Haltern. Heute morgen um 7 Uhr zitterte der Boden in Haltern am See: Ursache für das Beben sind offenbar Absackungen in alten Bergbaustollen. Mit einem Wert von 3,5 ist es das stärkste Bergbau-Beben in diesem Jahr. Zeugen berichten von schwankenden Häusern.
Als Guido Steinhausen am Freitagmorgen beim Frühstückskaffee saß, begannen plötzlich die Kugeln am Christbaum zu wackeln. "Ich dachte, ich guck nicht recht", erzählt Steinhausen, der in Haltern am See wohnt. "Das war so ein ganz komisches Gefühl, als hätte es drei kurze Erdstöße gegeben." Nach ein paar Sekunden war alles vorbei.
"Ein bisschen mulmig wird einem bei sowas ja schon zumute", sagt er. Das Erdbeben, das Guido Steinhausen und viele andere Halterner gespürt haben, gehört zu den stärksten Beben 2013 in Deutschland. Gegen 7 Uhr morgens zitterte die Erde, die Seismographen haben Magnituden-Werte zwischen 3,0 und 3,5 gemessen.
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Dass das Beben keine natürliche Ursache hatte, weiß Sebastian Wehling-Benatelli vom Seismologischen Observatorium der Ruhr-Uni Bochum: "In Haltern hatten wir heute ein sogenanntes bergbauinduziertes Beben." Anders als etwa in der Kölner Bucht, wo Beben die Folge von Erdplattenverschiebungen sind, entstehen in ehemaligen Bergbaugebieten Erd-Erschütterungen, weil Erde an alten Stollen absackt oder untertage abgebaut wird.
Auch Beben mit niedrigen Werten können katastrophal sein
Während man bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften von einem Magnituden-Wert von 3,5 ausgeht, listet die Ruhr-Uni das Beben unter 3,0. "Wir werten die Ergebnisse von insgesamt 13 Mess-Stationen aus, die alle unterschiedliche Messungen liefern", erklärt Wehling-Benatelli.
Zwei der Stationen in der Nähe von Haltern hätten demnach Werte von 3,6 ausgegeben, andere 3,0. "Der offizielle Wert, den wir angeben, ist ein Mittelwert", erklärt der Geologe. So oder so sei der Halterner Erdrüttler aber das stärkste Bergbau-Beben 2013 in Deutschland.
Allerdings sage der Zahlenwert nicht unbedingt etwas über die eigentliche Schwere des Bebens aus. Während Beben mit niedrigem Wert katastrophale Auswirkungen haben können, würden mittelschwere Beben manchmal kaum wahrgenommen. Das liege an der Beschaffenheit des Bodens, unter dem die Erde grummelt.
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"Wir haben gerade im Gebiet um Haltern häufiger den Fall, dass Beben mit hohem Magnituden-Wert von den Menschen nicht als schwerwiegend wahrgenommen werden -- und umgekehrt", sagt Sebastian Wehling-Benatelli.
"Das ganze Haus ist abgesackt"
Die Ursache dafür seien vermutlich Sandablagerungen, die die seismischen Wellen verzerrten. Halterner, die in anderen Teilen der Stadt wohnen, spürten das Beben offenbar deutlicher, als Guido Steinhausen.
So zitiert der Recklinghäuser Geo-Wissenschaftsstudent Jens Skapsi auf seiner Homepage einen Augenzeugen: "Das ganze Haus ist abgesackt und hat dann heftig geschwungen. Einige Gläser sind vom Tisch gefallen. So was habe ich in den ganzen Jahren noch nicht erlebt. Hatte das erste Mal seit über 30 Jahren echt Angst, dass das Haus zusammenbricht." Auch bei der Polizei waren Meldungen zum Erdbeben eingegangen.
Die RAG teilte mit: "Für eventuell aufgetretene Belästigungen bittet das Bergwerk Auguste Victoria um Verständnis. Erderschütterungen sind leider nicht zu verhindern und auch für den weiteren Abbau dieser Bauhöhe nicht auszuschließen."