aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Hin- und hergerissen zwischen den Männern, den Frauen und den Produzenten der Sendung auf der Suche nach dem schlimmsten und unangenehmsten Part an diesem Abend.
Da hilft nur eins: nie wieder einschalten und hoffen, dass nach diesen sechs geplanten Folgen RTL II die einzig richtige Entscheidung trifft und das Format nicht mehr in irgendeine Schublade, sondern endgültig in den Müll befördert.