Marl. Ein neu abgeschlossener Telefon-Vertrag mit Vodafone hatte für einen schwerkranken Mann (87) aus Marl weitreichende Folgen. Das Notrufsystem der Johanniter, das der Schlaganfall-Patient immer bei sich trägt, funktionierte nicht mit der neuen Technik. Seine verzweifelte Familie versucht zu helfen.

Wenige Momente der Unachtsamkeit genügten - schon steckte ein 87-jähriger, schwerkranker Marler in größten Schwierigkeiten. Dass er einen Vertrag in der Tasche hatte, den er nicht wollte, war noch das geringere Übel.

Plötzlich ohne funktionierendes Notrufsystem dazustehen - das brachte seine Angehörigen an den Rand der Verzweiflung. Der Senior hatte einen Anruf erhalten, in dem ihm die Stimme am Ende der Leitung einen spektakulär guten und günstigen Telefon-Tarif anbot. Ein für Vodafone tätiges Unternehmen war auf Kundenfang.

Der Senior ließ sich ködern, bekam Besuch von einem Vertreter, unterschrieb am Ende den Vertrag. Was er nicht bedachte und woran ihn auch niemand erinnerte: Das Notrufsystem der Johanniter - ein Gerät, das er ständig bei sich trägt - funktioniert nicht im Zusammenspiel mit der Vodafone-Technik. Nach zwei Schlaganfällen kann diese Technik aber für den Senior lebenswichtig sein. Im Notfall hätte er nicht nur auf sein Notrufsystem, sondern auch auf sein Telefon verzichten und erst nach seinem Handy suchen müssen - eine Vorstellung, bei der der Familie die Haare zu Berge standen.

Vodafone entschuldigt sich

Hilfe suchend wandte sich sein Schwager Hans-Dieter Adameck an unsere Redaktion. In kurzer Zeit zeigte Vodafone sich einsichtig. Volker Petendorf aus der Pressestelle des Konzerns, räumte ein: "Das hätten wir niemals tun dürfen. Das würden wir niemals hinbekommen, dass das Notrufsystem mit unserem System funktioniert." Der Pressesprecher sprach von einer "völligen Fehlberatung", die eine beauftragte Firma hier geleistet habe: "Das wird Konsequenzen haben."

Die hat es auch für die Marler Familie - im positiven Sinne. Vertreter von Vodafone nahmen bereits Kontakt zu den Betroffenen auf, entschuldigten sich förmlich und erklärten sich bereit, ungeachtet aller juristischen Probleme zu helfen. Der 87-Jährige ist voll geschäftsfähig und konnte deshalb besagten Vertrag schließen. Trotzdem verzichtet Vodafone auf jegliche Ansprüche und sagte schriftlich zu, auch bereits gezahlte Gebühren etwa für die Portierung (Übertragung) der Rufnummer zurück zu erstatten.

Ansprechpartner der Telekom, so berichtet der Schwager, hätten ebenfalls sofort zugesagt, den Anschluss so schnell wie technisch möglich wieder zurück zu übertragen. In den nächsten Tagen dürfte der Senior sein Telefon und sein Notrufsystem wie gewohnt wieder benutzen können.