Marl. Bei Tina Kraft klingelt seit Tagen pausenlos das Handy. Alle Anrufer fragen nach, wie es der Spieliothek-Chefin geht, wollten helfen. Im Urlaub gingen der Marlerin angeblich Reisepass, Geld und Kreditkarte verloren. Das stand in einer E-Mail, die Tina Kraft nie abgeschickt hat.

Hacker hatten das E-Mail-Konto der Spieliothek-Chefin geknackt, sämtliche Mail-Adressen in ihre Hand gebracht - und versucht, damit Geld zu machen. Denn in der Mail bat eine "Tina Kraft" die Adressaten in nicht ganz astreinem Deutsch um finanzielle Unterstützung. 1200 Pfund seien vonnöten, um aus dem ganzen Schlamassel wieder herauszukommen und sich ins nächste Flugzeug nach Hause setzen zu können. Dass die Helfer ihr Geld wieder zurückbekommen sollen, wurde natürlich ausdrücklich erwähnt.

"Wir haben mittlerweile herausgefunden, dass der Hacker-Angriff von Nigeria aus gestartet wurde", sagt Tina Krafts Ehemann Bruno, der versucht hat, das ganze Geschehen am Computer nachzuvollziehen. "Die Unbekannten haben das Password geknackt, sind so an alle Daten und Adressen gekommen", erläutert er weiter. Die Krafts haben mittlerweile ihr Passwort geändert - und nutzen nun ein komplizierteres. Für sie auch ärgerlich: Durch den Hacker-Angriff sind alle E-Mail-Adressdaten verloren gegangen. Bruno Kraft: "Die müssen wir mühselig rekonstruieren."

Derartige Angriffe aus dem Internet nehmen mehr und mehr zu, wie Polizeisprecherin Ramona Hörst auf Anfrage mitteilt. Erkennen könne man die getricksten Mails meist daran, dass sich die Adresse, von der die Mail vermeintlich abgeschickt wurde, von der unterscheidet, an die die Antwort-Mail gehen soll. "Am besten ist es, zu versuchen, auf andere Art und Weise mit den scheinbar in Not geratenen Personen Kontakt aufzunehmen und nachzufragen, was wirklich los ist", so Ramona Hörst. Sie rät, die Passwörter mit Buchstaben und Zahlenkombinationen so aufzubauen, dass sie nicht so leicht zu knacken sind. Außerdem sollten die Codes regelmäßig geändert werden.