Marl. . Die Piratenpartei hat Melanie Kalkowski aus Marl für den Bundestagswahlkampf auf Platz 1 der Landesliste gesetzt. Die 34-Jährige ist Finanzbeamtin und hat klare Vorstellungen zum Thema Steuern und zu anderen Finanzthemen. Im Bundestag will sie sich dafür einsetzen, die Abgeordneten-Bestechung abzuschaffen.
„Die Resonanz hat mich aus den Socken gehauen.“ Melanie Kalkowski (34) will sich ein neues Handy zulegen, um einen Rest von Privatleben zu retten. Die Finanzbeamtin wird überschwemmt mit Mails und Anrufen, seit sie am Wochenende von ihrer Partei für den Bundestagswahlkampf auf Platz 1 der Landesliste gesetzt wurde. Melanie Kalkowski ist „Piratin“ und hat etwas, was ihrer Partei fehlt: Sie hat Ahnung von Finanzen und klare Vorstellungen zum Thema Steuern.
Das zweitägige „Kandidatengrillen“ auf dem Landesparteitag brachte ein eindeutiges Ergebnis. „Das Adrenalin rauscht mir immer noch durch die Adern“, bekennt sie am Tag danach. Wenn die Piraten im September fünf Prozent holen, dann ist sie im Bundestag.
Nickname „Coxsackievirus"
Der Grundstein für eine politische Karriere wurde bereits im Doppelgymnasium Albert-Schweitzer/Geschwister-Scholl gelegt, als im Unterricht die Schulzusammenlegung diskutiert wurde. „Damals habe ich mich für Kommunalpolitik interessiert.“ Dann kam der Sprung über die Landes- zur Bundespolitik und die Erfahrung aus ihrem Beruf als Finanzbeamtin. In Marl war sie Gründungsmitglied von „Crew Marl anders“, im Irish Pub diskutierte sie regelmäßig. Seit November 2011 ist sie Piraten-Mitglied, Nickname „Coxsackievirus“.
„Es ist ein Vorurteil, bei den Piraten gebe es nur junge Computer-Nerds“, wehrt sie sich. In Wahrheit sei es eine sehr gemischte Truppe. Sie gehört wohl eher zu den praktischen Vordenkern.
Piratenpartei„Wir brauchen eine Reform der Gewerbesteuer“, sagt sie. Das Steuerrecht müsse einfacher und effizienter werden. „Abbau von Subventionen, Entbürokratisierung bei gleichzeitiger Berücksichtigung von sozialen Komponenten.“
Finanzthemen liegen ihr. Auf jeden Fall müsse die Abgeordneten-Bestechung abgeschafft werden. Dafür wolle sie kämpfen, wenn sie in den Bundestag komme. „Mit Idealismus und Überzeugung.“ Dass manche Ziele fast chancenlos erscheinen, davon lässt sie sich nicht beirren. „Das motiviert mich um so mehr.“
Beim Straßenwahlkampf engagiert
Welche Gedanken sie seit Jahren hat, daraus habe sie nie ein Geheimnis gemacht. In Marl und in Recklinghausen ist sie regelmäßig beim Stammtisch (30. Januar Recklinghausen, 19 Uhr „Komma“; 5. Februar, Marl, 19 „Taubenschlag“), beim Straßenwahlkampf hat sie sich engagiert. „Ich bin keine Person, die von sich aus ganz nach vorne gegangen ist“, erklärt sie, warum viele Menschen sie nicht kennen. Aber das hat sich seit Sonntag gründlich geändert.