Marl. Als kürzlich in Herten der Zahn eines Mammuts ausgegraben wurde, war er plötzlich wieder präsent: Der gewaltige Mammut-Kopf mit einem riesigen braunen Zahn, der in den 20er Jahren in Marl gefunden worden ist. Seit 20 Jahren liegen die Knochen in einer Kiste im Keller des Theaters.

Im dunklen Keller, in einer gewaltigen Sperrholzkiste liegt das älteste Zeugnis der Marler Geschichte: Ein gewaltiger schwarzbrauner Mammutkopf mit einem eindrucksvollen dunkelbraunen Zahn. Das Stück ist fast vollständig in Vergessenheit geraten, seit es vor 20 Jahren eingemottet wurde. Davor lag der Schädel unbeachtet in der Schererschen Villa am Volkspark. Einer der Gebäude, in denen heimatkundliche Erinnerungsstücke aufbewahrt wurden.

Als kürzlich in Herten ein Mammut-Zahn ausgegraben wurde, machte man beiläufig den Landschaftsverband darauf aufmerksam, dass das doch gar nichts sei gegen das Stück, das Marl aufbewahre.

Knochen liegen im Keller des Theaters

Das Interesse des LWL-Museums für Archäologie an der „Wiederentdeckung“ musste der Kulturkoordinator der Stadt Marl, Klaus-Peter Lauche, allerdings bremsen: Das schöne Stück sei nicht zu vergeben, es ist reserviert für das neue Museumskonzept des Heimatvereins. Derzeit ist der Schädel nicht zu besichtigen. Vier Männer werden gebraucht, um den Deckel von der Kiste zu heben, die im Keller des Theaters steht. Darin liegt das zerbrechliche Stück, dick eingepackt in Folie. Nebenan eine weitere Kiste mit einem zwei Meter langen Knochen. Kleiner Teile liegen noch in Regalen. Wie alles zusammengehört, ist nicht klar.

In Vergessenheit geraten sind auch die Umstände des Fundes. Das Mammut wurde in den 20er Jahren beim Bau der Lippe entdeckt, also noch weit bevor der industrielle Aufschwung begann.

Museumslandschaft soll entstehen

Irgendwann kamen die Knochen in die Scherersche Villa. Dort gab es auch noch eine Gesteinssammlung. Doch die Marler liebten den Blick nach vorn und nicht den Blick zurück. Die Steine lagen auch mal im alten Amtshaus in Alt-Marl, dann in deren Keller, jetzt liegen sie wieder zusammen mit dem Schädel im Theater-Keller.

Das könnte sich ändern. Denn der Heimatverein kümmert sich seit Jahren unter der Führung von Hubert Schulte-Kemper immer intensiver um die Marler Historie. Seine neueste Idee ist eine „Museumslandschaft“, die verschiedene Aspekte der Marler Geschichte zusammenfasst. Er sieht eine Touristenattraktion, wenn Fremde reihum die Stationen anfahren. Der Kopf mit dem Zahn wäre schon eine tolle Sache, meinte er bei einer Besichtigung am Freitagmittag.

Kulturkoordinator Klaus-Peter Lauche weiß, dass Schulte-Kemper gern in großen Dimensionen denkt. Vorsichtig setzt er schon mal die städtische Bremse an: Gerne werde Marl die Pläne unterstützen, doch Geld habe man dafür nicht. Man werde aber alles daran setzen, Fördertöpfe beim Land oder beim Bund zu öffnen.

Bis dahin bleibt das Mammut in Ruhe liegen: Hinter dicken Türen und neben Theater-Requisiten.